Weise, Christian: Überflüßige Gedancken Der grünenden jugend. Leipzig, 1701.Dritte Handlung. Borg. Nun hat der wind die falsche spreu vertrie- ben. Herc. Borgia muste ein verräther seyn. Borg. Wer auff seinen nutzen mehr als auf des fürsten wolfahrt sieht/ der muß durch eines andern fall groß werden. Herc. Borgia war der landsverderber. Borg. Wer den fürsten untreu ist/ wird eines pri- vat-freundes nicht schonen. Herc. Ach du schändliche verrätherey! Borg. Glückselig bin ich/ daß meine unschuld offen- bahr wird. Her. Wir haben euch bißher aus rechtmässigen ver- dacht vieler wolthaten unfähig gemacht. Doch seyd zu friden: Ein fürst kan allzeit gutes thun. Borg. Jhre Durchl. können keine bessere beloh- nung abstatten/ als das allergnädigste erkäntniß mei- ner unterthänigsten treue. (Flavio und Leonore treten auff.) Herc. Da kommen die tugendhafftesten personen unsres hofes/ durch derer zeugniß Camillo biß in den tod beschämet ist. Flav. Eu. Durchl. fället die verlassene Leonore zu dero füssen/ und bittet demütigst um schutz und rettung. Herc. Steh auff/ schönste Leonore/ euer glück sol un- ser seyn. Leon. Jch bin eine vater- und mutter-lose person. Herc. Hercules sol ihre stelle vertreten. Leon. Mein liebster hat mich verlassen. Herc. Er war euer tugenden nicht würdig. Leon. Doch leb ich in vielfältiger bekümmerniß. Herc. K k 3
Dritte Handlung. Borg. Nun hat der wind die falſche ſpreu vertrie- ben. Herc. Borgia muſte ein verꝛaͤther ſeyn. Borg. Wer auff ſeinen nutzen mehr als auf des fuͤrſten wolfahrt ſieht/ der muß durch eines andern fall groß werden. Herc. Borgia war der landsverderber. Borg. Wer den fuͤrſten untreu iſt/ wird eines pri- vat-freundes nicht ſchonen. Herc. Ach du ſchaͤndliche verraͤtherey! Borg. Gluͤckſelig bin ich/ daß meine unſchuld offen- bahr wird. Her. Wir haben euch bißher aus rechtmaͤſſigen ver- dacht vieler wolthaten unfaͤhig gemacht. Doch ſeyd zu friden: Ein fuͤrſt kan allzeit gutes thun. Borg. Jhre Durchl. koͤnnen keine beſſere beloh- nung abſtatten/ als das allergnaͤdigſte erkaͤntniß mei- ner unterthaͤnigſten treue. (Flavio und Leonore treten auff.) Herc. Da kommen die tugendhaffteſten perſonen unſres hofes/ durch derer zeugniß Camillo biß in den tod beſchaͤmet iſt. Flav. Eu. Durchl. faͤllet die verlaſſene Leonore zu dero fuͤſſen/ und bittet demuͤtigſt um ſchutz und rettung. Herc. Steh auff/ ſchoͤnſte Leonore/ euer gluͤck ſol un- ſer ſeyn. Leon. Jch bin eine vater- und mutter-loſe perſon. Herc. Hercules ſol ihre ſtelle vertreten. Leon. Mein liebſter hat mich verlaſſen. Herc. Er war euer tugenden nicht wuͤrdig. Leon. Doch leb ich in vielfaͤltiger bekuͤmmerniß. Herc. K k 3
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Dritte Handlung.
Borg. Nun hat der wind die falſche ſpreu vertrie-
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Herc. Borgia muſte ein verꝛaͤther ſeyn.
Borg. Wer auff ſeinen nutzen mehr als auf des
fuͤrſten wolfahrt ſieht/ der muß durch eines andern
fall groß werden.
Herc. Borgia war der landsverderber.
Borg. Wer den fuͤrſten untreu iſt/ wird eines pri-
vat-freundes nicht ſchonen.
Herc. Ach du ſchaͤndliche verraͤtherey!
Borg. Gluͤckſelig bin ich/ daß meine unſchuld offen-
bahr wird.
Her. Wir haben euch bißher aus rechtmaͤſſigen ver-
dacht vieler wolthaten unfaͤhig gemacht. Doch ſeyd
zu friden: Ein fuͤrſt kan allzeit gutes thun.
Borg. Jhre Durchl. koͤnnen keine beſſere beloh-
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(Flavio und Leonore treten auff.)
Herc. Da kommen die tugendhaffteſten perſonen
unſres hofes/ durch derer zeugniß Camillo biß in den
tod beſchaͤmet iſt.
Flav. Eu. Durchl. faͤllet die verlaſſene Leonore zu
dero fuͤſſen/ und bittet demuͤtigſt um ſchutz und rettung.
Herc. Steh auff/ ſchoͤnſte Leonore/ euer gluͤck ſol un-
ſer ſeyn.
Leon. Jch bin eine vater- und mutter-loſe perſon.
Herc. Hercules ſol ihre ſtelle vertreten.
Leon. Mein liebſter hat mich verlaſſen.
Herc. Er war euer tugenden nicht wuͤrdig.
Leon. Doch leb ich in vielfaͤltiger bekuͤmmerniß.
Herc.
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Zitationshilfe: | Weise, Christian: Überflüßige Gedancken Der grünenden jugend. Leipzig, 1701, S. 517. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_jugend_1701/533>, abgerufen am 27.06.2024. |