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Weise, Christian: Überflüßige Gedancken Der grünenden jugend. Leipzig, 1701.

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Uberfl. gedancken andere gattung
Gil. Jn warheit/ wenn ich mein gantz gewissen aus-
schütten soll/ so bekenne ich/ daß mir auff meiner stu-
dierstube allzeit am besten gewesen. Gesetzt auch daß
fleisch und blut einen streit wider den geist anfängt/ daß
man sich nach guten freunden in langen hosen sehnt/
so ist doch unter viertzig/ funfftzig jungfern nicht eine/
welche nicht mehr lust zu kinder possen als zu ernsthaff-
ten sachen hätte. Da soll man des königs spielen/ da
die blintze kuh/ da des habersäens/ da wollen sie nach
rosen gehn/ da gehn andere schwachheiten vor/ davor
sich einer ins hertze schämen muß. Was kan man nun
vor freude haben/ wenn man zu hause in seinen Studi-
is mit lauter klugen und sinnreichen sachen umbgeht.
Fill. Bruder das sind sachen/ dadurch man sich wie-
der ergetzt/ wenn man sich müde studiret hat.
Gil. Es wird so bemäntelt. Aber wie kan mich diß
ergetzen/ das mir abgeschmackt und ungereimt vor-
kommt.
Mel. Jch bin deiner meinung. Drumb sieht man
auch auff universitäten/ daß die jenigen die am wenig-
sten studiren/ sich am allerbesten in die mädgen-possen
schicken können. Denn weil sie nichts klügers sehen
oder hören/ oder wenn sie es sehen/ doch nicht achtung
drauff geben/ so bleiben sie in den gedancken/ als wären
ihre sachen gar schöne und vernünfftig eingericht.
Fill. Doch wieder auff die gedachte frühlings-lust
zu kommen/ gieng nichts lustiges sonst vor?
Gil. Eine frau brachte den alten saalbader mit
den leber-reimen auff die bahn/ und da muste ich vor
viel auslegen/ also daß ich auch gezwungen ward/ sol-
che auff ein blat zusammen zuschreiben.
Mel. Es muß gar tröstlich heraus kommen.
Fill.
Uberfl. gedancken andere gattung
Gil. Jn waꝛheit/ wenn ich mein gantz gewiſſen aus-
ſchuͤtten ſoll/ ſo bekenne ich/ daß mir auff meiner ſtu-
dierſtube allzeit am beſten geweſen. Geſetzt auch daß
fleiſch und blut einen ſtꝛeit wider den geiſt anfaͤngt/ daß
man ſich nach guten freunden in langen hoſen ſehnt/
ſo iſt doch unter viertzig/ funfftzig jungfern nicht eine/
welche nicht mehr luſt zu kinder poſſen als zu ernſthaff-
ten ſachen haͤtte. Da ſoll man des koͤnigs ſpielen/ da
die blintze kuh/ da des haberſaͤens/ da wollen ſie nach
roſen gehn/ da gehn andere ſchwachheiten vor/ davor
ſich einer ins hertze ſchaͤmen muß. Was kan man nun
vor freude haben/ wenn man zu hauſe in ſeinen Studi-
is mit lauter klugen und ſinnreichen ſachen umbgeht.
Fill. Bruder das ſind ſachen/ daduꝛch man ſich wie-
der ergetzt/ wenn man ſich muͤde ſtudiret hat.
Gil. Es wird ſo bemaͤntelt. Aber wie kan mich diß
ergetzen/ das mir abgeſchmackt und ungereimt vor-
kommt.
Mel. Jch bin deiner meinung. Drumb ſieht man
auch auff univerſitaͤten/ daß die jenigen die am wenig-
ſten ſtudiren/ ſich am allerbeſten in die maͤdgen-poſſen
ſchicken koͤnnen. Denn weil ſie nichts kluͤgers ſehen
oder hoͤren/ oder wenn ſie es ſehen/ doch nicht achtung
drauff geben/ ſo bleiben ſie in den gedancken/ als waͤren
ihre ſachen gar ſchoͤne und vernuͤnfftig eingericht.
Fill. Doch wieder auff die gedachte fruͤhlings-luſt
zu kommen/ gieng nichts luſtiges ſonſt vor?
Gil. Eine frau brachte den alten ſaalbader mit
den leber-reimen auff die bahn/ und da muſte ich vor
viel auslegen/ alſo daß ich auch gezwungen ward/ ſol-
che auff ein blat zuſammen zuſchreiben.
Mel. Es muß gar troͤſtlich heraus kommen.
Fill.
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[324/0340] Uberfl. gedancken andere gattung Gil. Jn waꝛheit/ wenn ich mein gantz gewiſſen aus- ſchuͤtten ſoll/ ſo bekenne ich/ daß mir auff meiner ſtu- dierſtube allzeit am beſten geweſen. Geſetzt auch daß fleiſch und blut einen ſtꝛeit wider den geiſt anfaͤngt/ daß man ſich nach guten freunden in langen hoſen ſehnt/ ſo iſt doch unter viertzig/ funfftzig jungfern nicht eine/ welche nicht mehr luſt zu kinder poſſen als zu ernſthaff- ten ſachen haͤtte. Da ſoll man des koͤnigs ſpielen/ da die blintze kuh/ da des haberſaͤens/ da wollen ſie nach roſen gehn/ da gehn andere ſchwachheiten vor/ davor ſich einer ins hertze ſchaͤmen muß. Was kan man nun vor freude haben/ wenn man zu hauſe in ſeinen Studi- is mit lauter klugen und ſinnreichen ſachen umbgeht. Fill. Bruder das ſind ſachen/ daduꝛch man ſich wie- der ergetzt/ wenn man ſich muͤde ſtudiret hat. Gil. Es wird ſo bemaͤntelt. Aber wie kan mich diß ergetzen/ das mir abgeſchmackt und ungereimt vor- kommt. Mel. Jch bin deiner meinung. Drumb ſieht man auch auff univerſitaͤten/ daß die jenigen die am wenig- ſten ſtudiren/ ſich am allerbeſten in die maͤdgen-poſſen ſchicken koͤnnen. Denn weil ſie nichts kluͤgers ſehen oder hoͤren/ oder wenn ſie es ſehen/ doch nicht achtung drauff geben/ ſo bleiben ſie in den gedancken/ als waͤren ihre ſachen gar ſchoͤne und vernuͤnfftig eingericht. Fill. Doch wieder auff die gedachte fruͤhlings-luſt zu kommen/ gieng nichts luſtiges ſonſt vor? Gil. Eine frau brachte den alten ſaalbader mit den leber-reimen auff die bahn/ und da muſte ich vor viel auslegen/ alſo daß ich auch gezwungen ward/ ſol- che auff ein blat zuſammen zuſchreiben. Mel. Es muß gar troͤſtlich heraus kommen. Fill.

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Zitationshilfe: Weise, Christian: Überflüßige Gedancken Der grünenden jugend. Leipzig, 1701, S. 324. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_jugend_1701/340>, abgerufen am 22.11.2024.