Weise, Christian: Überflüßige Gedancken Der grünenden jugend. Leipzig, 1701.Erste Handlung. auff der reyse verschmachten lassen? Leon. Ach wer weiß ob er meines trostes vonnö- then hat. Cam. Dieses sol zeuge sey/ daß sich Camillo von niemand will besitzen lassen/ als von der angenehmsten Leonore. (Er giebt ihr sein Bildnüß.) Leon. Und dieses soll zeuge seyn/ daß ich einfältig geliebt habe. (Sie giebt ihn ihr Bildnüß.) Cam. (küst es) Du holdreiches ebenbild/ solstu mir die reyse durch dein anschauen verkürtzen. (er giebt ihr die hand) Nun allersüsseste Leonore/ hiermit zu guter nacht/ der Höchste erhalte sie bey derselben blüte/ in welcher ich sie verlassen muß/ und lasse mich die wun- der-liebliche stunde bald erreichen/ ihr mündlich zuer- zehlen/ was ich nunmehr in stummen briefen berichten muß. Leon. (Weinet) diese thränen sind beredt gnung mein betrübniß und meinen wunsch auszusprechen. Drum sag ich nichts als gute nacht. Mein verhäng- nüß straffe mich nicht daß ich sagen müsse die letzte gute nacht. Cam. Meine briefe sollen sie oft genung erinnern/ mit was vor gedancken ich die zeit in Franckreich pas- sire. Leon. Wenn wir in Jtalien so würdig seyn kön- nen/ so bitte ich meine furcht durch solche mittel zu ver- mindern. Cam. Flavio sol hier bürge seyn/ den ich gleichfals mit beständigem zuschreiben mehr als zuviel belästigen werde. Flav
Erſte Handlung. auff der reyſe verſchmachten laſſen? Leon. Ach wer weiß ob er meines troſtes vonnoͤ- then hat. Cam. Dieſes ſol zeuge ſey/ daß ſich Camillo von niemand will beſitzen laſſen/ als von der angenehmſten Leonore. (Er giebt ihr ſein Bildnuͤß.) Leon. Und dieſes ſoll zeuge ſeyn/ daß ich einfaͤltig geliebt habe. (Sie giebt ihn ihr Bildnuͤß.) Cam. (kuͤſt es) Du holdreiches ebenbild/ ſolſtu mir die reyſe durch dein anſchauen verkuͤrtzen. (er giebt ihr die hand) Nun allerſuͤſſeſte Leonore/ hiermit zu guter nacht/ der Hoͤchſte erhalte ſie bey derſelben bluͤte/ in welcher ich ſie verlaſſen muß/ und laſſe mich die wun- der-liebliche ſtunde bald erreichen/ ihr muͤndlich zuer- zehlen/ was ich nunmehr in ſtummen briefen berichten muß. Leon. (Weinet) dieſe thraͤnen ſind beredt gnung mein betruͤbniß und meinen wunſch auszuſprechen. Drum ſag ich nichts als gute nacht. Mein verhaͤng- nuͤß ſtraffe mich nicht daß ich ſagen muͤſſe die letzte gute nacht. Cam. Meine briefe ſollen ſie oft genung erinnern/ mit was vor gedancken ich die zeit in Franckreich paſ- ſire. Leon. Wenn wir in Jtalien ſo wuͤrdig ſeyn koͤn- nen/ ſo bitte ich meine furcht durch ſolche mittel zu ver- mindern. Cam. Flavio ſol hier buͤrge ſeyn/ den ich gleichfals mit beſtaͤndigem zuſchreiben mehr als zuviel belaͤſtigen werde. Flav
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Erſte Handlung.
auff der reyſe verſchmachten laſſen?
Leon. Ach wer weiß ob er meines troſtes vonnoͤ-
then hat.
Cam. Dieſes ſol zeuge ſey/ daß ſich Camillo von
niemand will beſitzen laſſen/ als von der angenehmſten
Leonore.
(Er giebt ihr ſein Bildnuͤß.)
Leon. Und dieſes ſoll zeuge ſeyn/ daß ich einfaͤltig
geliebt habe.
(Sie giebt ihn ihr Bildnuͤß.)
Cam. (kuͤſt es) Du holdreiches ebenbild/ ſolſtu mir
die reyſe durch dein anſchauen verkuͤrtzen. (er giebt ihr
die hand) Nun allerſuͤſſeſte Leonore/ hiermit zu guter
nacht/ der Hoͤchſte erhalte ſie bey derſelben bluͤte/ in
welcher ich ſie verlaſſen muß/ und laſſe mich die wun-
der-liebliche ſtunde bald erreichen/ ihr muͤndlich zuer-
zehlen/ was ich nunmehr in ſtummen briefen berichten
muß.
Leon. (Weinet) dieſe thraͤnen ſind beredt gnung
mein betruͤbniß und meinen wunſch auszuſprechen.
Drum ſag ich nichts als gute nacht. Mein verhaͤng-
nuͤß ſtraffe mich nicht daß ich ſagen muͤſſe die letzte gute
nacht.
Cam. Meine briefe ſollen ſie oft genung erinnern/
mit was vor gedancken ich die zeit in Franckreich paſ-
ſire.
Leon. Wenn wir in Jtalien ſo wuͤrdig ſeyn koͤn-
nen/ ſo bitte ich meine furcht durch ſolche mittel zu ver-
mindern.
Cam. Flavio ſol hier buͤrge ſeyn/ den ich gleichfals
mit beſtaͤndigem zuſchreiben mehr als zuviel belaͤſtigen
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