Weise, Christian: Überflüßige Gedancken Der grünenden jugend. Leipzig, 1701.Vierdte Handlung. der ertz-meuchelmörder Borgia/ der hat mich veranlas-set/ daß ich den Filippo/ welchen Flavio in Franckreich abfertigte/ nicht weit von hier erschossen habe. Und eben dieser verräther hat mich erkauffet/ daß ich dem tugendhafften Camillo den rest geben solte. Cam. Du gerechter Gott/ ist es möglich daß solche bubenstück ungestrafft hingehen? doch dir sey danck/ daß du meine arme so kräfftig gemacht/ und dieses end- liche verderben von mir abgewendet hast: Hilff mir auch die andern fallstricke zerreissen/ welche der ehr- und gewissenslose Borgia meiner wolfahrt mag auf- gestellet haben. Bast. Jtzt erkenn ich erst/ was ich gethan habe. Cam. Und hat Filippo auch in dieser einöde so un- schuldig sterben müssen? Bast. Borgia hatte es befohlen. Cam. Wohin war er abgefertiget? Bast. Ach wohin/ als zu seinem besten freunde Camillo. Cam. Du treu beständiger Flavio verzeihe mir/ daß ich von dir gezweiffelt habe/ ich wil mich bald mündlich bey dir entschuldigen/ und das allerhöchste schelmstück/ so iemahls kan begangen werden/ deinen augen offenbaren: Doch höre du mörder/ wo sind die brieffe geblieben? Bast. Borgia hat damit nach seinem gefallen ge- handelt. Cam. Nun die zeit sol kommen/ da deine falschheit sol zu schanden werden. Aber was macht mein armer Simplicio. (er sieht nach ihm/ und befindet/ daß er noch leben hat.) Bast. L l 2
Vierdte Handlung. der ertz-meuchelmoͤrder Borgia/ der hat mich veranlaſ-ſet/ daß ich den Filippo/ welchen Flavio in Franckreich abfertigte/ nicht weit von hier erſchoſſen habe. Und eben dieſer verraͤther hat mich erkauffet/ daß ich dem tugendhafften Camillo den reſt geben ſolte. Cam. Du gerechter Gott/ iſt es moͤglich daß ſolche bubenſtuͤck ungeſtrafft hingehen? doch dir ſey danck/ daß du meine arme ſo kraͤfftig gemacht/ und dieſes end- liche verderben von mir abgewendet haſt: Hilff mir auch die andern fallſtricke zerreiſſen/ welche der ehr- und gewiſſensloſe Borgia meiner wolfahrt mag auf- geſtellet haben. Baſt. Jtzt erkenn ich erſt/ was ich gethan habe. Cam. Und hat Filippo auch in dieſer einoͤde ſo un- ſchuldig ſterben muͤſſen? Baſt. Borgia hatte es befohlen. Cam. Wohin war er abgefertiget? Baſt. Ach wohin/ als zu ſeinem beſten freunde Camillo. Cam. Du treu beſtaͤndiger Flavio verzeihe mir/ daß ich von dir gezweiffelt habe/ ich wil mich bald muͤndlich bey dir entſchuldigen/ und das allerhoͤchſte ſchelmſtuͤck/ ſo iemahls kan begangen werden/ deinen augen offenbaren: Doch hoͤre du moͤrder/ wo ſind die brieffe geblieben? Baſt. Borgia hat damit nach ſeinem gefallen ge- handelt. Cam. Nun die zeit ſol kommen/ da deine falſchheit ſol zu ſchanden werden. Aber was macht mein armer Simplicio. (er ſieht nach ihm/ und befindet/ daß er noch leben hat.) Baſt. L l 2
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Vierdte Handlung.
der ertz-meuchelmoͤrder Borgia/ der hat mich veranlaſ-
ſet/ daß ich den Filippo/ welchen Flavio in Franckreich
abfertigte/ nicht weit von hier erſchoſſen habe. Und
eben dieſer verraͤther hat mich erkauffet/ daß ich dem
tugendhafften Camillo den reſt geben ſolte.
Cam. Du gerechter Gott/ iſt es moͤglich daß ſolche
bubenſtuͤck ungeſtrafft hingehen? doch dir ſey danck/
daß du meine arme ſo kraͤfftig gemacht/ und dieſes end-
liche verderben von mir abgewendet haſt: Hilff mir
auch die andern fallſtricke zerreiſſen/ welche der ehr-
und gewiſſensloſe Borgia meiner wolfahrt mag auf-
geſtellet haben.
Baſt. Jtzt erkenn ich erſt/ was ich gethan habe.
Cam. Und hat Filippo auch in dieſer einoͤde ſo un-
ſchuldig ſterben muͤſſen?
Baſt. Borgia hatte es befohlen.
Cam. Wohin war er abgefertiget?
Baſt. Ach wohin/ als zu ſeinem beſten freunde
Camillo.
Cam. Du treu beſtaͤndiger Flavio verzeihe mir/
daß ich von dir gezweiffelt habe/ ich wil mich bald
muͤndlich bey dir entſchuldigen/ und das allerhoͤchſte
ſchelmſtuͤck/ ſo iemahls kan begangen werden/ deinen
augen offenbaren: Doch hoͤre du moͤrder/ wo ſind die
brieffe geblieben?
Baſt. Borgia hat damit nach ſeinem gefallen ge-
handelt.
Cam. Nun die zeit ſol kommen/ da deine falſchheit
ſol zu ſchanden werden. Aber was macht mein armer
Simplicio.
(er ſieht nach ihm/ und befindet/ daß er noch
leben hat.)
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Zitationshilfe: | Weise, Christian: Überflüßige Gedancken Der grünenden jugend. Leipzig, 1701, S. 531. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_jugend_1701/547>, abgerufen am 16.07.2024. |