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Weise, Christian: Der freymüthige und höfliche Redner. Leipzig, 1693.

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Hos. Der Herr Pater frage nur zuvor/ ob
ich meiner Zunge entrathen kan.
Arv. Wir wollen sie gar wohl entrathen.
Hos. (ad spect.) Du Bluthund/ wärest du
mir bey dem Herrn Residenten zu Si-
don nicht so bekannt/ ich wolte meine
Zunge wohl behalten: Nun muß ich
ein übriges thun/ und zum passe-volan-
ten werden.
Arv. Du versuchst gewiß/ wie dir das
Stillschweigen wird anstehen/ wenn
die Zunge zum Rachen heraus fahren
wird.
Hos. Ach heiliger Herr Pater, mein Still-
schweigen kömmt gewiß aus keiner bö-
sen Meynung. Jch war gleich auff
dem Wege/ und wolte hören/ ob ich als
ein geringer Diener in ihren heiligen
Orden könte genommen werden?
Denn weil ich aus seinem discours so
viel lernte/ daß sie Friedliebende Leute
wären/ so wolte ich auch gern des lieben
Friedens geniessen. (ad spect.) Denckt
wie einer complimentiren lernt/ wenn
er seine Zunge behalten will.
Arv. Du magst wohl mit einem Verräther
gefüttert seyn.

Hos.
D 4
Hoſ. Der Herr Pater frage nur zuvor/ ob
ich meiner Zunge entrathen kan.
Arv. Wir wollen ſie gar wohl entrathen.
Hoſ. (ad ſpect.) Du Bluthund/ waͤreſt du
mir bey dem Herrn Reſidenten zu Si-
don nicht ſo bekannt/ ich wolte meine
Zunge wohl behalten: Nun muß ich
ein uͤbriges thun/ und zum paſſe-volan-
ten werden.
Arv. Du verſuchſt gewiß/ wie dir das
Stillſchweigen wird anſtehen/ wenn
die Zunge zum Rachen heraus fahren
wird.
Hoſ. Ach heiliger Herr Pater, mein Still-
ſchweigen koͤmmt gewiß aus keiner boͤ-
ſen Meynung. Jch war gleich auff
dem Wege/ und wolte hoͤren/ ob ich als
ein geringer Diener in ihren heiligen
Orden koͤnte genommen werden?
Denn weil ich aus ſeinem diſcours ſo
viel lernte/ daß ſie Friedliebende Leute
waͤren/ ſo wolte ich auch gern des lieben
Friedens genieſſen. (ad ſpect.) Denckt
wie einer complimentiren lernt/ wenn
er ſeine Zunge behalten will.
Arv. Du magſt wohl mit einem Verraͤther
gefuͤttert ſeyn.

Hoſ.
D 4
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[79/0243] Hoſ. Der Herr Pater frage nur zuvor/ ob ich meiner Zunge entrathen kan. Arv. Wir wollen ſie gar wohl entrathen. Hoſ. (ad ſpect.) Du Bluthund/ waͤreſt du mir bey dem Herrn Reſidenten zu Si- don nicht ſo bekannt/ ich wolte meine Zunge wohl behalten: Nun muß ich ein uͤbriges thun/ und zum paſſe-volan- ten werden. Arv. Du verſuchſt gewiß/ wie dir das Stillſchweigen wird anſtehen/ wenn die Zunge zum Rachen heraus fahren wird. Hoſ. Ach heiliger Herr Pater, mein Still- ſchweigen koͤmmt gewiß aus keiner boͤ- ſen Meynung. Jch war gleich auff dem Wege/ und wolte hoͤren/ ob ich als ein geringer Diener in ihren heiligen Orden koͤnte genommen werden? Denn weil ich aus ſeinem diſcours ſo viel lernte/ daß ſie Friedliebende Leute waͤren/ ſo wolte ich auch gern des lieben Friedens genieſſen. (ad ſpect.) Denckt wie einer complimentiren lernt/ wenn er ſeine Zunge behalten will. Arv. Du magſt wohl mit einem Verraͤther gefuͤttert ſeyn. Hoſ. D 4

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Zitationshilfe: Weise, Christian: Der freymüthige und höfliche Redner. Leipzig, 1693, S. 79. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_redner_1693/243>, abgerufen am 22.11.2024.