Weise, Christian: Der freymüthige und höfliche Redner. Leipzig, 1693. Ahas. Aber was hab ich vor Missethat be- gangen/ daß ich mir die Liebste aus den Armen soll reissen lassen? Soll ein Kö- niglicher Printz deßwegen sterben/ weil sein Herr Vater von einem andern ge- lästert worden? Nim. Es ist ein Unglück/ welches von dem Verhängnisse zugeschicket wird. Ahas. Vielleicht wird man sich diesem Verhängnisse noch widersetzen können. Meine Liebste soll weder im Leben noch im Tode von mir gesondert seyn. Nim. Eu. Durchl. haben raison, daß sie ein Wort vor die Liebste sprechen. Aber was haben sie einzuwenden/ wenn wir die Söhne verlangen? Ahas. Jch muß das gantze Haus in Schutz nehmen/ wenn ich eine Person zu meiner Vergnügung aussuchen will. Nim. Durchl. Printz/ sie haben meinen Vorsehlag: Vielleicht wäre es der Ge- rechtigkeit genug/ wenn die Söhne zum Tode gebracht würden: Das Gesetze zielet schwerlich auff die Weibesbilder. Hier ist mein Parol, wo der kleine Sohn passiret wird/ so wird niemand an
Ahaſ. Aber was hab ich vor Miſſethat be- gangen/ daß ich mir die Liebſte aus den Armen ſoll reiſſen laſſen? Soll ein Koͤ- niglicher Printz deßwegen ſterben/ weil ſein Herr Vater von einem andern ge- laͤſtert worden? Nim. Es iſt ein Ungluͤck/ welches von dem Verhaͤngniſſe zugeſchicket wird. Ahaſ. Vielleicht wird man ſich dieſem Verhaͤngniſſe noch widerſetzen koͤnnen. Meine Liebſte ſoll weder im Leben noch im Tode von mir geſondert ſeyn. Nim. Eu. Durchl. haben raiſon, daß ſie ein Wort vor die Liebſte ſprechen. Aber was haben ſie einzuwenden/ wenn wir die Soͤhne verlangen? Ahaſ. Jch muß das gantze Haus in Schutz nehmen/ wenn ich eine Perſon zu meiner Vergnuͤgung ausſuchen will. Nim. Durchl. Printz/ ſie haben meinen Vorſehlag: Vielleicht waͤre es der Ge- rechtigkeit genug/ wenn die Soͤhne zum Tode gebracht wuͤrden: Das Geſetze zielet ſchwerlich auff die Weibesbilder. Hier iſt mein Parol, wo der kleine Sohn paſſiret wird/ ſo wird niemand an
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Ahaſ. Aber was hab ich vor Miſſethat be-
gangen/ daß ich mir die Liebſte aus den
Armen ſoll reiſſen laſſen? Soll ein Koͤ-
niglicher Printz deßwegen ſterben/ weil
ſein Herr Vater von einem andern ge-
laͤſtert worden?
Nim. Es iſt ein Ungluͤck/ welches von dem
Verhaͤngniſſe zugeſchicket wird.
Ahaſ. Vielleicht wird man ſich dieſem
Verhaͤngniſſe noch widerſetzen koͤnnen.
Meine Liebſte ſoll weder im Leben noch
im Tode von mir geſondert ſeyn.
Nim. Eu. Durchl. haben raiſon, daß ſie
ein Wort vor die Liebſte ſprechen. Aber
was haben ſie einzuwenden/ wenn wir
die Soͤhne verlangen?
Ahaſ. Jch muß das gantze Haus in
Schutz nehmen/ wenn ich eine Perſon
zu meiner Vergnuͤgung ausſuchen will.
Nim. Durchl. Printz/ ſie haben meinen
Vorſehlag: Vielleicht waͤre es der Ge-
rechtigkeit genug/ wenn die Soͤhne zum
Tode gebracht wuͤrden: Das Geſetze
zielet ſchwerlich auff die Weibesbilder.
Hier iſt mein Parol, wo der kleine
Sohn paſſiret wird/ ſo wird niemand
an
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Zitationshilfe: | Weise, Christian: Der freymüthige und höfliche Redner. Leipzig, 1693, S. 165. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_redner_1693/329>, abgerufen am 16.02.2025. |