Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Weise, Christian: Überflüßige Gedancken Der grünenden jugend. Leipzig, 1701.

Bild:
<< vorherige Seite
Der beschützten unschuld
sobald abführen kan/ solstu meiner hertzliebsten ein sol-
ches schrecken verursachen?
Ponc. Herr/ wenn ihr wüstet/ wie einer armen see-
le zu muthe wäre/ ihr würdet mich wol ungebrühet
lassen.
Cam. (siehet sich um) Aber wo ist Leonore/ ist sie
wieder verschwunden? wertheste Leonore/ bin ich ih-
res anschauens würdig?
(er eylet ihr nach.)
Ponc. Jst das nicht elend/ daß man auch nach dem
tode nicht ruhen kan. Jch habe ja einmahl mein recht
überstanden/ nun ist die reihe an mir/ daß ich die leute
qvälen und ängstigen soll. Kommen doch alle gute
gewonheiten ab. Wüste ich doch nicht/ daß ein ge-
spenste so bärenhäuterisch wäre tractirt worden/ wo
ich solches leide/ so stossen mich die andern geister aus
der compagnie/ und machen mich zum & caetera, daß
keiner keine kanne bier mit mir sauffen darff. Doch
courage! wer mir begegnet/ der ist in meiner gewalt.
Heysa rastrum! ich zerreisse mich.
Simpl. Jch suche/ und finde nichts/ diß habe ich
zum vorthel/ daß ich meinen Herrn selbst verlohren
habe.
(Poncinello fängt an zu gruntzen/ Simplicio
sieht sich um.)
Simpl. Alle gute geister/ alle gute geister.
Pon. Du schelm komm her/ ich will dir weisen/ was
du die guten geister zu braviren hast.
Simpl. Ach ist es in dem wald so unrichtig/ so will
ich ein andermahl in der mittags-stunde davon blei-
ben.
(laufft davon.)
Pon. (lachet) So war es recht/ so muß man ein
ge-
Der beſchuͤtzten unſchuld
ſobald abfuͤhren kan/ ſolſtu meiner hertzliebſten ein ſol-
ches ſchrecken verurſachen?
Ponc. Herꝛ/ wenn ihr wuͤſtet/ wie einer armen ſee-
le zu muthe waͤre/ ihr wuͤrdet mich wol ungebruͤhet
laſſen.
Cam. (ſiehet ſich um) Aber wo iſt Leonore/ iſt ſie
wieder verſchwunden? wertheſte Leonore/ bin ich ih-
res anſchauens wuͤrdig?
(er eylet ihr nach.)
Ponc. Jſt das nicht elend/ daß man auch nach dem
tode nicht ruhen kan. Jch habe ja einmahl mein recht
uͤberſtanden/ nun iſt die reihe an mir/ daß ich die leute
qvaͤlen und aͤngſtigen ſoll. Kommen doch alle gute
gewonheiten ab. Wuͤſte ich doch nicht/ daß ein ge-
ſpenſte ſo baͤrenhaͤuteriſch waͤre tractirt worden/ wo
ich ſolches leide/ ſo ſtoſſen mich die andern geiſter aus
der compagnie/ und machen mich zum & cætera, daß
keiner keine kanne bier mit mir ſauffen darff. Doch
courage! wer mir begegnet/ der iſt in meiner gewalt.
Heyſa raſtrum! ich zerꝛeiſſe mich.
Simpl. Jch ſuche/ und finde nichts/ diß habe ich
zum vorthel/ daß ich meinen Herꝛn ſelbſt verlohren
habe.
(Poncinello faͤngt an zu gruntzen/ Simplicio
ſieht ſich um.)
Simpl. Alle gute geiſter/ alle gute geiſter.
Pon. Du ſchelm komm her/ ich will dir weiſen/ was
du die guten geiſter zu braviren haſt.
Simpl. Ach iſt es in dem wald ſo unrichtig/ ſo will
ich ein andermahl in der mittags-ſtunde davon blei-
ben.
(laufft davon.)
Pon. (lachet) So war es recht/ ſo muß man ein
ge-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <sp>
            <p><pb facs="#f0586" n="570"/><fw place="top" type="header">Der be&#x017F;chu&#x0364;tzten un&#x017F;chuld</fw><lb/>
&#x017F;obald abfu&#x0364;hren kan/ &#x017F;ol&#x017F;tu meiner hertzlieb&#x017F;ten ein &#x017F;ol-<lb/>
ches &#x017F;chrecken verur&#x017F;achen?</p>
          </sp><lb/>
          <sp>
            <speaker>Ponc.</speaker>
            <p>Her&#xA75B;/ wenn ihr wu&#x0364;&#x017F;tet/ wie einer armen &#x017F;ee-<lb/>
le zu muthe wa&#x0364;re/ ihr wu&#x0364;rdet mich wol ungebru&#x0364;het<lb/>
la&#x017F;&#x017F;en.</p>
          </sp><lb/>
          <sp>
            <speaker>Cam.</speaker>
            <stage>(&#x017F;iehet &#x017F;ich um)</stage>
            <p>Aber wo i&#x017F;t Leonore/ i&#x017F;t &#x017F;ie<lb/>
wieder ver&#x017F;chwunden? werthe&#x017F;te Leonore/ bin ich ih-<lb/>
res an&#x017F;chauens wu&#x0364;rdig?</p>
          </sp>
          <stage>(er eylet ihr nach.)</stage><lb/>
          <sp>
            <speaker>Ponc.</speaker>
            <p>J&#x017F;t das nicht elend/ daß man auch nach dem<lb/>
tode nicht ruhen kan. Jch habe ja einmahl mein recht<lb/>
u&#x0364;ber&#x017F;tanden/ nun i&#x017F;t die reihe an mir/ daß ich die leute<lb/>
qva&#x0364;len und a&#x0364;ng&#x017F;tigen &#x017F;oll. Kommen doch alle gute<lb/>
gewonheiten ab. Wu&#x0364;&#x017F;te ich doch nicht/ daß ein ge-<lb/>
&#x017F;pen&#x017F;te &#x017F;o ba&#x0364;renha&#x0364;uteri&#x017F;ch wa&#x0364;re tractirt worden/ wo<lb/>
ich &#x017F;olches leide/ &#x017F;o &#x017F;to&#x017F;&#x017F;en mich die andern gei&#x017F;ter aus<lb/>
der compagnie/ und machen mich zum <hi rendition="#aq">&amp; cætera,</hi> daß<lb/>
keiner keine kanne bier mit mir &#x017F;auffen darff. Doch<lb/>
courage! wer mir begegnet/ der i&#x017F;t in meiner gewalt.<lb/>
Hey&#x017F;a ra&#x017F;trum! ich zer&#xA75B;ei&#x017F;&#x017F;e mich.</p>
          </sp><lb/>
          <sp>
            <speaker>Simpl.</speaker>
            <p>Jch &#x017F;uche/ und finde nichts/ diß habe ich<lb/>
zum vorthel/ daß ich meinen Her&#xA75B;n &#x017F;elb&#x017F;t verlohren<lb/>
habe.</p>
          </sp><lb/>
          <stage> <hi rendition="#c">(Poncinello fa&#x0364;ngt an zu gruntzen/ Simplicio<lb/>
&#x017F;ieht &#x017F;ich um.)</hi> </stage><lb/>
          <sp>
            <speaker>Simpl.</speaker>
            <p>Alle gute gei&#x017F;ter/ alle gute gei&#x017F;ter.</p>
          </sp><lb/>
          <sp>
            <speaker>Pon.</speaker>
            <p>Du &#x017F;chelm komm her/ ich will dir wei&#x017F;en/ was<lb/>
du die guten gei&#x017F;ter zu braviren ha&#x017F;t.</p>
          </sp><lb/>
          <sp>
            <speaker>Simpl.</speaker>
            <p>Ach i&#x017F;t es in dem wald &#x017F;o unrichtig/ &#x017F;o will<lb/>
ich ein andermahl in der mittags-&#x017F;tunde davon blei-<lb/>
ben.</p>
          </sp>
          <stage>(laufft davon.)</stage><lb/>
          <sp>
            <speaker>Pon.</speaker>
            <stage>(lachet)</stage>
            <p>So war es recht/ &#x017F;o muß man ein<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">ge-</fw><lb/></p>
          </sp>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[570/0586] Der beſchuͤtzten unſchuld ſobald abfuͤhren kan/ ſolſtu meiner hertzliebſten ein ſol- ches ſchrecken verurſachen? Ponc. Herꝛ/ wenn ihr wuͤſtet/ wie einer armen ſee- le zu muthe waͤre/ ihr wuͤrdet mich wol ungebruͤhet laſſen. Cam. (ſiehet ſich um) Aber wo iſt Leonore/ iſt ſie wieder verſchwunden? wertheſte Leonore/ bin ich ih- res anſchauens wuͤrdig? (er eylet ihr nach.) Ponc. Jſt das nicht elend/ daß man auch nach dem tode nicht ruhen kan. Jch habe ja einmahl mein recht uͤberſtanden/ nun iſt die reihe an mir/ daß ich die leute qvaͤlen und aͤngſtigen ſoll. Kommen doch alle gute gewonheiten ab. Wuͤſte ich doch nicht/ daß ein ge- ſpenſte ſo baͤrenhaͤuteriſch waͤre tractirt worden/ wo ich ſolches leide/ ſo ſtoſſen mich die andern geiſter aus der compagnie/ und machen mich zum & cætera, daß keiner keine kanne bier mit mir ſauffen darff. Doch courage! wer mir begegnet/ der iſt in meiner gewalt. Heyſa raſtrum! ich zerꝛeiſſe mich. Simpl. Jch ſuche/ und finde nichts/ diß habe ich zum vorthel/ daß ich meinen Herꝛn ſelbſt verlohren habe. (Poncinello faͤngt an zu gruntzen/ Simplicio ſieht ſich um.) Simpl. Alle gute geiſter/ alle gute geiſter. Pon. Du ſchelm komm her/ ich will dir weiſen/ was du die guten geiſter zu braviren haſt. Simpl. Ach iſt es in dem wald ſo unrichtig/ ſo will ich ein andermahl in der mittags-ſtunde davon blei- ben. (laufft davon.) Pon. (lachet) So war es recht/ ſo muß man ein ge-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Die für das DTA ausgewählte Ausgabe von 1701 vere… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/weise_jugend_1701
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/weise_jugend_1701/586
Zitationshilfe: Weise, Christian: Überflüßige Gedancken Der grünenden jugend. Leipzig, 1701, S. 570. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_jugend_1701/586>, abgerufen am 28.11.2024.