Weise, Christian: Überflüßige Gedancken Der grünenden jugend. Leipzig, 1701.Fünffte Handlung. cinello kömmt mit langsamen schritten hinach/und hat sich in ein weiß tuch gewickelt/ als ein gespenst/ nur die papierne Pickelherings-krau- se hat er noch um/ daß man ihn kennet.) Leon. Ach hilf himmel! ich bin verlohren. Cam. Was ist diß vor ein augenblick. (geht auff den Poncinello loß.) Ponc. Bleib mir vom leibe/ bleib mir vom leibe/ mit geistern und gespensten ist nicht zu schertzen. Cam. Du artiges gespenst/ du solst mir bald eine furcht einjagen. (Leonore eilt indessen davon.) Ponc. Wie zum element geht diß zu/ sol ein so bra- ves gespenst nicht bessern respect haben als so/ bleib mir vom leibe. Cam. Jch entsetze mich aber vor keinem geiste der einen leib hat. (entblöst den degen.) Ponc. So wolte ich/ mein leib wäre hundert tau- send meilen von hier. Cam. Wer bistu? Ponc. Jch bin eine arme seele. Cam. Was machstu hier? Ponc. Jm himmel wolten sie mich nicht haben/ und in der hölle schlugen sie mich auch weg/ wo soll ich denn bleiben? Cam. Was bistu aber vor eine seele? Ponc. (weinet) Ach die seele von dem ehrlichen Poncinello. Cam. Du närrischer bösewicht/ schreibe es meinen andern verrichtungen zu/ daß ich deinen lohn nicht al- sobald N n 5
Fuͤnffte Handlung. cinello koͤmmt mit langſamen ſchrittẽ hinach/und hat ſich in ein weiß tuch gewickelt/ als ein geſpenſt/ nur die papierne Pickelherings-krau- ſe hat er noch um/ daß man ihn kennet.) Leon. Ach hilf himmel! ich bin verlohren. Cam. Was iſt diß vor ein augenblick. (geht auff den Poncinello loß.) Ponc. Bleib mir vom leibe/ bleib mir vom leibe/ mit geiſtern und geſpenſten iſt nicht zu ſchertzen. Cam. Du artiges geſpenſt/ du ſolſt mir bald eine furcht einjagen. (Leonore eilt indeſſen davon.) Ponc. Wie zum element geht diß zu/ ſol ein ſo bra- ves geſpenſt nicht beſſern reſpect haben als ſo/ bleib mir vom leibe. Cam. Jch entſetze mich aber vor keinem geiſte der einen leib hat. (entbloͤſt den degen.) Ponc. So wolte ich/ mein leib waͤre hundert tau- ſend meilen von hier. Cam. Wer biſtu? Ponc. Jch bin eine arme ſeele. Cam. Was machſtu hier? Ponc. Jm himmel wolten ſie mich nicht haben/ und in der hoͤlle ſchlugen ſie mich auch weg/ wo ſoll ich denn bleiben? Cam. Was biſtu aber vor eine ſeele? Ponc. (weinet) Ach die ſeele von dem ehrlichen Poncinello. Cam. Du naͤrꝛiſcher boͤſewicht/ ſchreibe es meinen andern verꝛichtungen zu/ daß ich deinen lohn nicht al- ſobald N n 5
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Fuͤnffte Handlung.
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geſpenſt/ nur die papierne Pickelherings-krau-
ſe hat er noch um/ daß man ihn kennet.)
Leon. Ach hilf himmel! ich bin verlohren.
Cam. Was iſt diß vor ein augenblick.
(geht auff den Poncinello loß.)
Ponc. Bleib mir vom leibe/ bleib mir vom leibe/
mit geiſtern und geſpenſten iſt nicht zu ſchertzen.
Cam. Du artiges geſpenſt/ du ſolſt mir bald eine
furcht einjagen.
(Leonore eilt indeſſen davon.)
Ponc. Wie zum element geht diß zu/ ſol ein ſo bra-
ves geſpenſt nicht beſſern reſpect haben als ſo/ bleib
mir vom leibe.
Cam. Jch entſetze mich aber vor keinem geiſte der
einen leib hat.
(entbloͤſt den degen.)
Ponc. So wolte ich/ mein leib waͤre hundert tau-
ſend meilen von hier.
Cam. Wer biſtu?
Ponc. Jch bin eine arme ſeele.
Cam. Was machſtu hier?
Ponc. Jm himmel wolten ſie mich nicht haben/
und in der hoͤlle ſchlugen ſie mich auch weg/ wo ſoll ich
denn bleiben?
Cam. Was biſtu aber vor eine ſeele?
Ponc. (weinet) Ach die ſeele von dem ehrlichen
Poncinello.
Cam. Du naͤrꝛiſcher boͤſewicht/ ſchreibe es meinen
andern verꝛichtungen zu/ daß ich deinen lohn nicht al-
ſobald
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Zitationshilfe: | Weise, Christian: Überflüßige Gedancken Der grünenden jugend. Leipzig, 1701, S. 569. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_jugend_1701/585>, abgerufen am 19.07.2024. |