Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Weise, Christian: Baurischer Machiavellus. Dresden [u. a.], 1679.

Bild:
<< vorherige Seite
MACHIAVELLUS.
Mach. Was vor meiner Zeit gewesen ist/ darin ka[n]
ich nimmermehr der Anfänger seyn.
Gent. Vor Zeiten lebten andre Leute/ die habe[n]
jhre Verführer vor sich gehabt/ und darum lassen w[ir]
uns unbekümmert: genung/ daß wir wissen/ woher d[ie]
itzige Welt betrogen wird.
Mach. Gleich als könte die jtzige Welt den alte
Verführern nicht folgen.
Gent. Mahomet wird dessentwegen gleichwohl ei[n]
Verführer genennet/ wenn er gleich seinen Alcoran vo[n]
dem alten Jüden Ketzern und Heyden geborget ha[t]
und desto schlimmer ist ein solches Buch/ darinne di[e]
alte Betrügerey gleichsam in quinta essentia wiederu[m]
zu Marckte getragen wird.
Mach. Jch höre nichts als eitle Muthmassungen.
Apollo. Nein Machiavelle, auf diese Klage muß e[t]
wans deutlicher geantwortet werden.
Mach. Durchlaucht. Apollo die Boßheit der verkeh[r-]
ten Welt wird meinen geringen Buche zugeschrieber
allein ich will die Klage leicht von mir weltzen/ wenn i[ch]
spreche die Bauern sind nach Jnnhalt der eingegebne[n]
Klage die ärgsten Machiavellisten/ uud ich will mic[h]
hoch verwetten/ daß kein eintziger meine Schrifft gel[e-]
sen und dergestalt den Nahmen eines würcklichen Ma[-]
chiavelli
sten verdienet hat.
Apollo. Nehmt einen Abtritt/ der Bescheid soll eu[ch]
in kurtzen entdecket werden.

Die Scene fällt zu.
Gentillettus So muß sich numehr ein Fürstiich
und Pabstlicher Seeretarius auf die Bauern beruffe[n?]

Mac[h]
MACHIAVELLUS.
Mach. Was vor meiner Zeit geweſen iſt/ darin ka[n]
ich nimmermehr der Anfaͤnger ſeyn.
Gent. Vor Zeiten lebten andre Leute/ die habe[n]
jhre Verfuͤhrer vor ſich gehabt/ und darum laſſen w[ir]
uns unbekuͤmmert: genung/ daß wir wiſſen/ woher d[ie]
itzige Welt betrogen wird.
Mach. Gleich als koͤnte die jtzige Welt den alte
Verfuͤhrern nicht folgen.
Gent. Mahomet wird deſſentwegen gleichwohl ei[n]
Verfuͤhrer genennet/ wenn er gleich ſeinen Alcoran vo[n]
dem alten Juͤden Ketzern und Heyden geborget ha[t]
und deſto ſchlimmer iſt ein ſolches Buch/ darinne di[e]
alte Betruͤgerey gleichſam in quinta eſſentia wiederu[m]
zu Marckte getragen wird.
Mach. Jch hoͤre nichts als eitle Muthmaſſungen.
Apollo. Nein Machiavelle, auf dieſe Klage muß e[t]
wans deutlicher geantwortet werden.
Mach. Durchlaucht. Apollo die Boßheit der verkeh[r-]
ten Welt wird meinen geringen Buche zugeſchrieber
allein ich will die Klage leicht von mir weltzen/ wenn i[ch]
ſpreche die Bauern ſind nach Jnnhalt der eingegebne[n]
Klage die aͤrgſten Machiavelliſten/ uud ich will mic[h]
hoch verwetten/ daß kein eintziger meine Schrifft gel[e-]
ſen und dergeſtalt den Nahmen eines wuͤrcklichen Ma[-]
chiavelli
ſten verdienet hat.
Apollo. Nehmt einen Abtritt/ der Beſcheid ſoll eu[ch]
in kurtzen entdecket werden.

Die Scene faͤllt zu.
Gentillettus So muß ſich numehr ein Fuͤrſtiich
und Pabſtlicher Seeretarius auf die Bauern beruffe[n?]

Mac[h]
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0025" n="13"/>
        <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#aq">MACHIAVELLUS.</hi> </fw><lb/>
        <sp who="#MAC">
          <speaker> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#k">Mach.</hi> </hi> </speaker>
          <p>Was vor meiner Zeit gewe&#x017F;en i&#x017F;t/ darin ka<supplied>n</supplied><lb/>
ich nimmermehr der Anfa&#x0364;nger &#x017F;eyn.</p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#GEN">
          <speaker> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#k">Gent.</hi> </hi> </speaker>
          <p>Vor Zeiten lebten andre Leute/ die habe<supplied>n</supplied><lb/>
jhre Verfu&#x0364;hrer vor &#x017F;ich gehabt/ und darum la&#x017F;&#x017F;en w<supplied>ir</supplied><lb/>
uns unbeku&#x0364;mmert: genung/ daß wir wi&#x017F;&#x017F;en/ woher d<supplied>ie</supplied><lb/>
itzige Welt betrogen wird.</p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#MAC">
          <speaker> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#k">Mach.</hi> </hi> </speaker>
          <p>Gleich als ko&#x0364;nte die jtzige Welt den alte<lb/>
Verfu&#x0364;hrern nicht folgen.</p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#GEN">
          <speaker> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#k">Gent.</hi> </hi> </speaker>
          <p><hi rendition="#aq">Mahomet</hi> wird de&#x017F;&#x017F;entwegen gleichwohl ei<supplied>n</supplied><lb/>
Verfu&#x0364;hrer genennet/ wenn er gleich &#x017F;einen <hi rendition="#aq">Alcoran</hi> vo<supplied>n</supplied><lb/>
dem alten Ju&#x0364;den Ketzern und Heyden geborget ha<supplied>t</supplied><lb/>
und de&#x017F;to &#x017F;chlimmer i&#x017F;t ein &#x017F;olches Buch/ darinne di<supplied>e</supplied><lb/>
alte Betru&#x0364;gerey gleich&#x017F;am in <hi rendition="#aq">quinta e&#x017F;&#x017F;entia</hi> wiederu<supplied>m</supplied><lb/>
zu Marckte getragen wird.</p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#MAC">
          <speaker> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#k">Mach.</hi> </hi> </speaker>
          <p>Jch ho&#x0364;re nichts als eitle Muthma&#x017F;&#x017F;ungen.</p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#APO">
          <speaker> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#k">Apollo.</hi> </hi> </speaker>
          <p>Nein <hi rendition="#aq">Machiavelle,</hi> auf die&#x017F;e Klage muß e<supplied>t</supplied><lb/>
wans deutlicher geantwortet werden.</p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#MAC">
          <speaker> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#k">Mach.</hi> </hi> </speaker>
          <p>Durchlaucht. <hi rendition="#aq">Apollo</hi> die Boßheit der verkeh<supplied>r-</supplied><lb/>
ten Welt wird meinen geringen Buche zuge&#x017F;chrieber<lb/>
allein ich will die Klage leicht von mir weltzen/ wenn i<supplied>ch</supplied><lb/>
&#x017F;preche die Bauern &#x017F;ind nach Jnnhalt der eingegebne<supplied>n</supplied><lb/>
Klage die a&#x0364;rg&#x017F;ten <hi rendition="#aq">Machiavelli</hi>&#x017F;ten/ uud ich will mic<supplied>h</supplied><lb/>
hoch verwetten/ daß kein eintziger meine Schrifft gel<supplied>e-</supplied><lb/>
&#x017F;en und derge&#x017F;talt den Nahmen eines wu&#x0364;rcklichen <hi rendition="#aq">Ma<supplied>-</supplied><lb/>
chiavelli</hi>&#x017F;ten verdienet hat.</p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#APO">
          <speaker> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#k">Apollo.</hi> </hi> </speaker>
          <p>Nehmt einen Abtritt/ der Be&#x017F;cheid &#x017F;oll eu<supplied>ch</supplied><lb/>
in kurtzen entdecket werden.</p><lb/>
          <stage> <hi rendition="#c">Die Scene fa&#x0364;llt zu.</hi> </stage>
        </sp><lb/>
        <sp who="#GEN">
          <speaker> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#k">Gentillettus</hi> </hi> </speaker>
          <p>So muß &#x017F;ich numehr ein Fu&#x0364;r&#x017F;tiich<lb/>
und Pab&#x017F;tlicher <hi rendition="#aq">Seeretarius</hi> auf die Bauern beruffe<supplied>n?</supplied></p><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#aq">Mac<supplied>h</supplied></hi> </fw>
        </sp><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[13/0025] MACHIAVELLUS. Mach. Was vor meiner Zeit geweſen iſt/ darin kan ich nimmermehr der Anfaͤnger ſeyn. Gent. Vor Zeiten lebten andre Leute/ die haben jhre Verfuͤhrer vor ſich gehabt/ und darum laſſen wir uns unbekuͤmmert: genung/ daß wir wiſſen/ woher die itzige Welt betrogen wird. Mach. Gleich als koͤnte die jtzige Welt den alte Verfuͤhrern nicht folgen. Gent. Mahomet wird deſſentwegen gleichwohl ein Verfuͤhrer genennet/ wenn er gleich ſeinen Alcoran von dem alten Juͤden Ketzern und Heyden geborget hat und deſto ſchlimmer iſt ein ſolches Buch/ darinne die alte Betruͤgerey gleichſam in quinta eſſentia wiederum zu Marckte getragen wird. Mach. Jch hoͤre nichts als eitle Muthmaſſungen. Apollo. Nein Machiavelle, auf dieſe Klage muß et wans deutlicher geantwortet werden. Mach. Durchlaucht. Apollo die Boßheit der verkehr- ten Welt wird meinen geringen Buche zugeſchrieber allein ich will die Klage leicht von mir weltzen/ wenn ich ſpreche die Bauern ſind nach Jnnhalt der eingegebnen Klage die aͤrgſten Machiavelliſten/ uud ich will mich hoch verwetten/ daß kein eintziger meine Schrifft gele- ſen und dergeſtalt den Nahmen eines wuͤrcklichen Ma- chiavelliſten verdienet hat. Apollo. Nehmt einen Abtritt/ der Beſcheid ſoll euch in kurtzen entdecket werden. Die Scene faͤllt zu. Gentillettus So muß ſich numehr ein Fuͤrſtiich und Pabſtlicher Seeretarius auf die Bauern beruffen? Mach

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Bei der vorliegenden Ausgabe wurde die originale … [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/weise_machiavellus_1679
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/weise_machiavellus_1679/25
Zitationshilfe: Weise, Christian: Baurischer Machiavellus. Dresden [u. a.], 1679, S. 13. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_machiavellus_1679/25>, abgerufen am 21.11.2024.