Weise, Christian: Der freymüthige und höfliche Redner. Leipzig, 1693.
wir sollen vor Gerichte treten und wissen nicht warum. Corn. Und ich möchte gerne wissen/ wo ich eine Sünde gethan hätte/ derentwegen man bey dem Gerichte was ausstehen solte. Praest. Entweder es hat uns jemand ver- klaget/ daß wir zu schöne seyn/ oder un- sere Männer sprechen/ wir sind ihnen zu heßlich. Poc. Meinen Mann halte ich entschuldi- get: Er ist selber mit verklagt. Voc. Ey ich weiß wol/ wo der Knoten steckt: Wir werden beschuldiget/ als wären wir so hoffärtig: Da sollen wir pralen/ auffschneiden/ und grosse Din- ge vorgeben/ wenn gleich kaum was kleines darhinter ist. Fab. Je giebt es nicht immer Neurungen auff der Welt! Was geheit sich denn der Richter drum/ und wenn wir noch ein so groß Auffchneide-Messer gebrau- chen? Voc. Es ist nicht ohne: Es hat sich ein Qvacksalber auff uns beruffen/ und die artige
wir ſollen vor Gerichte treten und wiſſen nicht warum. Corn. Und ich moͤchte gerne wiſſen/ wo ich eine Suͤnde gethan haͤtte/ derentwegen man bey dem Gerichte was ausſtehen ſolte. Præſt. Entweder es hat uns jemand ver- klaget/ daß wir zu ſchoͤne ſeyn/ oder un- ſere Maͤnner ſprechen/ wir ſind ihnen zu heßlich. Poc. Meinen Mann halte ich entſchuldi- get: Er iſt ſelber mit verklagt. Voc. Ey ich weiß wol/ wo der Knoten ſteckt: Wir werden beſchuldiget/ als waͤren wir ſo hoffaͤrtig: Da ſollen wir pralen/ auffſchneiden/ und groſſe Din- ge vorgeben/ wenn gleich kaum was kleines darhinter iſt. Fab. Je giebt es nicht immer Neurungen auff der Welt! Was geheit ſich denn der Richter drum/ und wenn wir noch ein ſo groß Auffchneide-Meſſer gebrau- chen? Voc. Es iſt nicht ohne: Es hat ſich ein Qvackſalber auff uns beruffen/ und die artige
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wir ſollen vor Gerichte treten und wiſſen
nicht warum.
Corn. Und ich moͤchte gerne wiſſen/ wo ich
eine Suͤnde gethan haͤtte/ derentwegen
man bey dem Gerichte was ausſtehen
ſolte.
Præſt. Entweder es hat uns jemand ver-
klaget/ daß wir zu ſchoͤne ſeyn/ oder un-
ſere Maͤnner ſprechen/ wir ſind ihnen zu
heßlich.
Poc. Meinen Mann halte ich entſchuldi-
get: Er iſt ſelber mit verklagt.
Voc. Ey ich weiß wol/ wo der Knoten
ſteckt: Wir werden beſchuldiget/ als
waͤren wir ſo hoffaͤrtig: Da ſollen wir
pralen/ auffſchneiden/ und groſſe Din-
ge vorgeben/ wenn gleich kaum was
kleines darhinter iſt.
Fab. Je giebt es nicht immer Neurungen
auff der Welt! Was geheit ſich denn
der Richter drum/ und wenn wir noch
ein ſo groß Auffchneide-Meſſer gebrau-
chen?
Voc. Es iſt nicht ohne: Es hat ſich ein
Qvackſalber auff uns beruffen/ und die
artige
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Zitationshilfe: | Weise, Christian: Der freymüthige und höfliche Redner. Leipzig, 1693, S. 877. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_redner_1693/1045>, abgerufen am 16.02.2025. |