Weise, Christian: Überflüßige Gedancken Der grünenden jugend. Leipzig, 1701.drittes dutzent. XII. Der unglückselige Garten-Courtisan. Er. MEin kind so treff ich sie Jn diesem garten an? Sie. Ach daß er doch die müh Um mich nicht lassen kan. Er. Jch habe sie gesucht/ Und habe sie gefunden. Sie. Dadurch ist mir die frucht Der einsamkeit verschwunden. Er. Sie gönne mir die lust Und lasse mich hinein. Sie. Dem Herren ists bewust Jch muß alleine seyn. Er. Mein kind wie ist sie doch So sauer und vermessen. Sie. Mein Herr ich habe noch Kein honig-bämmgen gessen. Er. Behält sie ihren sinn Wie sie allzeit gethan. Sie. So geh er immer hin/ Wenn ers nicht leiden kan. Er. Ach was vor stiche gibt Sie meinem frommen hertzen. Sie. Jn warheit es beliebt Demselben so zu schertzen. Er. Jch stelle mich ja gar Zu ihren diensten ein. Sie. Der diener wird fürwahr Vor mich zu köstlich seyn. Er D 3
drittes dutzent. XII. Der ungluͤckſelige Garten-Courtiſan. Er. MEin kind ſo treff ich ſie Jn dieſem garten an? Sie. Ach daß er doch die muͤh Um mich nicht laſſen kan. Er. Jch habe ſie geſucht/ Und habe ſie gefunden. Sie. Dadurch iſt mir die frucht Der einſamkeit verſchwunden. Er. Sie goͤnne mir die luſt Und laſſe mich hinein. Sie. Dem Herren iſts bewuſt Jch muß alleine ſeyn. Er. Mein kind wie iſt ſie doch So ſauer und vermeſſen. Sie. Mein Herr ich habe noch Kein honig-baͤmmgen geſſen. Er. Behaͤlt ſie ihren ſinn Wie ſie allzeit gethan. Sie. So geh er immer hin/ Wenn ers nicht leiden kan. Er. Ach was vor ſtiche gibt Sie meinem frommen hertzen. Sie. Jn warheit es beliebt Demſelben ſo zu ſchertzen. Er. Jch ſtelle mich ja gar Zu ihren dienſten ein. Sie. Der diener wird fuͤrwahr Vor mich zu koͤſtlich ſeyn. Er D 3
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0069" n="53"/> <fw place="top" type="header">drittes dutzent.</fw><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#c"><hi rendition="#aq">XII.</hi><lb/> Der ungluͤckſelige Garten-Courtiſan.</hi> </head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l> <hi rendition="#et">Er.</hi> </l><lb/> <l><hi rendition="#in">M</hi>Ein kind ſo treff ich ſie</l><lb/> <l>Jn dieſem garten an?</l><lb/> <l>Sie. Ach daß er doch die muͤh</l><lb/> <l>Um mich nicht laſſen kan.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Er. Jch habe ſie geſucht/</l><lb/> <l>Und habe ſie gefunden.</l><lb/> <l>Sie. Dadurch iſt mir die frucht</l><lb/> <l>Der einſamkeit verſchwunden.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Er. Sie goͤnne mir die luſt</l><lb/> <l>Und laſſe mich hinein.</l><lb/> <l>Sie. Dem Herren iſts bewuſt</l><lb/> <l>Jch muß alleine ſeyn.</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Er. Mein kind wie iſt ſie doch</l><lb/> <l>So ſauer und vermeſſen.</l><lb/> <l>Sie. Mein Herr ich habe noch</l><lb/> <l>Kein honig-baͤmmgen geſſen.</l> </lg><lb/> <lg n="5"> <l>Er. Behaͤlt ſie ihren ſinn</l><lb/> <l>Wie ſie allzeit gethan.</l><lb/> <l>Sie. So geh er immer hin/</l><lb/> <l>Wenn ers nicht leiden kan.</l> </lg><lb/> <lg n="6"> <l>Er. Ach was vor ſtiche gibt</l><lb/> <l>Sie meinem frommen hertzen.</l><lb/> <l>Sie. Jn warheit es beliebt</l><lb/> <l>Demſelben ſo zu ſchertzen.</l> </lg><lb/> <lg n="7"> <l>Er. Jch ſtelle mich ja gar</l><lb/> <l>Zu ihren dienſten ein.</l><lb/> <l>Sie. Der diener wird fuͤrwahr</l><lb/> <l>Vor mich zu koͤſtlich ſeyn.</l> </lg><lb/> <fw place="bottom" type="sig">D 3</fw> <fw place="bottom" type="catch">Er</fw><lb/> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [53/0069]
drittes dutzent.
XII.
Der ungluͤckſelige Garten-Courtiſan.
Er.
MEin kind ſo treff ich ſie
Jn dieſem garten an?
Sie. Ach daß er doch die muͤh
Um mich nicht laſſen kan.
Er. Jch habe ſie geſucht/
Und habe ſie gefunden.
Sie. Dadurch iſt mir die frucht
Der einſamkeit verſchwunden.
Er. Sie goͤnne mir die luſt
Und laſſe mich hinein.
Sie. Dem Herren iſts bewuſt
Jch muß alleine ſeyn.
Er. Mein kind wie iſt ſie doch
So ſauer und vermeſſen.
Sie. Mein Herr ich habe noch
Kein honig-baͤmmgen geſſen.
Er. Behaͤlt ſie ihren ſinn
Wie ſie allzeit gethan.
Sie. So geh er immer hin/
Wenn ers nicht leiden kan.
Er. Ach was vor ſtiche gibt
Sie meinem frommen hertzen.
Sie. Jn warheit es beliebt
Demſelben ſo zu ſchertzen.
Er. Jch ſtelle mich ja gar
Zu ihren dienſten ein.
Sie. Der diener wird fuͤrwahr
Vor mich zu koͤſtlich ſeyn.
Er
D 3
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/weise_jugend_1701 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/weise_jugend_1701/69 |
Zitationshilfe: | Weise, Christian: Überflüßige Gedancken Der grünenden jugend. Leipzig, 1701, S. 53. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_jugend_1701/69>, abgerufen am 19.07.2024. |