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Weise, Christian: Baurischer Machiavellus. Dresden [u. a.], 1679.

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MACHIAVELLUS.
Scib. Vae tibi ridenti, Hr. Sohn es ist nicht Zeit
zu singen.
Zirib. Last mich unverstört/ wenn ich Unglücklich
bin/ so muß ich doppelt singen.
Scib. Homo omnium horarum, der Mensch kan
alle Verdrießligkeit überwinden.
Zirib. Was ist vorgefallen/ das ich überwinden sol.
Scib. Ne Hercules quidem adversus duos. Wer
mit dem Gerichts Scholtzen und Landschöppen zu-
gleich in Wiederwertigkeit liegt/ der muß ein Hertz
in Leibe haben.
Zirib. Jch dachte die zwey Kerlen wären Feinde
zusammen.
Scib. Herodes & Pilatus. Wenn es über uns Geist-
liche geht/ so muß alles zu Freunden werden. Aber
hört meinen Rath/ mein Nachbar hat vor 8. Tagen
eine Sau geschlachtet/ und hat treffliche Bratwürste
davon gemacht/ nach dem Vers. Farcimen Querle-
quitschense decus est & gloria mensae.
Zir. Was helffen mich die Würste?
Scib. Die bringt dem Hrn Pater zur Verehrung/
damit er den Kerlen stattlich verachtet/ der euch die
Schuh austreten wil. Denn es ist ein Befehl vor
die Lands-Kinder unter der Hand/ und wir können
nicht leugnen/ der alte Friedeborn ist an unsers Jun-
ckers Hofe ein Leyer-Mann gewesen: versteht mich
nur/ Curia Romana non curat ovem sine lana.
Zir. Der Hr. Pater solte mir die Wege weisen/
wenn ich an dem jetzigen Fasttage mit Bratwürsten
auffgezogen käme.
Scib. Der Hr. Pater ist gar gut/ nodum in scirpo
non
D
MACHIAVELLUS.
Scib. Væ tibi ridenti, Hr. Sohn es iſt nicht Zeit
zu ſingen.
Zirib. Laſt mich unverſtoͤrt/ wenn ich Ungluͤcklich
bin/ ſo muß ich doppelt ſingen.
Scib. Homo omnium horarum, der Menſch kan
alle Verdrießligkeit uͤberwinden.
Zirib. Was iſt vorgefallen/ das ich uͤberwinden ſol.
Scib. Ne Hercules quidem adverſus duos. Wer
mit dem Gerichts Scholtzen und Landſchoͤppen zu-
gleich in Wiederwertigkeit liegt/ der muß ein Hertz
in Leibe haben.
Zirib. Jch dachte die zwey Kerlen waͤren Feinde
zuſammen.
Scib. Herodes & Pilatus. Wenn es uͤber uns Geiſt-
liche geht/ ſo muß alles zu Freunden werden. Aber
hoͤrt meinen Rath/ mein Nachbar hat vor 8. Tagen
eine Sau geſchlachtet/ und hat treffliche Bratwuͤrſte
davon gemacht/ nach dem Verſ. Farcimen Querle-
quitſchenſe decus eſt & gloria menſæ.
Zir. Was helffen mich die Wuͤrſte?
Scib. Die bringt dem Hrn Pater zur Verehrung/
damit er den Kerlen ſtattlich verachtet/ der euch die
Schuh austreten wil. Denn es iſt ein Befehl vor
die Lands-Kinder unter der Hand/ und wir koͤnnen
nicht leugnen/ der alte Friedeborn iſt an unſers Jun-
ckers Hofe ein Leyer-Mann geweſen: verſteht mich
nur/ Curia Romana non curat ovem ſine lana.
Zir. Der Hr. Pater ſolte mir die Wege weiſen/
wenn ich an dem jetzigen Faſttage mit Bratwuͤrſten
auffgezogen kaͤme.
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[49/0061] MACHIAVELLUS. Scib. Væ tibi ridenti, Hr. Sohn es iſt nicht Zeit zu ſingen. Zirib. Laſt mich unverſtoͤrt/ wenn ich Ungluͤcklich bin/ ſo muß ich doppelt ſingen. Scib. Homo omnium horarum, der Menſch kan alle Verdrießligkeit uͤberwinden. Zirib. Was iſt vorgefallen/ das ich uͤberwinden ſol. Scib. Ne Hercules quidem adverſus duos. Wer mit dem Gerichts Scholtzen und Landſchoͤppen zu- gleich in Wiederwertigkeit liegt/ der muß ein Hertz in Leibe haben. Zirib. Jch dachte die zwey Kerlen waͤren Feinde zuſammen. Scib. Herodes & Pilatus. Wenn es uͤber uns Geiſt- liche geht/ ſo muß alles zu Freunden werden. Aber hoͤrt meinen Rath/ mein Nachbar hat vor 8. Tagen eine Sau geſchlachtet/ und hat treffliche Bratwuͤrſte davon gemacht/ nach dem Verſ. Farcimen Querle- quitſchenſe decus eſt & gloria menſæ. Zir. Was helffen mich die Wuͤrſte? Scib. Die bringt dem Hrn Pater zur Verehrung/ damit er den Kerlen ſtattlich verachtet/ der euch die Schuh austreten wil. Denn es iſt ein Befehl vor die Lands-Kinder unter der Hand/ und wir koͤnnen nicht leugnen/ der alte Friedeborn iſt an unſers Jun- ckers Hofe ein Leyer-Mann geweſen: verſteht mich nur/ Curia Romana non curat ovem ſine lana. Zir. Der Hr. Pater ſolte mir die Wege weiſen/ wenn ich an dem jetzigen Faſttage mit Bratwuͤrſten auffgezogen kaͤme. Scib. Der Hr. Pater iſt gar gut/ nodum in ſcirpo non D

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Zitationshilfe: Weise, Christian: Baurischer Machiavellus. Dresden [u. a.], 1679, S. 49. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_machiavellus_1679/61>, abgerufen am 27.11.2024.