Weise, Christian: Überflüßige Gedancken Der grünenden jugend. Leipzig, 1701.Des Lust-Spiels (Er zeucht ihn aus/ und hingegen legt er ihmseine kleider um.) Nun geht es drauff loß/ wozu man nicht mit ehrlichen stücken kommen kan/ da muß man etliche hurkinds-griff- gen brauchen. (Geht ab.) Germanus. War dieses nicht ein verfluchter handel/ daß ich mich von dem leichtfertigen schuhputzer solte vexiren lassen/ da die andern höhern personen mir so gütig und ehrerbietig entgegen giengen? o daß ich nicht anders mit ihm um- gangen bin/ daß ich dem vogel nicht den hals gebrochen habe! doch solte mir noch einmahl dergleichen affront zustossen/ so würde ich sehen lassen/ daß ich ein schlecht ge- wissen hätte/ solche henckermäßige seelen aus dem leibe zu jagen. (Vulgus schnarchet/ und weltzet sich ihm vor die füsse.) Was erhebt sich hier? ist das nicht eben der schelm/ der erst die trockenen stösse von mir eingefressen hat? o du mißgeburt von allen creaturen. (Er schlägt auff ihn/ Vulgus springt auff.) Vulg. Schlaffe ich/ oder wache ich! wo ich schlaffe/ so bitte ich/ man verschone mich mit diesem verdrießli- chen traume. Germ. Du magst schlaffen oder wachen/ so solstu mir nicht hier im wege liegen. (schlägt ihn.) Vulg. Ey herr/ ich kenne euch nicht/ ich bitte/ gebt mir nicht anlaß/ daß ich mit euch bekant werde. Germ. Hastu deine schläge schon verdauet. Vulg. Jch weiß von keinen schlägen/ ich habe brat- würste gefressen. (sol. Germ. Du zwingst mich/ daß ich dein blut vergiessen Vulg. Je Mons. Germanus seyd ihrs/ kennet ihr mich nicht/ ihr seyd ja in unserm hause. Germ.
Des Luſt-Spiels (Er zeucht ihn aus/ und hingegen legt er ihmſeine kleider um.) Nun geht es drauff loß/ wozu man nicht mit ehrlichen ſtuͤcken kommen kan/ da muß man etliche hurkinds-griff- gen brauchen. (Geht ab.) Germanus. War dieſes nicht ein verfluchter handel/ daß ich mich von dem leichtfertigen ſchuhputzer ſolte vexiren laſſen/ da die andern hoͤhern perſonen mir ſo guͤtig und ehrerbietig entgegen giengen? o daß ich nicht anders mit ihm um- gangen bin/ daß ich dem vogel nicht den hals gebrochen habe! doch ſolte mir noch einmahl dergleichen affront zuſtoſſen/ ſo wuͤrde ich ſehen laſſen/ daß ich ein ſchlecht ge- wiſſen haͤtte/ ſolche henckermaͤßige ſeelen aus dem leibe zu jagen. (Vulgus ſchnarchet/ und weltzet ſich ihm vor die fuͤſſe.) Was erhebt ſich hier? iſt das nicht eben der ſchelm/ der erſt die trockenen ſtoͤſſe von mir eingefreſſen hat? o du mißgeburt von allen creaturen. (Er ſchlaͤgt auff ihn/ Vulgus ſpringt auff.) Vulg. Schlaffe ich/ oder wache ich! wo ich ſchlaffe/ ſo bitte ich/ man verſchone mich mit dieſem verdrießli- chen traume. Germ. Du magſt ſchlaffen oder wachen/ ſo ſolſtu mir nicht hier im wege liegen. (ſchlaͤgt ihn.) Vulg. Ey herr/ ich kenne euch nicht/ ich bitte/ gebt mir nicht anlaß/ daß ich mit euch bekant werde. Germ. Haſtu deine ſchlaͤge ſchon verdauet. Vulg. Jch weiß von keinen ſchlaͤgen/ ich habe brat- wuͤrſte gefreſſen. (ſol. Germ. Du zwingſt mich/ daß ich dein blut vergieſſen Vulg. Je Monſ. Germanus ſeyd ihrs/ kennet ihr mich nicht/ ihr ſeyd ja in unſerm hauſe. Germ.
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Des Luſt-Spiels
(Er zeucht ihn aus/ und hingegen legt er ihm
ſeine kleider um.)
Nun geht es drauff loß/ wozu man nicht mit ehrlichen
ſtuͤcken kommen kan/ da muß man etliche hurkinds-griff-
gen brauchen.
(Geht ab.)
Germanus.
War dieſes nicht ein verfluchter handel/ daß ich mich
von dem leichtfertigen ſchuhputzer ſolte vexiren laſſen/ da
die andern hoͤhern perſonen mir ſo guͤtig und ehrerbietig
entgegen giengen? o daß ich nicht anders mit ihm um-
gangen bin/ daß ich dem vogel nicht den hals gebrochen
habe! doch ſolte mir noch einmahl dergleichen affront
zuſtoſſen/ ſo wuͤrde ich ſehen laſſen/ daß ich ein ſchlecht ge-
wiſſen haͤtte/ ſolche henckermaͤßige ſeelen aus dem leibe zu
jagen.
(Vulgus ſchnarchet/ und weltzet ſich ihm vor
die fuͤſſe.)
Was erhebt ſich hier? iſt das nicht eben der ſchelm/
der erſt die trockenen ſtoͤſſe von mir eingefreſſen hat? o
du mißgeburt von allen creaturen.
(Er ſchlaͤgt auff ihn/ Vulgus ſpringt auff.)
Vulg. Schlaffe ich/ oder wache ich! wo ich ſchlaffe/
ſo bitte ich/ man verſchone mich mit dieſem verdrießli-
chen traume.
Germ. Du magſt ſchlaffen oder wachen/ ſo ſolſtu mir
nicht hier im wege liegen.
(ſchlaͤgt ihn.)
Vulg. Ey herr/ ich kenne euch nicht/ ich bitte/ gebt
mir nicht anlaß/ daß ich mit euch bekant werde.
Germ. Haſtu deine ſchlaͤge ſchon verdauet.
Vulg. Jch weiß von keinen ſchlaͤgen/ ich habe brat-
wuͤrſte gefreſſen.
(ſol.
Germ. Du zwingſt mich/ daß ich dein blut vergieſſen
Vulg. Je Monſ. Germanus ſeyd ihrs/ kennet ihr
mich nicht/ ihr ſeyd ja in unſerm hauſe.
Germ.
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