Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Weise, Christian: Überflüßige Gedancken Der grünenden jugend. Leipzig, 1701.

Bild:
<< vorherige Seite
Uberfl. gedancken andere gattung
So trefft ihr einen tausch der wohl zu wünschen ist.
Die Nymphen sind was stoltz/ die meisten zweiffeln nicht/
Als wär ihm alles geld und alles gut verpflicht:
Wer ihrer einfalt nun so viel zu willen thut/
Demselben sind sie auch von gantzem hertzen gut.
Wohl dem der solch ein glück in seinem spiel empfindt/
Daß wenn er gleich verspielt noch was dazu gewinnt.
Fill. Es ist wohl wahr/ daß man bey dem frauen-
zimmer nicht gewinns wegen spielen darff. Doch
habe ich mich offt verwundert/ warum etliche perso-
nen so gewinnsüchtig sind/ und sich über dem verspie-
len so hauptsächlich erzürnen können/ die doch keinen
mangel am gelde haben.
Gil. Es ist/ wie vor gedacht/ die angebohrne ehr-
sucht/ daß eine jedwede gerne die oberhand behalten
und ihrer gegen-part obsiegen will/ drum achten sie offt
das geld nicht/ nur der schimpff thut ihnen weh/ daß sie
einem andern weichen sollen.
Mel. Jch halte der liebe geitz kömmt auch bißwei-
len darzu.
Gil. Jch will nicht darwider streiten. Doch
zweiffle ich/ ob alle das geld lieber als die ehre zu ge-
winnen haben.
Fill. Was sagte aber dein compagnion darzu.
Gil. Er bate mich/ ich solte ihn mit solchen händeln
zufrieden lassen. Er wolt er wäre zu hause blieben/
und wann sie auch auff den künfftigen tag sechs pferde
anlegten/ solten sie ihn nicht zurücke behalten/ drum
sagte ich auch: du bist wunderlich/ daß du nicht ein
wenig kanst an dich halten. Mir ist es eben so zu wi-
der/ daß ich mit lauter tahlpossen die zeit passiren muß.
Aber wie steht es |zu ändern? Wer in der eitlen welt
leben will/ kan sich der eitelkeit allerdings nicht ent-
schla-
Uberfl. gedancken andere gattung
So trefft ihr einen tauſch der wohl zu wuͤnſchen iſt.
Die Nymphen ſind was ſtoltz/ die meiſten zweiffeln nicht/
Als waͤr ihm alles geld und alles gut verpflicht:
Wer ihrer einfalt nun ſo viel zu willen thut/
Demſelben ſind ſie auch von gantzem hertzen gut.
Wohl dem der ſolch ein gluͤck in ſeinem ſpiel empfindt/
Daß wenn er gleich verſpielt noch was dazu gewinnt.
Fill. Es iſt wohl wahr/ daß man bey dem frauen-
zimmer nicht gewinns wegen ſpielen darff. Doch
habe ich mich offt verwundert/ warum etliche perſo-
nen ſo gewinnſuͤchtig ſind/ und ſich uͤber dem verſpie-
len ſo hauptſaͤchlich erzuͤrnen koͤnnen/ die doch keinen
mangel am gelde haben.
Gil. Es iſt/ wie vor gedacht/ die angebohrne ehr-
ſucht/ daß eine jedwede gerne die oberhand behalten
und ihrer gegen-part obſiegen will/ drum achten ſie offt
das geld nicht/ nur der ſchimpff thut ihnen weh/ daß ſie
einem andern weichen ſollen.
Mel. Jch halte der liebe geitz koͤmmt auch bißwei-
len darzu.
Gil. Jch will nicht darwider ſtreiten. Doch
zweiffle ich/ ob alle das geld lieber als die ehre zu ge-
winnen haben.
Fill. Was ſagte aber dein compagnion darzu.
Gil. Er bate mich/ ich ſolte ihn mit ſolchen haͤndeln
zufrieden laſſen. Er wolt er waͤre zu hauſe blieben/
und wann ſie auch auff den kuͤnfftigen tag ſechs pferde
anlegten/ ſolten ſie ihn nicht zuruͤcke behalten/ drum
ſagte ich auch: du biſt wunderlich/ daß du nicht ein
wenig kanſt an dich halten. Mir iſt es eben ſo zu wi-
der/ daß ich mit lauter tahlpoſſen die zeit paſſiren muß.
Aber wie ſteht es |zu aͤndern? Wer in der eitlen welt
leben will/ kan ſich der eitelkeit allerdings nicht ent-
ſchla-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <sp>
            <lg type="poem">
              <pb facs="#f0338" n="322"/>
              <fw place="top" type="header">Uberfl. gedancken andere gattung</fw><lb/>
              <l>So trefft ihr einen tau&#x017F;ch der wohl zu wu&#x0364;n&#x017F;chen i&#x017F;t.</l><lb/>
              <l>Die Nymphen &#x017F;ind was &#x017F;toltz/ die mei&#x017F;ten zweiffeln nicht/</l><lb/>
              <l>Als wa&#x0364;r ihm alles geld und alles gut verpflicht:</l><lb/>
              <l>Wer ihrer einfalt nun &#x017F;o viel zu willen thut/</l><lb/>
              <l>Dem&#x017F;elben &#x017F;ind &#x017F;ie auch von gantzem hertzen gut.</l><lb/>
              <l>Wohl dem der &#x017F;olch ein glu&#x0364;ck in &#x017F;einem &#x017F;piel empfindt/</l><lb/>
              <l>Daß wenn er gleich ver&#x017F;pielt noch was dazu gewinnt.</l>
            </lg>
          </sp><lb/>
          <sp>
            <speaker>Fill.</speaker>
            <p>Es i&#x017F;t wohl wahr/ daß man bey dem frauen-<lb/>
zimmer nicht gewinns wegen &#x017F;pielen darff. Doch<lb/>
habe ich mich offt verwundert/ warum etliche per&#x017F;o-<lb/>
nen &#x017F;o gewinn&#x017F;u&#x0364;chtig &#x017F;ind/ und &#x017F;ich u&#x0364;ber dem ver&#x017F;pie-<lb/>
len &#x017F;o haupt&#x017F;a&#x0364;chlich erzu&#x0364;rnen ko&#x0364;nnen/ die doch keinen<lb/>
mangel am gelde haben.</p>
          </sp><lb/>
          <sp>
            <speaker>Gil.</speaker>
            <p>Es i&#x017F;t/ wie vor gedacht/ die angebohrne ehr-<lb/>
&#x017F;ucht/ daß eine jedwede gerne die oberhand behalten<lb/>
und ihrer gegen-part ob&#x017F;iegen will/ drum achten &#x017F;ie offt<lb/>
das geld nicht/ nur der &#x017F;chimpff thut ihnen weh/ daß &#x017F;ie<lb/>
einem andern weichen &#x017F;ollen.</p>
          </sp><lb/>
          <sp>
            <speaker>Mel.</speaker>
            <p>Jch halte der liebe geitz ko&#x0364;mmt auch bißwei-<lb/>
len darzu.</p>
          </sp><lb/>
          <sp>
            <speaker>Gil.</speaker>
            <p>Jch will nicht darwider &#x017F;treiten. Doch<lb/>
zweiffle ich/ ob alle das geld lieber als die ehre zu ge-<lb/>
winnen haben.</p>
          </sp><lb/>
          <sp>
            <speaker>Fill.</speaker>
            <p>Was &#x017F;agte aber dein compagnion darzu.</p>
          </sp><lb/>
          <sp>
            <speaker>Gil.</speaker>
            <p>Er bate mich/ ich &#x017F;olte ihn mit &#x017F;olchen ha&#x0364;ndeln<lb/>
zufrieden la&#x017F;&#x017F;en. Er wolt er wa&#x0364;re zu hau&#x017F;e blieben/<lb/>
und wann &#x017F;ie auch auff den ku&#x0364;nfftigen tag &#x017F;echs pferde<lb/>
anlegten/ &#x017F;olten &#x017F;ie ihn nicht zuru&#x0364;cke behalten/ drum<lb/>
&#x017F;agte ich auch: du bi&#x017F;t wunderlich/ daß du nicht ein<lb/>
wenig kan&#x017F;t an dich halten. Mir i&#x017F;t es eben &#x017F;o zu wi-<lb/>
der/ daß ich mit lauter tahlpo&#x017F;&#x017F;en die zeit pa&#x017F;&#x017F;iren muß.<lb/>
Aber wie &#x017F;teht es |zu a&#x0364;ndern? Wer in der eitlen welt<lb/>
leben will/ kan &#x017F;ich der eitelkeit allerdings nicht ent-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">&#x017F;chla-</fw><lb/></p>
          </sp>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[322/0338] Uberfl. gedancken andere gattung So trefft ihr einen tauſch der wohl zu wuͤnſchen iſt. Die Nymphen ſind was ſtoltz/ die meiſten zweiffeln nicht/ Als waͤr ihm alles geld und alles gut verpflicht: Wer ihrer einfalt nun ſo viel zu willen thut/ Demſelben ſind ſie auch von gantzem hertzen gut. Wohl dem der ſolch ein gluͤck in ſeinem ſpiel empfindt/ Daß wenn er gleich verſpielt noch was dazu gewinnt. Fill. Es iſt wohl wahr/ daß man bey dem frauen- zimmer nicht gewinns wegen ſpielen darff. Doch habe ich mich offt verwundert/ warum etliche perſo- nen ſo gewinnſuͤchtig ſind/ und ſich uͤber dem verſpie- len ſo hauptſaͤchlich erzuͤrnen koͤnnen/ die doch keinen mangel am gelde haben. Gil. Es iſt/ wie vor gedacht/ die angebohrne ehr- ſucht/ daß eine jedwede gerne die oberhand behalten und ihrer gegen-part obſiegen will/ drum achten ſie offt das geld nicht/ nur der ſchimpff thut ihnen weh/ daß ſie einem andern weichen ſollen. Mel. Jch halte der liebe geitz koͤmmt auch bißwei- len darzu. Gil. Jch will nicht darwider ſtreiten. Doch zweiffle ich/ ob alle das geld lieber als die ehre zu ge- winnen haben. Fill. Was ſagte aber dein compagnion darzu. Gil. Er bate mich/ ich ſolte ihn mit ſolchen haͤndeln zufrieden laſſen. Er wolt er waͤre zu hauſe blieben/ und wann ſie auch auff den kuͤnfftigen tag ſechs pferde anlegten/ ſolten ſie ihn nicht zuruͤcke behalten/ drum ſagte ich auch: du biſt wunderlich/ daß du nicht ein wenig kanſt an dich halten. Mir iſt es eben ſo zu wi- der/ daß ich mit lauter tahlpoſſen die zeit paſſiren muß. Aber wie ſteht es |zu aͤndern? Wer in der eitlen welt leben will/ kan ſich der eitelkeit allerdings nicht ent- ſchla-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Die für das DTA ausgewählte Ausgabe von 1701 vere… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/weise_jugend_1701
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/weise_jugend_1701/338
Zitationshilfe: Weise, Christian: Überflüßige Gedancken Der grünenden jugend. Leipzig, 1701, S. 322. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_jugend_1701/338>, abgerufen am 22.11.2024.