Weise, Christian: Der freymüthige und höfliche Redner. Leipzig, 1693.
same Gestalt meines Gesichtes nicht abschrecken/ indem ich versichern kan/ daß ihr die verborgene Seele mit ge- doppelter Freundligkeit begegnet. Chin. Die Grausamkeit des Gesichtes soll mir zum Schutze wider alle Feinde die- nen: Also wird die Liebe mit gedoppel- ten Proben genossen werden. Misch. Mein Schatz/ ärgert euch an mei- nem Gesichte nicht/ die Sonne hat mich ein bißgen um Weynachten verbrannt. Wenn es um die Holunder-Blüthe kömmt/ so schadt mir die Sonne nicht/ aber nach Johanne/ wenn die Bleich- Mägde wieder weiß werden/ so mercke ichs an meiner Farbe ziemlich/ daß ich freundlicher werde. Riz. Mein Kind/ was schadt die Farbe/ des Nachts ist der schönste Liebhaber schwartz. Misch. Das war ein Trost vor ein Nacht- Stückgen als ich bin. Lik. Mein Kind/ was verhindert mich/ daß ich meiner Liebe zu Ehren ein Trinmph- Lied erschallen lasse. Chin. Wo mein Liebster voran singet/ da soll Q q 3
ſame Geſtalt meines Geſichtes nicht abſchrecken/ indem ich verſichern kan/ daß ihr die verborgene Seele mit ge- doppelter Freundligkeit begegnet. Chin. Die Grauſamkeit des Geſichtes ſoll mir zum Schutze wider alle Feinde die- nen: Alſo wird die Liebe mit gedoppel- ten Proben genoſſen werden. Miſch. Mein Schatz/ aͤrgert euch an mei- nem Geſichte nicht/ die Sonne hat mich ein bißgen um Weynachten verbrannt. Wenn es um die Holunder-Bluͤthe koͤmmt/ ſo ſchadt mir die Sonne nicht/ aber nach Johanne/ wenn die Bleich- Maͤgde wieder weiß werden/ ſo mercke ichs an meiner Farbe ziemlich/ daß ich freundlicher werde. Riz. Mein Kind/ was ſchadt die Farbe/ des Nachts iſt der ſchoͤnſte Liebhaber ſchwartz. Miſch. Das war ein Troſt vor ein Nacht- Stuͤckgen als ich bin. Lik. Mein Kind/ was verhindert mich/ daß ich meiner Liebe zu Ehren ein Trinmph- Lied erſchallen laſſe. Chin. Wo mein Liebſter voran ſinget/ da ſoll Q q 3
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ſame Geſtalt meines Geſichtes nicht
abſchrecken/ indem ich verſichern kan/
daß ihr die verborgene Seele mit ge-
doppelter Freundligkeit begegnet.
Chin. Die Grauſamkeit des Geſichtes ſoll
mir zum Schutze wider alle Feinde die-
nen: Alſo wird die Liebe mit gedoppel-
ten Proben genoſſen werden.
Miſch. Mein Schatz/ aͤrgert euch an mei-
nem Geſichte nicht/ die Sonne hat mich
ein bißgen um Weynachten verbrannt.
Wenn es um die Holunder-Bluͤthe
koͤmmt/ ſo ſchadt mir die Sonne nicht/
aber nach Johanne/ wenn die Bleich-
Maͤgde wieder weiß werden/ ſo mercke
ichs an meiner Farbe ziemlich/ daß ich
freundlicher werde.
Riz. Mein Kind/ was ſchadt die Farbe/ des
Nachts iſt der ſchoͤnſte Liebhaber
ſchwartz.
Miſch. Das war ein Troſt vor ein Nacht-
Stuͤckgen als ich bin.
Lik. Mein Kind/ was verhindert mich/ daß
ich meiner Liebe zu Ehren ein Trinmph-
Lied erſchallen laſſe.
Chin. Wo mein Liebſter voran ſinget/ da
ſoll
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Zitationshilfe: | Weise, Christian: Der freymüthige und höfliche Redner. Leipzig, 1693, S. 911. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_redner_1693/1079>, abgerufen am 22.07.2024. |