Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Weise, Christian: Überflüßige Gedancken Der grünenden jugend. Leipzig, 1701.

Bild:
<< vorherige Seite

Und danck es keinem gar zu viel/
Der mich zu andern führen will.

2. Jch habe manche liebe stunden
Jn leerer hoffnung zugebüst/
Eh ich es in der that befunden
Daß sie mein mädgen worden ist:
Drum lenck ich auch mein angesicht
Nunmehr zu keiner andern nicht.
3. Jch weiß von aussen und von innen
Was ihr gemüth im schilde führt/
Und bin gewiß daß sie die sinnen
Mit lauter freundlichkeit regiert/
Sie ist belieblich/ zart und schön/
Was solt ich dann zur andern gehn.
4. Offt hertzt ein fremder eine ziege/
Und sieht sie vor die Venus an/
Weil er dieselbe nach der gnüge
Bald erstlich nicht erkennen kan/
Und weil ein schleyer und die nacht
Die schlimmste magd zur jungfer macht.
5. Und wann ich gleich was schönes küsse/
So ist mirs dannoch unbekant/
Ach nein/ ich nehme das gewisse/
Und denck/ ein vogel in der hand/
Jst besser dann ein gantzes dutzt
Das noch in freyen felde stutzt.
6. Wer sich nun gerne will verhindern
Der suche seine liebe weit/
Es ist doch wahr/ an fremden kindern
Verderbt man alle freundlichkeit/
An fremden hunden wendet man
Die suppen gar vergebens an.
7. Jch bleibe nun wo meine liebe
Sich erstlich hat hervorgethan/
Und

Und danck es keinem gar zu viel/
Der mich zu andern fuͤhren will.

2. Jch habe manche liebe ſtunden
Jn leerer hoffnung zugebuͤſt/
Eh ich es in der that befunden
Daß ſie mein maͤdgen worden iſt:
Drum lenck ich auch mein angeſicht
Nunmehr zu keiner andern nicht.
3. Jch weiß von auſſen und von innen
Was ihr gemuͤth im ſchilde fuͤhrt/
Und bin gewiß daß ſie die ſinnen
Mit lauter freundlichkeit regiert/
Sie iſt belieblich/ zart und ſchoͤn/
Was ſolt ich dann zur andern gehn.
4. Offt hertzt ein fremder eine ziege/
Und ſieht ſie vor die Venus an/
Weil er dieſelbe nach der gnuͤge
Bald erſtlich nicht erkennen kan/
Und weil ein ſchleyer und die nacht
Die ſchlimmſte magd zur jungfer macht.
5. Und wann ich gleich was ſchoͤnes kuͤſſe/
So iſt mirs dannoch unbekant/
Ach nein/ ich nehme das gewiſſe/
Und denck/ ein vogel in der hand/
Jſt beſſer dann ein gantzes dutzt
Das noch in freyen felde ſtutzt.
6. Wer ſich nun gerne will verhindern
Der ſuche ſeine liebe weit/
Es iſt doch wahr/ an fremden kindern
Verderbt man alle freundlichkeit/
An fremden hunden wendet man
Die ſuppen gar vergebens an.
7. Jch bleibe nun wo meine liebe
Sich erſtlich hat hervorgethan/
Und
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <lg n="1">
              <pb facs="#f0045"/>
              <l>Und danck es keinem gar zu viel/</l><lb/>
              <l>Der mich zu andern fu&#x0364;hren will.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="2">
              <l>2. Jch habe manche liebe &#x017F;tunden</l><lb/>
              <l>Jn leerer hoffnung zugebu&#x0364;&#x017F;t/</l><lb/>
              <l>Eh ich es in der that befunden</l><lb/>
              <l>Daß &#x017F;ie mein ma&#x0364;dgen worden i&#x017F;t:</l><lb/>
              <l>Drum lenck ich auch mein ange&#x017F;icht</l><lb/>
              <l>Nunmehr zu keiner andern nicht.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="3">
              <l>3. Jch weiß von au&#x017F;&#x017F;en und von innen</l><lb/>
              <l>Was ihr gemu&#x0364;th im &#x017F;childe fu&#x0364;hrt/</l><lb/>
              <l>Und bin gewiß daß &#x017F;ie die &#x017F;innen</l><lb/>
              <l>Mit lauter freundlichkeit regiert/</l><lb/>
              <l>Sie i&#x017F;t belieblich/ zart und &#x017F;cho&#x0364;n/</l><lb/>
              <l>Was &#x017F;olt ich dann zur andern gehn.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="4">
              <l>4. Offt hertzt ein fremder eine ziege/</l><lb/>
              <l>Und &#x017F;ieht &#x017F;ie vor die Venus an/</l><lb/>
              <l>Weil er die&#x017F;elbe nach der gnu&#x0364;ge</l><lb/>
              <l>Bald er&#x017F;tlich nicht erkennen kan/</l><lb/>
              <l>Und weil ein &#x017F;chleyer und die nacht</l><lb/>
              <l>Die &#x017F;chlimm&#x017F;te magd zur jungfer macht.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="5">
              <l>5. Und wann ich gleich was &#x017F;cho&#x0364;nes ku&#x0364;&#x017F;&#x017F;e/</l><lb/>
              <l>So i&#x017F;t mirs dannoch unbekant/</l><lb/>
              <l>Ach nein/ ich nehme das gewi&#x017F;&#x017F;e/</l><lb/>
              <l>Und denck/ ein vogel in der hand/</l><lb/>
              <l>J&#x017F;t be&#x017F;&#x017F;er dann ein gantzes dutzt</l><lb/>
              <l>Das noch in freyen felde &#x017F;tutzt.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="6">
              <l>6. Wer &#x017F;ich nun gerne will verhindern</l><lb/>
              <l>Der &#x017F;uche &#x017F;eine liebe weit/</l><lb/>
              <l>Es i&#x017F;t doch wahr/ an fremden kindern</l><lb/>
              <l>Verderbt man alle freundlichkeit/</l><lb/>
              <l>An fremden hunden wendet man</l><lb/>
              <l>Die &#x017F;uppen gar vergebens an.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="7">
              <l>7. Jch bleibe nun wo meine liebe</l><lb/>
              <l>Sich er&#x017F;tlich hat hervorgethan/</l><lb/>
              <fw place="bottom" type="catch">Und</fw><lb/>
            </lg>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0045] Und danck es keinem gar zu viel/ Der mich zu andern fuͤhren will. 2. Jch habe manche liebe ſtunden Jn leerer hoffnung zugebuͤſt/ Eh ich es in der that befunden Daß ſie mein maͤdgen worden iſt: Drum lenck ich auch mein angeſicht Nunmehr zu keiner andern nicht. 3. Jch weiß von auſſen und von innen Was ihr gemuͤth im ſchilde fuͤhrt/ Und bin gewiß daß ſie die ſinnen Mit lauter freundlichkeit regiert/ Sie iſt belieblich/ zart und ſchoͤn/ Was ſolt ich dann zur andern gehn. 4. Offt hertzt ein fremder eine ziege/ Und ſieht ſie vor die Venus an/ Weil er dieſelbe nach der gnuͤge Bald erſtlich nicht erkennen kan/ Und weil ein ſchleyer und die nacht Die ſchlimmſte magd zur jungfer macht. 5. Und wann ich gleich was ſchoͤnes kuͤſſe/ So iſt mirs dannoch unbekant/ Ach nein/ ich nehme das gewiſſe/ Und denck/ ein vogel in der hand/ Jſt beſſer dann ein gantzes dutzt Das noch in freyen felde ſtutzt. 6. Wer ſich nun gerne will verhindern Der ſuche ſeine liebe weit/ Es iſt doch wahr/ an fremden kindern Verderbt man alle freundlichkeit/ An fremden hunden wendet man Die ſuppen gar vergebens an. 7. Jch bleibe nun wo meine liebe Sich erſtlich hat hervorgethan/ Und

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Die für das DTA ausgewählte Ausgabe von 1701 vere… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/weise_jugend_1701
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/weise_jugend_1701/45
Zitationshilfe: Weise, Christian: Überflüßige Gedancken Der grünenden jugend. Leipzig, 1701, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_jugend_1701/45>, abgerufen am 24.11.2024.