Weise, Christian: Überflüßige Gedancken Der grünenden jugend. Leipzig, 1701.Uberflüßiger gedancken Erstes Dutzent. I. Thränen der jungferschafft. Süsser gifft verliebter hertzen/ Schwaches werck-zeug voller krafft/ Werthes ziel der keuschen schmertzen/ Du berühmte jungferschafft! Freylich gehet deine zier Allen schönen sachen für. 2. Wie die rosen in dem Meyen Jhre bleiche lieblichkeit Niemals schöner von sich streuen/ Als wenn ihre sicherheit Unberührt und unbefleckt Jn dem grünen stocke steckt. 3. Also muß man dich erheben/ Weil du keiner frembden hand Dich zum raube wilst ergeben/ Sondern das beliebte pfand Aller ruh und lebens rast An der süssen freyheit hast. 4. Du ergetzst dich an der jugend/ Bist also an dir vergnügt/ Und gebrauchst dich deiner tugend/ Welche dir im hertzen liegt/ Da sie auch die beste frucht/ An der zarten keuschheit sucht. 5. Doch A
Uberfluͤßiger gedancken Erſtes Dutzent. I. Thraͤnen der jungferſchafft. Suͤſſer gifft verliebter hertzen/ Schwaches werck-zeug voller krafft/ Werthes ziel der keuſchen ſchmertzen/ Du beruͤhmte jungferſchafft! Freylich gehet deine zier Allen ſchoͤnen ſachen fuͤr. 2. Wie die roſen in dem Meyen Jhre bleiche lieblichkeit Niemals ſchoͤner von ſich ſtreuen/ Als wenn ihre ſicherheit Unberuͤhrt und unbefleckt Jn dem gruͤnen ſtocke ſteckt. 3. Alſo muß man dich erheben/ Weil du keiner frembden hand Dich zum raube wilſt ergeben/ Sondern das beliebte pfand Aller ruh und lebens raſt An der ſuͤſſen freyheit haſt. 4. Du ergetzſt dich an der jugend/ Biſt alſo an dir vergnuͤgt/ Und gebrauchſt dich deiner tugend/ Welche dir im hertzen liegt/ Da ſie auch die beſte frucht/ An der zarten keuſchheit ſucht. 5. Doch A
<TEI> <text> <body> <pb facs="#f0017"/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div n="1"> <head><hi rendition="#b">Uberfluͤßiger gedancken</hi><lb/> Erſtes Dutzent.</head><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#c"><hi rendition="#aq">I.</hi><lb/> Thraͤnen der jungferſchafft.</hi> </head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l><hi rendition="#in">S</hi>uͤſſer gifft verliebter hertzen/</l><lb/> <l>Schwaches werck-zeug voller krafft/</l><lb/> <l>Werthes ziel der keuſchen ſchmertzen/</l><lb/> <l>Du beruͤhmte jungferſchafft!</l><lb/> <l>Freylich gehet deine zier</l><lb/> <l>Allen ſchoͤnen ſachen fuͤr.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>2. Wie die roſen in dem Meyen</l><lb/> <l>Jhre bleiche lieblichkeit</l><lb/> <l>Niemals ſchoͤner von ſich ſtreuen/</l><lb/> <l>Als wenn ihre ſicherheit</l><lb/> <l>Unberuͤhrt und unbefleckt</l><lb/> <l>Jn dem gruͤnen ſtocke ſteckt.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>3. Alſo muß man dich erheben/</l><lb/> <l>Weil du keiner frembden hand</l><lb/> <l>Dich zum raube wilſt ergeben/</l><lb/> <l>Sondern das beliebte pfand</l><lb/> <l>Aller ruh und lebens raſt</l><lb/> <l>An der ſuͤſſen freyheit haſt.</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>4. Du ergetzſt dich an der jugend/</l><lb/> <l>Biſt alſo an dir vergnuͤgt/</l><lb/> <l>Und gebrauchſt dich deiner tugend/</l><lb/> <l>Welche dir im hertzen liegt/</l><lb/> <l>Da ſie auch die beſte frucht/</l><lb/> <l>An der zarten keuſchheit ſucht.</l> </lg><lb/> <fw place="bottom" type="sig">A</fw> <fw place="bottom" type="catch">5. Doch</fw><lb/> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0017]
Uberfluͤßiger gedancken
Erſtes Dutzent.
I.
Thraͤnen der jungferſchafft.
Suͤſſer gifft verliebter hertzen/
Schwaches werck-zeug voller krafft/
Werthes ziel der keuſchen ſchmertzen/
Du beruͤhmte jungferſchafft!
Freylich gehet deine zier
Allen ſchoͤnen ſachen fuͤr.
2. Wie die roſen in dem Meyen
Jhre bleiche lieblichkeit
Niemals ſchoͤner von ſich ſtreuen/
Als wenn ihre ſicherheit
Unberuͤhrt und unbefleckt
Jn dem gruͤnen ſtocke ſteckt.
3. Alſo muß man dich erheben/
Weil du keiner frembden hand
Dich zum raube wilſt ergeben/
Sondern das beliebte pfand
Aller ruh und lebens raſt
An der ſuͤſſen freyheit haſt.
4. Du ergetzſt dich an der jugend/
Biſt alſo an dir vergnuͤgt/
Und gebrauchſt dich deiner tugend/
Welche dir im hertzen liegt/
Da ſie auch die beſte frucht/
An der zarten keuſchheit ſucht.
5. Doch
A
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/weise_jugend_1701 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/weise_jugend_1701/17 |
Zitationshilfe: | Weise, Christian: Überflüßige Gedancken Der grünenden jugend. Leipzig, 1701, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_jugend_1701/17>, abgerufen am 16.02.2025. |