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Weise, Christian: Überflüßige Gedancken Der grünenden jugend. Leipzig, 1701.

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Fünfftes Gefpräch.
Vor langer weile nur nicht gar gestorben ist.

2. Ohn zweifel hastu mich sehr weit hindan gesetzt/
Wofern die hochzeit-lust dich etwan hat ergetzt
So hastu wol gesagt: Jst diß nicht gar zu fein/
Ach solten wir nur itz noch länger aussen seyn!
3. Jndessen hab ich mich mit müh und noth geplagt/
Und aller freud und lust mit willen abgesagt:
Und hat mich was betrübt/ so gieng mir dieses nah/
Wenn ich ins stübgen kam/ so warestu nicht da.
4. Ach freylich hätt ich noch zu guter letzt vermeint/
Jch wolte noch einmahl als eingetreuer freund
Alleine bey dir seyn: doch also muß ich ruhn/
Und was ich gerne wil nur in gedancken thun.
5. Nun ist es alles aus: ich werde schon citirt/
Und so wirstu von mir/ und ich von dir entführt.
Es ist an meinem ort umb einen tag geschehn/
So weiß ich nicht ob wir einander wieder sehn.
6. Drum lache mich nicht aus wofern ich zum beschluß
Jn deiner gegenwart vor schmertzen weinen muß.
Zwar du verlierst nicht viel: Es ist mir nur um mich/
Jch bin sehr übel dran/ denn ich verliere dich.
7. Vielleicht erhalt ichs noch den allerletzten tag/
Daß ich mit dir allein vertraulich reden mag:
Doch wenn ich diese lust ja nicht erhalten sol/
So sag ich tausendmahl/ mein kind gehab dich wohl.
Das andere lied.
GEhab dich wohl mein kind/ es ist doch nun geschehn/
Daß wir einander nicht so leichtlich wieder sehn:
Jch muß so schleinig fort da ich am besten spüre/
Wie groß die freude sey/ die ich durch dich verliehre.
2. Die zeit ist viel zu kurtz daß ich beschreiben kan/
Wie weh mir allbereit die enderung gethan/
Und wie von hertzen gern ich hier verbleiben wolte/
Wenn ich des glückes schluß zurücke treiben solte.
3. Jch habe deine gunst vortrefflich hochgeschätzt/
Drum gieb mir auch den trost nunmehr zu guter letzt
Und laß mich nur gewiß versicherung bekommen
Du habest alles thun am besten aufgenommen.
4. Mein

Fuͤnfftes Gefpraͤch.
Vor langer weile nur nicht gar geſtorben iſt.

2. Ohn zweifel haſtu mich ſehr weit hindan geſetzt/
Wofern die hochzeit-luſt dich etwan hat ergetzt
So haſtu wol geſagt: Jſt diß nicht gar zu fein/
Ach ſolten wir nur itz noch laͤnger auſſen ſeyn!
3. Jndeſſen hab ich mich mit muͤh und noth geplagt/
Und aller freud und luſt mit willen abgeſagt:
Und hat mich was betruͤbt/ ſo gieng mir dieſes nah/
Wenn ich ins ſtuͤbgen kam/ ſo wareſtu nicht da.
4. Ach freylich haͤtt ich noch zu guter letzt vermeint/
Jch wolte noch einmahl als eingetreuer freund
Alleine bey dir ſeyn: doch alſo muß ich ruhn/
Und was ich gerne wil nur in gedancken thun.
5. Nun iſt es alles aus: ich werde ſchon citirt/
Und ſo wirſtu von mir/ und ich von dir entfuͤhrt.
Es iſt an meinem ort umb einen tag geſchehn/
So weiß ich nicht ob wir einander wieder ſehn.
6. Drum lache mich nicht aus wofern ich zum beſchluß
Jn deiner gegenwart vor ſchmertzen weinen muß.
Zwar du verlierſt nicht viel: Es iſt mir nur um mich/
Jch bin ſehr uͤbel dran/ denn ich verliere dich.
7. Vielleicht erhalt ichs noch den allerletzten tag/
Daß ich mit dir allein vertraulich reden mag:
Doch wenn ich dieſe luſt ja nicht erhalten ſol/
So ſag ich tauſendmahl/ mein kind gehab dich wohl.
Das andere lied.
GEhab dich wohl mein kind/ es iſt doch nun geſchehn/
Daß wir einander nicht ſo leichtlich wieder ſehn:
Jch muß ſo ſchleinig fort da ich am beſten ſpuͤre/
Wie groß die freude ſey/ die ich durch dich verliehre.
2. Die zeit iſt viel zu kurtz daß ich beſchreiben kan/
Wie weh mir allbereit die enderung gethan/
Und wie von hertzen gern ich hier verbleiben wolte/
Wenn ich des gluͤckes ſchluß zuruͤcke treiben ſolte.
3. Jch habe deine gunſt vortrefflich hochgeſchaͤtzt/
Drum gieb mir auch den troſt nunmehr zu guter letzt
Und laß mich nur gewiß verſicherung bekommen
Du habeſt alles thun am beſten aufgenommen.
4. Mein
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[397/0413] Fuͤnfftes Gefpraͤch. Vor langer weile nur nicht gar geſtorben iſt. 2. Ohn zweifel haſtu mich ſehr weit hindan geſetzt/ Wofern die hochzeit-luſt dich etwan hat ergetzt So haſtu wol geſagt: Jſt diß nicht gar zu fein/ Ach ſolten wir nur itz noch laͤnger auſſen ſeyn! 3. Jndeſſen hab ich mich mit muͤh und noth geplagt/ Und aller freud und luſt mit willen abgeſagt: Und hat mich was betruͤbt/ ſo gieng mir dieſes nah/ Wenn ich ins ſtuͤbgen kam/ ſo wareſtu nicht da. 4. Ach freylich haͤtt ich noch zu guter letzt vermeint/ Jch wolte noch einmahl als eingetreuer freund Alleine bey dir ſeyn: doch alſo muß ich ruhn/ Und was ich gerne wil nur in gedancken thun. 5. Nun iſt es alles aus: ich werde ſchon citirt/ Und ſo wirſtu von mir/ und ich von dir entfuͤhrt. Es iſt an meinem ort umb einen tag geſchehn/ So weiß ich nicht ob wir einander wieder ſehn. 6. Drum lache mich nicht aus wofern ich zum beſchluß Jn deiner gegenwart vor ſchmertzen weinen muß. Zwar du verlierſt nicht viel: Es iſt mir nur um mich/ Jch bin ſehr uͤbel dran/ denn ich verliere dich. 7. Vielleicht erhalt ichs noch den allerletzten tag/ Daß ich mit dir allein vertraulich reden mag: Doch wenn ich dieſe luſt ja nicht erhalten ſol/ So ſag ich tauſendmahl/ mein kind gehab dich wohl. Das andere lied. GEhab dich wohl mein kind/ es iſt doch nun geſchehn/ Daß wir einander nicht ſo leichtlich wieder ſehn: Jch muß ſo ſchleinig fort da ich am beſten ſpuͤre/ Wie groß die freude ſey/ die ich durch dich verliehre. 2. Die zeit iſt viel zu kurtz daß ich beſchreiben kan/ Wie weh mir allbereit die enderung gethan/ Und wie von hertzen gern ich hier verbleiben wolte/ Wenn ich des gluͤckes ſchluß zuruͤcke treiben ſolte. 3. Jch habe deine gunſt vortrefflich hochgeſchaͤtzt/ Drum gieb mir auch den troſt nunmehr zu guter letzt Und laß mich nur gewiß verſicherung bekommen Du habeſt alles thun am beſten aufgenommen. 4. Mein

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Zitationshilfe: Weise, Christian: Überflüßige Gedancken Der grünenden jugend. Leipzig, 1701, S. 397. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_jugend_1701/413>, abgerufen am 25.11.2024.