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Weise, Christian: Überflüßige Gedancken Der grünenden jugend. Leipzig, 1701.

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Erste Handlung.
sie dencken/ es muß doch einmahl gerechtigkeit ergehen/
daß die unverschämten mantel-diebe in der stadt ge-
gehencket werden.
Claud. Du bist gar übel bericht; Der galgen ist
nur vor die bauern gebauet/ ein ehrlicher bürger als
ich bin/ gehet nur hinaus/ und siehet seine freude/ wenn
die schelmen so brave zappeln.
Vulg. Ja gleich so: Jch werde nicht den unter-
scheid zwischen den dorff- und stadt-galgen wissen; ich
wills zugeben/ daß manchmahl ein dieb aus der stadt
entläufft/ und sich unter die bauern mengt/ und da muß
er mit einem höltzernen dorff-galgen vor lieb nehmen/
daß ihm kein ziegel auff den hals fällt; Aber die mei-
sten seynd zu stoltz/ und lassen sich lieber in der stadt an
einen reputirlichen galgen hencken/ der fein perspecti-
visch mit steinern seulen aufgeführt ist; Und dieses
sind keine bauern: Gib mir nur den mantel wieder/
oder du solst das zipperle in der lufft kriegen/ ehe du
noch einen mantel stehlen kanst.
Claud. Komm nur/ und melde dich an/ du erdfloch/
dir zu trotz will ich den mantel behalten.
Vulg. Gib mir den mantel/ oder ich will dir einen
andern floch ins ohr setzen.
Claud. (zeucht den degen aus.) Jch habe
gleichwol die briefe nicht davon/ daß ich deine bären-
häuterey vertragen soll; Höre/ wem ist der mantel?
Vulg. Nu/ nu/ du kanst dich narren/ daß ich scha-
den nehme.
Claud. Darauff ists angesehn/ du solst schaden
nehmen.
Vulg. So wil ich meinen mantel nicht mehr fo-
dern/
Erſte Handlung.
ſie dencken/ es muß doch einmahl gerechtigkeit ergehen/
daß die unverſchaͤmten mantel-diebe in der ſtadt ge-
gehencket werden.
Claud. Du biſt gar uͤbel bericht; Der galgen iſt
nur vor die bauern gebauet/ ein ehrlicher buͤrger als
ich bin/ gehet nur hinaus/ und ſiehet ſeine freude/ wenn
die ſchelmen ſo brave zappeln.
Vulg. Ja gleich ſo: Jch werde nicht den unter-
ſcheid zwiſchen den dorff- und ſtadt-galgen wiſſen; ich
wills zugeben/ daß manchmahl ein dieb aus der ſtadt
entlaͤufft/ und ſich unter die bauern mengt/ und da muß
er mit einem hoͤltzernen dorff-galgen vor lieb nehmen/
daß ihm kein ziegel auff den hals faͤllt; Aber die mei-
ſten ſeynd zu ſtoltz/ und laſſen ſich lieber in der ſtadt an
einen reputirlichen galgen hencken/ der fein perſpecti-
viſch mit ſteinern ſeulen aufgefuͤhrt iſt; Und dieſes
ſind keine bauern: Gib mir nur den mantel wieder/
oder du ſolſt das zipperle in der lufft kriegen/ ehe du
noch einen mantel ſtehlen kanſt.
Claud. Komm nur/ und melde dich an/ du erdfloch/
dir zu trotz will ich den mantel behalten.
Vulg. Gib mir den mantel/ oder ich will dir einen
andern floch ins ohr ſetzen.
Claud. (zeucht den degen aus.) Jch habe
gleichwol die briefe nicht davon/ daß ich deine baͤren-
haͤuterey vertragen ſoll; Hoͤre/ wem iſt der mantel?
Vulg. Nu/ nu/ du kanſt dich narren/ daß ich ſcha-
den nehme.
Claud. Darauff iſts angeſehn/ du ſolſt ſchaden
nehmen.
Vulg. So wil ich meinen mantel nicht mehr fo-
dern/
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[589/0605] Erſte Handlung. ſie dencken/ es muß doch einmahl gerechtigkeit ergehen/ daß die unverſchaͤmten mantel-diebe in der ſtadt ge- gehencket werden. Claud. Du biſt gar uͤbel bericht; Der galgen iſt nur vor die bauern gebauet/ ein ehrlicher buͤrger als ich bin/ gehet nur hinaus/ und ſiehet ſeine freude/ wenn die ſchelmen ſo brave zappeln. Vulg. Ja gleich ſo: Jch werde nicht den unter- ſcheid zwiſchen den dorff- und ſtadt-galgen wiſſen; ich wills zugeben/ daß manchmahl ein dieb aus der ſtadt entlaͤufft/ und ſich unter die bauern mengt/ und da muß er mit einem hoͤltzernen dorff-galgen vor lieb nehmen/ daß ihm kein ziegel auff den hals faͤllt; Aber die mei- ſten ſeynd zu ſtoltz/ und laſſen ſich lieber in der ſtadt an einen reputirlichen galgen hencken/ der fein perſpecti- viſch mit ſteinern ſeulen aufgefuͤhrt iſt; Und dieſes ſind keine bauern: Gib mir nur den mantel wieder/ oder du ſolſt das zipperle in der lufft kriegen/ ehe du noch einen mantel ſtehlen kanſt. Claud. Komm nur/ und melde dich an/ du erdfloch/ dir zu trotz will ich den mantel behalten. Vulg. Gib mir den mantel/ oder ich will dir einen andern floch ins ohr ſetzen. Claud. (zeucht den degen aus.) Jch habe gleichwol die briefe nicht davon/ daß ich deine baͤren- haͤuterey vertragen ſoll; Hoͤre/ wem iſt der mantel? Vulg. Nu/ nu/ du kanſt dich narren/ daß ich ſcha- den nehme. Claud. Darauff iſts angeſehn/ du ſolſt ſchaden nehmen. Vulg. So wil ich meinen mantel nicht mehr fo- dern/

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Zitationshilfe: Weise, Christian: Überflüßige Gedancken Der grünenden jugend. Leipzig, 1701, S. 589. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_jugend_1701/605>, abgerufen am 22.11.2024.