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Weise, Christian: Der freymüthige und höfliche Redner. Leipzig, 1693.

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chen Hoffmeisters Hause wäre mir
bald die Lust zu allen weltlichen Dingen
vergangen.
Bad. Aber ist nun das Hertze etwas leichter
worden?
Ath. Der Anfang ist gut/ ich will hoffen/ es
soll besser werden.
Bad. Das stehet noch im Wege/ daß man
sich noch etwas bessers wünschen soll.
Arh. Jch fürchte mich noch immer der
Sünde/ wenn ich den Jsraelitischen
Gott vergessen soll.
Bad. Sie müste sich auch der Sünde fürch-
ten/ wenn sie den Baal von Sidon ver-
gessen solte.
Ath. Jst es mir doch niemals so schwer um
das Hertze/ wenn ich gleich einen Ba-
als-Pfaffen was zuwider thue.
Bad. Jch mercke die Ursache: Wer sich in
der Jugend solch Ding einbildet/ der
kan es die Zeit seines Lebens nicht aus
dem Sinne kriegen: Sie wird es dem
Herrn Hoffmeister schlecht dancken/
daß er ihr ohne Noth einen solchen Scru-
pel
ins Gewissen gesetzet hat.
Ath. Jch halte davor/ das Gewissen ist
schon
chen Hoffmeiſters Hauſe waͤre mir
bald die Luſt zu allen weltlichen Dingen
vergangen.
Bad. Aber iſt nun das Hertze etwas leichter
worden?
Ath. Der Anfang iſt gut/ ich will hoffen/ es
ſoll beſſer werden.
Bad. Das ſtehet noch im Wege/ daß man
ſich noch etwas beſſers wuͤnſchen ſoll.
Arh. Jch fuͤrchte mich noch immer der
Suͤnde/ wenn ich den Jſraelitiſchen
Gott vergeſſen ſoll.
Bad. Sie muͤſte ſich auch der Suͤnde fuͤrch-
ten/ wenn ſie den Baal von Sidon ver-
geſſen ſolte.
Ath. Jſt es mir doch niemals ſo ſchwer um
das Hertze/ wenn ich gleich einen Ba-
als-Pfaffen was zuwider thue.
Bad. Jch mercke die Urſache: Wer ſich in
der Jugend ſolch Ding einbildet/ der
kan es die Zeit ſeines Lebens nicht aus
dem Sinne kriegen: Sie wird es dem
Herrn Hoffmeiſter ſchlecht dancken/
daß er ihr ohne Noth einen ſolchen Scru-
pel
ins Gewiſſen geſetzet hat.
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[100/0264] chen Hoffmeiſters Hauſe waͤre mir bald die Luſt zu allen weltlichen Dingen vergangen. Bad. Aber iſt nun das Hertze etwas leichter worden? Ath. Der Anfang iſt gut/ ich will hoffen/ es ſoll beſſer werden. Bad. Das ſtehet noch im Wege/ daß man ſich noch etwas beſſers wuͤnſchen ſoll. Arh. Jch fuͤrchte mich noch immer der Suͤnde/ wenn ich den Jſraelitiſchen Gott vergeſſen ſoll. Bad. Sie muͤſte ſich auch der Suͤnde fuͤrch- ten/ wenn ſie den Baal von Sidon ver- geſſen ſolte. Ath. Jſt es mir doch niemals ſo ſchwer um das Hertze/ wenn ich gleich einen Ba- als-Pfaffen was zuwider thue. Bad. Jch mercke die Urſache: Wer ſich in der Jugend ſolch Ding einbildet/ der kan es die Zeit ſeines Lebens nicht aus dem Sinne kriegen: Sie wird es dem Herrn Hoffmeiſter ſchlecht dancken/ daß er ihr ohne Noth einen ſolchen Scru- pel ins Gewiſſen geſetzet hat. Ath. Jch halte davor/ das Gewiſſen iſt ſchon

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Zitationshilfe: Weise, Christian: Der freymüthige und höfliche Redner. Leipzig, 1693, S. 100. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_redner_1693/264>, abgerufen am 22.11.2024.