Weise, Christian: Baurischer Machiavellus. Dresden [u. a.], 1679.MACHIAVELLUS trauen hier geredt/ der Landschöppe hat schon Gel[d]drauf genommen/ daß er einen andern/ machen will[:] doch last sehen/ der Herr Gericht Scholtze hat ein[e] Mannbare Tochter/ nun seyd jhr ein hübscher quali[-] ficirter Mensch/ wenn jhr anbeissen wolt/ so möcht der Pickelherings Dienst mit in das Praedicamentu[m] Matrimonii eingebracht werden. Pacif. Jch würde mich glückseelig schätzen/ wen[n] ich den Dienst und die Wirthin zugleich bekäme. Scib. Aber diesen Rath nehmt von mir an/ halt e[s] mit der Mutter/ der Vater ist ein bißgen zu timax[/] aber die Mutter ist desto besser loquax, wo sie was drein zureden bekömt/ so wird der Landschöppe ein be[t-] trogner Storax. Pacif. Wer schafft mir aber einen freyen zutritt? Scib. Ego ero fax & tuba, last mich nur sorgen. Substantia kömt auf der andern Seite heraus. Scib. Sachte sachte/ die Frau Mutter steht an de[r] Thüre. Subst. Jch wolte daß der Hencker die lumpen Leu- te von der Thüre wegführte/ die mir allemahl das Keh- richt vor der Nase liegen lassen. Ach käme ich nur darzu/ ich wolte den Rabenäsern die Augen auskra- tzen/ oder sie müsten mir die Finger mit samt den Nä- geln verschlingen: daß dich botz alles mit einander da- durch eine böse Frau fluchen kan/ da liegt halt ich gar ein garstig Pappir: O ist mein Mann Gericht Scholtze/ und soll sich nicht darein legen. Scib. Hört jhr was sie vor Zähne im Maule hat/ und B 4
MACHIAVELLUS trauen hier geredt/ der Landſchoͤppe hat ſchon Gel[d]drauf genommen/ daß er einen andern/ machen will[:] doch laſt ſehen/ der Herr Gericht Scholtze hat ein[e] Mannbare Tochter/ nun ſeyd jhr ein huͤbſcher quali[-] ficirter Menſch/ wenn jhr anbeiſſen wolt/ ſo moͤcht der Pickelherings Dienſt mit in das Prædicamentu[m] Matrimonii eingebracht werden. Pacif. Jch wuͤrde mich gluͤckſeelig ſchaͤtzen/ wen[n] ich den Dienſt und die Wirthin zugleich bekaͤme. Scib. Aber dieſen Rath nehmt von mir an/ halt e[s] mit der Mutter/ der Vater iſt ein bißgen zu timax[/] aber die Mutter iſt deſto beſſer loquax, wo ſie was drein zureden bekoͤmt/ ſo wird der Landſchoͤppe ein be[t-] trogner Storax. Pacif. Wer ſchafft mir aber einen freyen zutritt? Scib. Ego ero fax & tuba, laſt mich nur ſorgen. Subſtantia koͤmt auf der andern Seite heraus. Scib. Sachte ſachte/ die Frau Mutter ſteht an de[r] Thuͤre. Subſt. Jch wolte daß der Hencker die lumpen Leu- te von der Thuͤre wegfuͤhrte/ die mir allemahl das Keh- richt vor der Naſe liegen laſſen. Ach kaͤme ich nur darzu/ ich wolte den Rabenaͤſern die Augen auskra- tzen/ oder ſie muͤſten mir die Finger mit ſamt den Naͤ- geln verſchlingen: daß dich botz alles mit einander da- durch eine boͤſe Frau fluchen kan/ da liegt halt ich gar ein garſtig Pappir: O iſt mein Mann Gericht Scholtze/ und ſoll ſich nicht darein legen. Scib. Hoͤrt jhr was ſie vor Zaͤhne im Maule hat/ und B 4
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MACHIAVELLUS
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doch laſt ſehen/ der Herr Gericht Scholtze hat eine
Mannbare Tochter/ nun ſeyd jhr ein huͤbſcher quali-
ficirter Menſch/ wenn jhr anbeiſſen wolt/ ſo moͤcht
der Pickelherings Dienſt mit in das Prædicamentum
Matrimonii eingebracht werden.
Pacif. Jch wuͤrde mich gluͤckſeelig ſchaͤtzen/ wenn
ich den Dienſt und die Wirthin zugleich bekaͤme.
Scib. Aber dieſen Rath nehmt von mir an/ halt es
mit der Mutter/ der Vater iſt ein bißgen zu timax/
aber die Mutter iſt deſto beſſer loquax, wo ſie was
drein zureden bekoͤmt/ ſo wird der Landſchoͤppe ein bet-
trogner Storax.
Pacif. Wer ſchafft mir aber einen freyen zutritt?
Scib. Ego ero fax & tuba, laſt mich nur ſorgen.
Subſtantia koͤmt auf der andern Seite
heraus.
Scib. Sachte ſachte/ die Frau Mutter ſteht an der
Thuͤre.
Subſt. Jch wolte daß der Hencker die lumpen Leu-
te von der Thuͤre wegfuͤhrte/ die mir allemahl das Keh-
richt vor der Naſe liegen laſſen. Ach kaͤme ich nur
darzu/ ich wolte den Rabenaͤſern die Augen auskra-
tzen/ oder ſie muͤſten mir die Finger mit ſamt den Naͤ-
geln verſchlingen: daß dich botz alles mit einander da-
durch eine boͤſe Frau fluchen kan/ da liegt halt ich gar ein
garſtig Pappir: O iſt mein Mann Gericht Scholtze/
und ſoll ſich nicht darein legen.
Scib. Hoͤrt jhr was ſie vor Zaͤhne im Maule hat/
und
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