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Weise, Christian: Überflüßige Gedancken Der grünenden jugend. Leipzig, 1701.

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Der beschützten Unschuld
Borg. Sollen diese nichtswürdige creaturen über
mein glücke zeugen/ ich verwerffe sie?
Her. Wir sollen sie hören.
Bastard (kniet) Vor E. Hochf. Durchl. erküh-
ne ich mich demütigst zu erscheinen/ und meine ärgste
boßheit öffentlich zu bekennen. Jch habe mich durch
böse gesellschafft unter die Banditen verleiten lassen/
dadurch ich zu rauben und morden dergestalt veran-
lasset worden/ daß ich den todt und die abscheuliche
straffe vielfältig verdienet habe. Unter andern be-
kenne ich/ und sage es dem Borgia unter die augen/ so
war als Gott über uns ist/ und so war mein herr lebet/
daß mich Borgia zu zwey unterschiedenen mahlen mit
gelde bestochen/ und zu grausamen vornehmen veran-
lasset. Denn als Signor Flavio seinen diener Filip-
po in Franckreich abfertigte/ muste ich ihn auff dem
wege niederschiessen. Auch unlängst solte ich dem
Camillo seinen rest geben: Allein er war so tapffer/ daß
er sich unser bemeisterte/ und mich in einen stand ver-
setzte/ da ich das leben von ihm bitten muste. Solches
zeuge ich und wil drauff leben und sterben. Jm übri-
gen wolle E. Hochfürstliche Durchl. dero angeborne
hulde und gütigkeit stärcker seyn lassen/ als mein ver-
brechen - - - -
Borg. Du bösewicht/ wie lange hat dich Flavio
unterrichten müssen/ ehe du so viel fabeln hast schmie-
den lernen.
Bast. Jch sage was die warheit ist. Da ist noch
der verfluchte ducat
(wirfft ihn hin) den ich auf des
Camillo leben aus euren händen genommen habe.
Borg. Ein Bandit der aus rauben und morden
ein handwerck macht/ wird sich kein gewissen nehmen
einen
Der beſchuͤtzten Unſchuld
Borg. Sollen dieſe nichtswuͤrdige creaturen uͤber
mein gluͤcke zeugen/ ich verwerffe ſie?
Her. Wir ſollen ſie hoͤren.
Baſtard (kniet) Vor E. Hochf. Durchl. erkuͤh-
ne ich mich demuͤtigſt zu erſcheinen/ und meine aͤrgſte
boßheit oͤffentlich zu bekennen. Jch habe mich durch
boͤſe geſellſchafft unter die Banditen verleiten laſſen/
dadurch ich zu rauben und morden dergeſtalt veran-
laſſet worden/ daß ich den todt und die abſcheuliche
ſtraffe vielfaͤltig verdienet habe. Unter andern be-
kenne ich/ und ſage es dem Borgia unter die augen/ ſo
war als Gott uͤber uns iſt/ und ſo war mein heꝛr lebet/
daß mich Borgia zu zwey unterſchiedenen mahlen mit
gelde beſtochen/ und zu grauſamen vornehmen veran-
laſſet. Denn als Signor Flavio ſeinen diener Filip-
po in Franckreich abfertigte/ muſte ich ihn auff dem
wege niederſchieſſen. Auch unlaͤngſt ſolte ich dem
Camillo ſeinẽ reſt geben: Allein er war ſo tapffer/ daß
er ſich unſer bemeiſterte/ und mich in einen ſtand ver-
ſetzte/ da ich das leben von ihm bitten muſte. Solches
zeuge ich und wil drauff leben und ſterben. Jm uͤbri-
gen wolle E. Hochfuͤrſtliche Durchl. dero angeborne
hulde und guͤtigkeit ſtaͤrcker ſeyn laſſen/ als mein ver-
brechen ‒ ‒ ‒ ‒
Borg. Du boͤſewicht/ wie lange hat dich Flavio
unterꝛichten muͤſſen/ ehe du ſo viel fabeln haſt ſchmie-
den lernen.
Baſt. Jch ſage was die warheit iſt. Da iſt noch
der verfluchte ducat
(wirfft ihn hin) den ich auf des
Camillo leben aus euren haͤnden genommen habe.
Borg. Ein Bandit der aus rauben und morden
ein handwerck macht/ wird ſich kein gewiſſen nehmen
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[560/0576] Der beſchuͤtzten Unſchuld Borg. Sollen dieſe nichtswuͤrdige creaturen uͤber mein gluͤcke zeugen/ ich verwerffe ſie? Her. Wir ſollen ſie hoͤren. Baſtard (kniet) Vor E. Hochf. Durchl. erkuͤh- ne ich mich demuͤtigſt zu erſcheinen/ und meine aͤrgſte boßheit oͤffentlich zu bekennen. Jch habe mich durch boͤſe geſellſchafft unter die Banditen verleiten laſſen/ dadurch ich zu rauben und morden dergeſtalt veran- laſſet worden/ daß ich den todt und die abſcheuliche ſtraffe vielfaͤltig verdienet habe. Unter andern be- kenne ich/ und ſage es dem Borgia unter die augen/ ſo war als Gott uͤber uns iſt/ und ſo war mein heꝛr lebet/ daß mich Borgia zu zwey unterſchiedenen mahlen mit gelde beſtochen/ und zu grauſamen vornehmen veran- laſſet. Denn als Signor Flavio ſeinen diener Filip- po in Franckreich abfertigte/ muſte ich ihn auff dem wege niederſchieſſen. Auch unlaͤngſt ſolte ich dem Camillo ſeinẽ reſt geben: Allein er war ſo tapffer/ daß er ſich unſer bemeiſterte/ und mich in einen ſtand ver- ſetzte/ da ich das leben von ihm bitten muſte. Solches zeuge ich und wil drauff leben und ſterben. Jm uͤbri- gen wolle E. Hochfuͤrſtliche Durchl. dero angeborne hulde und guͤtigkeit ſtaͤrcker ſeyn laſſen/ als mein ver- brechen ‒ ‒ ‒ ‒ Borg. Du boͤſewicht/ wie lange hat dich Flavio unterꝛichten muͤſſen/ ehe du ſo viel fabeln haſt ſchmie- den lernen. Baſt. Jch ſage was die warheit iſt. Da iſt noch der verfluchte ducat (wirfft ihn hin) den ich auf des Camillo leben aus euren haͤnden genommen habe. Borg. Ein Bandit der aus rauben und morden ein handwerck macht/ wird ſich kein gewiſſen nehmen einen

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Zitationshilfe: Weise, Christian: Überflüßige Gedancken Der grünenden jugend. Leipzig, 1701, S. 560. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_jugend_1701/576>, abgerufen am 29.11.2024.