Weise, Christian: Baurischer Machiavellus. Dresden [u. a.], 1679.MACHIAVELLUS. beweinen müssen/ so kömt die Reue gemeiniglich [zu]späte. Eus. Jn einem Stücke hab ich mehr befunden als mir lieb ist; aber nun müssen wir doch erforschen/ w[o-]- her die geringen Leute von der Welt diese Boßh[ei]t gelernet haben. Pol, Vielleicht wird dieser unbekandter das unbe- kandte Werck bekand machen. Rationalis (kömt.) Rat. Mein Diener Appetitus ist mir aus dem Dienste entlauffen/ und wenn ich meine Herrsch[afft]t bey jhm mit unterschiedenen Beweißgründen behaupten wil/ so muß ich den ärgsten Spott von jhm einfres[sen] Jch befehle jhm/ so wil er über mich herrschen. Jch rühre sein Gewissen/ so wil er mich von der Gewalt herunter stossen. Ach/ wie schlecht ist es mit einem Herren bewandt/ dessen Knechte sich zu einen ewigen Ungehorsam vereiniget haben. Eus. Mein Freund/ was vor ein Unglücke zwinget jhm diese Klagen ab? Rat. Ach Gesegnet sey diese Stunde/ da solche werthe Freunde in dieser Gegend ankommen. Hab ich nicht das Glücke/ den Eusebius und Politicus [zu] beneventiren/ mit denen ich vormals im Parnasso gu- te Freundschafft gepflogen habe. Pol. Mein Freund wolle sich nicht verwundern/ daß wir an die alte Freundschafft müssen erinnert werden: Denn es scheinet/ als wäre das Gesichte/ und die übrige Gestalt in wehrender Zeit mercklich verändert worden. Rat. Jch armer Rationalis habe von A[nfang] [mei] E 2
MACHIAVELLUS. beweinen muͤſſen/ ſo koͤmt die Reue gemeiniglich [zu]ſpaͤte. Eus. Jn einem Stuͤcke hab ich mehr befunden als mir lieb iſt; aber nun muͤſſen wir doch erforſchen/ w[o-]- her die geringen Leute von der Welt dieſe Boßh[ei]t gelernet haben. Pol, Vielleicht wird dieſer unbekandter das unbe- kandte Werck bekand machen. Rationalis (koͤmt.) Rat. Mein Diener Appetitus iſt mir aus dem Dienſte entlauffen/ und wenn ich meine Herꝛſch[afft]t bey jhm mit unterſchiedenẽ Beweißgruͤnden behaupten wil/ ſo muß ich den aͤrgſten Spott von jhm einfreſ[ſen] Jch befehle jhm/ ſo wil er uͤber mich herꝛſchen. Jch ruͤhre ſein Gewiſſen/ ſo wil er mich von der Gewalt herunter ſtoſſen. Ach/ wie ſchlecht iſt es mit einem Herren bewandt/ deſſen Knechte ſich zu einen ewigen Ungehorſam vereiniget haben. Euſ. Mein Freund/ was vor ein Ungluͤcke zwinget jhm dieſe Klagen ab? Rat. Ach Geſegnet ſey dieſe Stunde/ da ſolche werthe Freunde in dieſer Gegend ankommen. Hab ich nicht das Gluͤcke/ den Euſebius und Politicus [zu] beneventiren/ mit denen ich vormals im Parnaſſo gu- te Freundſchafft gepflogen habe. Pol. Mein Freund wolle ſich nicht verwundern/ daß wir an die alte Freundſchafft muͤſſen erinnert werden: Denn es ſcheinet/ als waͤre das Geſichte/ und die uͤbrige Geſtalt in wehrender Zeit mercklich veraͤndert worden. Rat. Jch armer Rationalis habe von A[nfang] [mei] E 2
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MACHIAVELLUS.
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Eus. Jn einem Stuͤcke hab ich mehr befunden als
mir lieb iſt; aber nun muͤſſen wir doch erforſchen/ wo--
her die geringen Leute von der Welt dieſe Boßheit
gelernet haben.
Pol, Vielleicht wird dieſer unbekandter das unbe-
kandte Werck bekand machen.
Rationalis (koͤmt.)
Rat. Mein Diener Appetitus iſt mir aus dem
Dienſte entlauffen/ und wenn ich meine Herꝛſchafftt
bey jhm mit unterſchiedenẽ Beweißgruͤnden behaupten
wil/ ſo muß ich den aͤrgſten Spott von jhm einfreſſen
Jch befehle jhm/ ſo wil er uͤber mich herꝛſchen. Jch
ruͤhre ſein Gewiſſen/ ſo wil er mich von der Gewalt
herunter ſtoſſen. Ach/ wie ſchlecht iſt es mit einem
Herren bewandt/ deſſen Knechte ſich zu einen ewigen
Ungehorſam vereiniget haben.
Euſ. Mein Freund/ was vor ein Ungluͤcke zwinget
jhm dieſe Klagen ab?
Rat. Ach Geſegnet ſey dieſe Stunde/ da ſolche
werthe Freunde in dieſer Gegend ankommen. Hab
ich nicht das Gluͤcke/ den Euſebius und Politicus zu
beneventiren/ mit denen ich vormals im Parnaſſo gu-
te Freundſchafft gepflogen habe.
Pol. Mein Freund wolle ſich nicht verwundern/
daß wir an die alte Freundſchafft muͤſſen erinnert
werden: Denn es ſcheinet/ als waͤre das Geſichte/
und die uͤbrige Geſtalt in wehrender Zeit mercklich
veraͤndert worden.
Rat. Jch armer Rationalis habe von Anfang
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Zitationshilfe: | Weise, Christian: Baurischer Machiavellus. Dresden [u. a.], 1679, S. 67. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_machiavellus_1679/79>, abgerufen am 16.02.2025. |