Weise, Christian: Überflüßige Gedancken Der grünenden jugend. Leipzig, 1701.Uberflüssiger gedancken Drum bleibt die art auch unverrückt/Und sie sind etwas ungeschickt. 8. Jch wil gar gerne kleine bleiben/ Ein ander kerle mag sich nun Jn Goliats regiester schreiben/ So wil ich doch nicht furchtsam thun/ Der kleinste zwerg ist gleich so gut Als auch der gröste - - - - - VI. Phillis muß einen haben/ der wie milch und blut aussieht. MAedgen must du mich betrüben/ Kanst du meinen treuen sinn Nicht ein bißgen wieder lieben/ Weil ich doch dein diener bin? Ach es kommt mir nicht so gut/ Jch bin nicht wie milch und blut. 2. Bring ich gleich die jungen tage Mit verliebten sorgen zu/ Hab ich doch vor meine plage Keine vielgewünschte ruh/ Denn es kömmt mir nicht so gut/ Jch bin nicht wie milch und blut. 3. Das ist noch mein ungelücke Und die allerschwerste pein/ Daß ich meinen feind erblicke Wo ich gerne wolte seyn/ Diesem kömmt es nun so gut/ Denn er ist wie milch und blut. 4. Niemand darff dir zu gefallen Einen liebes trempel gehn/ Denn der esel ist für allen Doch
Uberfluͤſſiger gedancken Drum bleibt die art auch unverruͤckt/Und ſie ſind etwas ungeſchickt. 8. Jch wil gar gerne kleine bleiben/ Ein ander kerle mag ſich nun Jn Goliats regieſter ſchreiben/ So wil ich doch nicht furchtſam thun/ Der kleinſte zwerg iſt gleich ſo gut Als auch der groͤſte ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ VI. Phillis muß einen haben/ der wie milch und blut ausſieht. MAedgen muſt du mich betruͤben/ Kanſt du meinen treuen ſinn Nicht ein bißgen wieder lieben/ Weil ich doch dein diener bin? Ach es kommt mir nicht ſo gut/ Jch bin nicht wie milch und blut. 2. Bring ich gleich die jungen tage Mit verliebten ſorgen zu/ Hab ich doch vor meine plage Keine vielgewuͤnſchte ruh/ Denn es koͤmmt mir nicht ſo gut/ Jch bin nicht wie milch und blut. 3. Das iſt noch mein ungeluͤcke Und die allerſchwerſte pein/ Daß ich meinen feind erblicke Wo ich gerne wolte ſeyn/ Dieſem koͤmmt es nun ſo gut/ Denn er iſt wie milch und blut. 4. Niemand darff dir zu gefallen Einen liebes trempel gehn/ Denn der eſel iſt fuͤr allen Doch
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Uberfluͤſſiger gedancken
Drum bleibt die art auch unverruͤckt/
Und ſie ſind etwas ungeſchickt.
8. Jch wil gar gerne kleine bleiben/
Ein ander kerle mag ſich nun
Jn Goliats regieſter ſchreiben/
So wil ich doch nicht furchtſam thun/
Der kleinſte zwerg iſt gleich ſo gut
Als auch der groͤſte ‒ ‒ ‒ ‒ ‒
VI.
Phillis muß einen haben/ der wie milch und
blut ausſieht.
MAedgen muſt du mich betruͤben/
Kanſt du meinen treuen ſinn
Nicht ein bißgen wieder lieben/
Weil ich doch dein diener bin?
Ach es kommt mir nicht ſo gut/
Jch bin nicht wie milch und blut.
2. Bring ich gleich die jungen tage
Mit verliebten ſorgen zu/
Hab ich doch vor meine plage
Keine vielgewuͤnſchte ruh/
Denn es koͤmmt mir nicht ſo gut/
Jch bin nicht wie milch und blut.
3. Das iſt noch mein ungeluͤcke
Und die allerſchwerſte pein/
Daß ich meinen feind erblicke
Wo ich gerne wolte ſeyn/
Dieſem koͤmmt es nun ſo gut/
Denn er iſt wie milch und blut.
4. Niemand darff dir zu gefallen
Einen liebes trempel gehn/
Denn der eſel iſt fuͤr allen
Doch
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Zitationshilfe: | Weise, Christian: Überflüßige Gedancken Der grünenden jugend. Leipzig, 1701, S. 64. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_jugend_1701/80>, abgerufen am 18.07.2024. |