Weise, Christian: Überflüßige Gedancken Der grünenden jugend. Leipzig, 1701.Vierdte Handlung. Cam. Du hast mich wieder erqvickt. Kan ich mich noch des Flavio und der Leonore versichern/ so wil ich dem Borgia leicht gewachsen seyn. Simpl. Jch kan nichts darzu sagen. Cam. Meine unschuld fol kräfftiger seyn/ als ande- rer leute boßheit. O du geliebster Flavio. O | du himm- lische Leonore! wenn werde ich in euren armen die zei- tung erfahren/ daß mich Borgia unschuldig verleum- det habe. Ach wenn wird die Sonne den glückseligen tag erscheinen lassen/ daß ich meine/ ach/ ja meine Leo- nore versichern werde/ daß ich in Franckreich ihres glei- chen nicht gefunden. Jch sterbe vor warten/ ich ver- gehe vor verlangen. Ein augenblick scheinet tausend jahr zu seyn. Ach verzeihe mir/ du angenehmste Leo- nore/ daß ich dich mit meiner langsamen reise an deiner versicherung aufhalte. Jch eyle/ ich eyle/ und will meine lippen auf deinem holdseligen munde bald ruhen lassen. (Bastardo springt mit zwey andern banditen hinter dem strauch hervor.) Bast. Gebt euch gefangen/ ihr hunde. (Bastardo gibt feuer/ und trifft den Simpli- cio/ daß er fällt. Die andern schiessen auch/ doch Camillo wendet sich/ daß er unbeschä- digt bleibet. Greifft hierauf zu dem degen/ und wehrt sich gegen drey. Da er einen be- schädigt/ wollen sie ausreissen: Doch Ba- stardo versäumt sich/ daß er von dem Ca- millo zu boden geschlagen wird/ da setzt er ihm den degen an die brust.) Cam. Siehe da/ deine verfluchte seele ist in meiner gewalt. Bast. L l
Vierdte Handlung. Cam. Du haſt mich wieder erqvickt. Kan ich mich noch des Flavio und der Leonore verſichern/ ſo wil ich dem Borgia leicht gewachſen ſeyn. Simpl. Jch kan nichts darzu ſagen. Cam. Meine unſchuld fol kraͤfftiger ſeyn/ als ande- rer leute boßheit. O du geliebſter Flavio. O | du him̃- liſche Leonore! wenn werde ich in euren armen die zei- tung erfahren/ daß mich Borgia unſchuldig verleum- det habe. Ach wenn wird die Sonne den gluͤckſeligen tag erſcheinen laſſen/ daß ich meine/ ach/ ja meine Leo- nore verſichern werde/ daß ich in Franckreich ihres glei- chen nicht gefunden. Jch ſterbe vor warten/ ich ver- gehe vor verlangen. Ein augenblick ſcheinet tauſend jahr zu ſeyn. Ach verzeihe mir/ du angenehmſte Leo- nore/ daß ich dich mit meiner langſamen reiſe an deiner verſicherung aufhalte. Jch eyle/ ich eyle/ und will meine lippen auf deinem holdſeligen munde bald ruhen laſſen. (Baſtardo ſpringt mit zwey andern banditen hinter dem ſtrauch hervor.) Baſt. Gebt euch gefangen/ ihr hunde. (Baſtardo gibt feuer/ und trifft den Simpli- cio/ daß er faͤllt. Die andern ſchieſſen auch/ doch Camillo wendet ſich/ daß er unbeſchaͤ- digt bleibet. Greifft hierauf zu dem degen/ und wehrt ſich gegen drey. Da er einen be- ſchaͤdigt/ wollen ſie ausreiſſen: Doch Ba- ſtardo verſaͤumt ſich/ daß er von dem Ca- millo zu boden geſchlagen wird/ da ſetzt er ihm den degen an die bruſt.) Cam. Siehe da/ deine verfluchte ſeele iſt in meiner gewalt. Baſt. L l
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Vierdte Handlung.
Cam. Du haſt mich wieder erqvickt. Kan ich mich
noch des Flavio und der Leonore verſichern/ ſo wil ich
dem Borgia leicht gewachſen ſeyn.
Simpl. Jch kan nichts darzu ſagen.
Cam. Meine unſchuld fol kraͤfftiger ſeyn/ als ande-
rer leute boßheit. O du geliebſter Flavio. O | du him̃-
liſche Leonore! wenn werde ich in euren armen die zei-
tung erfahren/ daß mich Borgia unſchuldig verleum-
det habe. Ach wenn wird die Sonne den gluͤckſeligen
tag erſcheinen laſſen/ daß ich meine/ ach/ ja meine Leo-
nore verſichern werde/ daß ich in Franckreich ihres glei-
chen nicht gefunden. Jch ſterbe vor warten/ ich ver-
gehe vor verlangen. Ein augenblick ſcheinet tauſend
jahr zu ſeyn. Ach verzeihe mir/ du angenehmſte Leo-
nore/ daß ich dich mit meiner langſamen reiſe an deiner
verſicherung aufhalte. Jch eyle/ ich eyle/ und will
meine lippen auf deinem holdſeligen munde bald ruhen
laſſen.
(Baſtardo ſpringt mit zwey andern banditen
hinter dem ſtrauch hervor.)
Baſt. Gebt euch gefangen/ ihr hunde.
(Baſtardo gibt feuer/ und trifft den Simpli-
cio/ daß er faͤllt. Die andern ſchieſſen auch/
doch Camillo wendet ſich/ daß er unbeſchaͤ-
digt bleibet. Greifft hierauf zu dem degen/
und wehrt ſich gegen drey. Da er einen be-
ſchaͤdigt/ wollen ſie ausreiſſen: Doch Ba-
ſtardo verſaͤumt ſich/ daß er von dem Ca-
millo zu boden geſchlagen wird/ da ſetzt er
ihm den degen an die bruſt.)
Cam. Siehe da/ deine verfluchte ſeele iſt in meiner
gewalt.
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Zitationshilfe: | Weise, Christian: Überflüßige Gedancken Der grünenden jugend. Leipzig, 1701, S. 529. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_jugend_1701/545>, abgerufen am 16.07.2024. |