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Weise, Christian: Der freymüthige und höfliche Redner. Leipzig, 1693.

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Ahab. Wir sind nicht kranck: Jst denn
dieses nicht genug?
Jsab. Wer nicht kranck ist/ der nimmt Spei-
se zu sich.
Ahab. Ein Gesunder kan auch nach Belie-
ben einen Fast-Tag halten.
Jsab. Aus einem solchen Fast-Tag lässet
sich gar schlechte Gesundheit abneh-
men. Ach mein König/ was ist denn
vor ein Zufall/ darvor unsere Sorge
wachen soll.
Ahab. Wir fühlen nichts/ es beschweret
uns nichts/ wer uns etwas Gutes gön-
net/ der lasse uns etwas schlummern.
Jsab. Ach das ist ein unzeitiger Schlaff.
(Die Scene fällt zu/ und verbirget den
König.)
O weh! Nun ist der Leib-
Medicus wohl entschuldiget/ oder ich
bin in gleicher Verdammniß. Es kan
nicht anders seyn/ es lieget dem Könige
was im Gemüthe/ also/ daß ihm der
Kummer auch zu leiblichen Schmertz
Anlaß giebet. Ach ist niemand/ der
hülfflosen Personen mit einem guten
Rathe erscheinet.
An-
Ahab. Wir ſind nicht kranck: Jſt denn
dieſes nicht genug?
Jſab. Wer nicht kranck iſt/ der nim̃t Spei-
ſe zu ſich.
Ahab. Ein Geſunder kan auch nach Belie-
ben einen Faſt-Tag halten.
Jſab. Aus einem ſolchen Faſt-Tag laͤſſet
ſich gar ſchlechte Geſundheit abneh-
men. Ach mein Koͤnig/ was iſt denn
vor ein Zufall/ darvor unſere Sorge
wachen ſoll.
Ahab. Wir fuͤhlen nichts/ es beſchweret
uns nichts/ wer uns etwas Gutes goͤn-
net/ der laſſe uns etwas ſchlummern.
Jſab. Ach das iſt ein unzeitiger Schlaff.
(Die Scene faͤllt zu/ und verbirget den
Koͤnig.)
O weh! Nun iſt der Leib-
Medicus wohl entſchuldiget/ oder ich
bin in gleicher Verdammniß. Es kan
nicht anders ſeyn/ es lieget dem Koͤnige
was im Gemuͤthe/ alſo/ daß ihm der
Kummer auch zu leiblichen Schmertz
Anlaß giebet. Ach iſt niemand/ der
huͤlffloſen Perſonen mit einem guten
Rathe erſcheinet.
An-
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[118/0282] Ahab. Wir ſind nicht kranck: Jſt denn dieſes nicht genug? Jſab. Wer nicht kranck iſt/ der nim̃t Spei- ſe zu ſich. Ahab. Ein Geſunder kan auch nach Belie- ben einen Faſt-Tag halten. Jſab. Aus einem ſolchen Faſt-Tag laͤſſet ſich gar ſchlechte Geſundheit abneh- men. Ach mein Koͤnig/ was iſt denn vor ein Zufall/ darvor unſere Sorge wachen ſoll. Ahab. Wir fuͤhlen nichts/ es beſchweret uns nichts/ wer uns etwas Gutes goͤn- net/ der laſſe uns etwas ſchlummern. Jſab. Ach das iſt ein unzeitiger Schlaff. (Die Scene faͤllt zu/ und verbirget den Koͤnig.) O weh! Nun iſt der Leib- Medicus wohl entſchuldiget/ oder ich bin in gleicher Verdammniß. Es kan nicht anders ſeyn/ es lieget dem Koͤnige was im Gemuͤthe/ alſo/ daß ihm der Kummer auch zu leiblichen Schmertz Anlaß giebet. Ach iſt niemand/ der huͤlffloſen Perſonen mit einem guten Rathe erſcheinet. An-

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Zitationshilfe: Weise, Christian: Der freymüthige und höfliche Redner. Leipzig, 1693, S. 118. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_redner_1693/282>, abgerufen am 22.07.2024.