Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Weise, Christian: Überflüßige Gedancken Der grünenden jugend. Leipzig, 1701.

Bild:
<< vorherige Seite
Des Lust-Spiels
in die stadt gelocket/ und da sonst sein herr vater viel
vergebene ansuchungen bey ihm gethan/ so hat er sich
nun ergeben/ doch mit dieser bedingung/ wofern er eu-
rer gegen-liebe könte theilhafftig werden. Nun denckt
nach/ wie sich der vornehme mann seines sohns anneh-
men wird.
Merc. Wie theilt das glücke alle sachen so wunder-
lich aus. Manche beschweret sich daß kein freyer
kömmt; und ich habe derselben so viel/ das ich andern
mit außhelffen könte.
Com. Jhr müsset nun sehn ob ihr einem andern
allbereit durch wort und versprechung verbunden seyd.
Er wird bald hier erscheinen: Allein lasset euch seine
hohe person nicht verblenden/ wo euch Mons. Sali-
nus besser gefällt so bleibt darbey. Es ist wenig glück
und seegen bey der wanckelmuth. Nun ich wil ihm
platz machen/ damit er nicht meynet/ als wolte ich ihm
im wege stehn. Doch folget meinem rath/ und bleibet
bey der ersten entschliessung.
(geht ab.)
Merc. Der alte vater hat einen haß wider meinen
neuen liebhaber gefaßt/ und legt eine schlechte vorbitte
an seine statt ein. Doch dieses ist wahr/ er ist der vor-
nehmste/ er ist der reichste/ ja ich gestehe es/ so schlecht
als sein hirten habit war/ so anmuthig war seine ge-
stalt/ daß ich wohl hätte wünschen mögen/ seine damah-
lige ansuchung wäre in einen bessern kleide geschehen.
Uber diß kan ich mir leicht einbilden/ wie hefftig seine
liebes-regung seyn müsse/ weil eine so kräfftige und un-
verhoffte würckung erfolget; und wie hefftig im gegen-
theil seine feindschafft entbrennen würde/ wenn er sol-
te vergebens gehoffet haben. Gesetzt auch die andern
wolten sauer sehn/ dieses wäre bestand genung allen
beyden
Des Luſt-Spiels
in die ſtadt gelocket/ und da ſonſt ſein herr vater viel
vergebene anſuchungen bey ihm gethan/ ſo hat er ſich
nun ergeben/ doch mit dieſer bedingung/ wofern er eu-
rer gegen-liebe koͤnte theilhafftig werden. Nun denckt
nach/ wie ſich der vornehme mann ſeines ſohns anneh-
men wird.
Merc. Wie theilt das gluͤcke alle ſachen ſo wunder-
lich aus. Manche beſchweret ſich daß kein freyer
koͤmmt; und ich habe derſelben ſo viel/ das ich andern
mit außhelffen koͤnte.
Com. Jhr muͤſſet nun ſehn ob ihr einem andern
allbeꝛeit duꝛch wort und verſprechung verbunden ſeyd.
Er wird bald hier erſcheinen: Allein laſſet euch ſeine
hohe perſon nicht verblenden/ wo euch Monſ. Sali-
nus beſſer gefaͤllt ſo bleibt darbey. Es iſt wenig gluͤck
und ſeegen bey der wanckelmuth. Nun ich wil ihm
platz machen/ damit er nicht meynet/ als wolte ich ihm
im wege ſtehn. Doch folget meinem rath/ und bleibet
bey der erſten entſchlieſſung.
(geht ab.)
Merc. Der alte vater hat einen haß wider meinen
neuen liebhaber gefaßt/ und legt eine ſchlechte vorbitte
an ſeine ſtatt ein. Doch dieſes iſt wahr/ er iſt der vor-
nehmſte/ er iſt der reichſte/ ja ich geſtehe es/ ſo ſchlecht
als ſein hirten habit war/ ſo anmuthig war ſeine ge-
ſtalt/ daß ich wohl haͤtte wuͤnſchen moͤgen/ ſeine damah-
lige anſuchung waͤre in einen beſſern kleide geſchehen.
Uber diß kan ich mir leicht einbilden/ wie hefftig ſeine
liebes-regung ſeyn muͤſſe/ weil eine ſo kraͤfftige und un-
verhoffte wuͤrckung erfolget; und wie hefftig im gegen-
theil ſeine feindſchafft entbrennen wuͤrde/ wenn er ſol-
te vergebens gehoffet haben. Geſetzt auch die andern
wolten ſauer ſehn/ dieſes waͤre beſtand genung allen
beyden
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <sp>
            <p><pb facs="#f0646" n="630"/><fw place="top" type="header">Des Lu&#x017F;t-Spiels</fw><lb/>
in die &#x017F;tadt gelocket/ und da &#x017F;on&#x017F;t &#x017F;ein herr vater viel<lb/>
vergebene an&#x017F;uchungen bey ihm gethan/ &#x017F;o hat er &#x017F;ich<lb/>
nun ergeben/ doch mit die&#x017F;er bedingung/ wofern er eu-<lb/>
rer gegen-liebe ko&#x0364;nte theilhafftig werden. Nun denckt<lb/>
nach/ wie &#x017F;ich der vornehme mann &#x017F;eines &#x017F;ohns anneh-<lb/>
men wird.</p>
          </sp><lb/>
          <sp>
            <speaker>Merc.</speaker>
            <p>Wie theilt das glu&#x0364;cke alle &#x017F;achen &#x017F;o wunder-<lb/>
lich aus. Manche be&#x017F;chweret &#x017F;ich daß kein freyer<lb/>
ko&#x0364;mmt; und ich habe der&#x017F;elben &#x017F;o viel/ das ich andern<lb/>
mit außhelffen ko&#x0364;nte.</p>
          </sp><lb/>
          <sp>
            <speaker>Com.</speaker>
            <p>Jhr mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;et nun &#x017F;ehn ob ihr einem andern<lb/>
allbe&#xA75B;eit du&#xA75B;ch wort und ver&#x017F;prechung verbunden &#x017F;eyd.<lb/>
Er wird bald hier er&#x017F;cheinen: Allein la&#x017F;&#x017F;et euch &#x017F;eine<lb/>
hohe per&#x017F;on nicht verblenden/ wo euch Mon&#x017F;. Sali-<lb/>
nus be&#x017F;&#x017F;er gefa&#x0364;llt &#x017F;o bleibt darbey. Es i&#x017F;t wenig glu&#x0364;ck<lb/>
und &#x017F;eegen bey der wanckelmuth. Nun ich wil ihm<lb/>
platz machen/ damit er nicht meynet/ als wolte ich ihm<lb/>
im wege &#x017F;tehn. Doch folget meinem rath/ und bleibet<lb/>
bey der er&#x017F;ten ent&#x017F;chlie&#x017F;&#x017F;ung.</p>
          </sp>
          <stage>(geht ab.)</stage><lb/>
          <sp>
            <speaker>Merc.</speaker>
            <p>Der alte vater hat einen haß wider meinen<lb/>
neuen liebhaber gefaßt/ und legt eine &#x017F;chlechte vorbitte<lb/>
an &#x017F;eine &#x017F;tatt ein. Doch die&#x017F;es i&#x017F;t wahr/ er i&#x017F;t der vor-<lb/>
nehm&#x017F;te/ er i&#x017F;t der reich&#x017F;te/ ja ich ge&#x017F;tehe es/ &#x017F;o &#x017F;chlecht<lb/>
als &#x017F;ein hirten habit war/ &#x017F;o anmuthig war &#x017F;eine ge-<lb/>
&#x017F;talt/ daß ich wohl ha&#x0364;tte wu&#x0364;n&#x017F;chen mo&#x0364;gen/ &#x017F;eine damah-<lb/>
lige an&#x017F;uchung wa&#x0364;re in einen be&#x017F;&#x017F;ern kleide ge&#x017F;chehen.<lb/>
Uber diß kan ich mir leicht einbilden/ wie hefftig &#x017F;eine<lb/>
liebes-regung &#x017F;eyn mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e/ weil eine &#x017F;o kra&#x0364;fftige und un-<lb/>
verhoffte wu&#x0364;rckung erfolget; und wie hefftig im gegen-<lb/>
theil &#x017F;eine feind&#x017F;chafft entbrennen wu&#x0364;rde/ wenn er &#x017F;ol-<lb/>
te vergebens gehoffet haben. Ge&#x017F;etzt auch die andern<lb/>
wolten &#x017F;auer &#x017F;ehn/ die&#x017F;es wa&#x0364;re be&#x017F;tand genung allen<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">beyden</fw><lb/></p>
          </sp>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[630/0646] Des Luſt-Spiels in die ſtadt gelocket/ und da ſonſt ſein herr vater viel vergebene anſuchungen bey ihm gethan/ ſo hat er ſich nun ergeben/ doch mit dieſer bedingung/ wofern er eu- rer gegen-liebe koͤnte theilhafftig werden. Nun denckt nach/ wie ſich der vornehme mann ſeines ſohns anneh- men wird. Merc. Wie theilt das gluͤcke alle ſachen ſo wunder- lich aus. Manche beſchweret ſich daß kein freyer koͤmmt; und ich habe derſelben ſo viel/ das ich andern mit außhelffen koͤnte. Com. Jhr muͤſſet nun ſehn ob ihr einem andern allbeꝛeit duꝛch wort und verſprechung verbunden ſeyd. Er wird bald hier erſcheinen: Allein laſſet euch ſeine hohe perſon nicht verblenden/ wo euch Monſ. Sali- nus beſſer gefaͤllt ſo bleibt darbey. Es iſt wenig gluͤck und ſeegen bey der wanckelmuth. Nun ich wil ihm platz machen/ damit er nicht meynet/ als wolte ich ihm im wege ſtehn. Doch folget meinem rath/ und bleibet bey der erſten entſchlieſſung. (geht ab.) Merc. Der alte vater hat einen haß wider meinen neuen liebhaber gefaßt/ und legt eine ſchlechte vorbitte an ſeine ſtatt ein. Doch dieſes iſt wahr/ er iſt der vor- nehmſte/ er iſt der reichſte/ ja ich geſtehe es/ ſo ſchlecht als ſein hirten habit war/ ſo anmuthig war ſeine ge- ſtalt/ daß ich wohl haͤtte wuͤnſchen moͤgen/ ſeine damah- lige anſuchung waͤre in einen beſſern kleide geſchehen. Uber diß kan ich mir leicht einbilden/ wie hefftig ſeine liebes-regung ſeyn muͤſſe/ weil eine ſo kraͤfftige und un- verhoffte wuͤrckung erfolget; und wie hefftig im gegen- theil ſeine feindſchafft entbrennen wuͤrde/ wenn er ſol- te vergebens gehoffet haben. Geſetzt auch die andern wolten ſauer ſehn/ dieſes waͤre beſtand genung allen beyden

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Die für das DTA ausgewählte Ausgabe von 1701 vere… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/weise_jugend_1701
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/weise_jugend_1701/646
Zitationshilfe: Weise, Christian: Überflüßige Gedancken Der grünenden jugend. Leipzig, 1701, S. 630. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_jugend_1701/646>, abgerufen am 22.11.2024.