Weise, Christian: Der freymüthige und höfliche Redner. Leipzig, 1693.bey andern Rednern zu tadeln XXXI. Also können wir nun dern/ b 4
bey andern Rednern zu tadeln XXXI. Alſo koͤnnen wir nun dern/ b 4
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bey andern Rednern zu tadeln
pflegt/ entſchuldigen/ oder wol gar
admiriren muͤſſen. Alcibiades
ſtamlete bißweilen/ und Plutar-
chus ruͤhmet gleichwol von ihm/
ſolches haͤtte ihm uͤber die maſſen
galant angeſtanden. Und ich weiß
einen Menſchen/ der an ſeinem ge-
liebten Frauenzimmer dieſes am
hefftigſten lobte/ weil ſie das R.
nicht wohl ausſprechen konte. Und
zu Anfang dieſes Seculi iſt ein vor-
nehmer Hoff-Prediger geweſen/
dem hat die gezwungene pronunci-
ation mit dem R. ſo treflich ange-
ſtanden/ daß etliche Studioſi, wel-
che den Buchſtaben ſonſt gar wol
ausſprechen kunten/ eben zu dieſen
gratioͤſen Fehler/ ich weiß wol nicht/
mit was vor einem Succesſ, ſich an-
gewehnet haben.
XXXI. Alſo koͤnnen wir nun
von keinem Lehrmeiſter dieſes fo-
dern/
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Zitationshilfe: | Weise, Christian: Der freymüthige und höfliche Redner. Leipzig, 1693, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_redner_1693/35>, abgerufen am 16.02.2025. |