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Weise, Christian: Überflüßige Gedancken Der grünenden jugend. Leipzig, 1701.

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fechstes dutzent.
So wär das liebe ding die Eva nicht geschaffen/
Und wann es sünde wär/ solthätens nicht die pfaffen.
Es kan nicht unrecht seyn/ wells die Juristen thun:
Es ist nicht ungesund/ weil nicht die Aertzte ruhn:
Wanns unnatürlich wär/ so würd es die nicht jucken/
Die der Philosophie biß an den nabel gucken.
(Manum inserere in sinum Philosophiae. Terentius

Heaut. act. 3. sc. 3. v. 2. & 3.)

Wann es altvätrisch wär/ so wär es nicht beliebt
Von einem der sich auf die neue mode giebt:
Und wär es kinder-spiel/ so würden nicht die alten
Auf diese leckerey so grosse stücke halten.
Es ist auch nicht Französch/ die Teutschen kommen auch
Von augen in das hertz/ vom hertzen in den bauch.
Es ist auch nicht Catolsch/ wann wir die händel treiben/
Denn sonsten lissen es die Lutheraner bleiben. (mann/
Es ist kein schelmenstück/ sonst gieng ein handwercks-
Der ehrlich bleiben wil/ nicht so mit freuden dran.
Es ist auch keine kunst es kans ein ieder bauer/
Der liebet seine frau und hertzt sie auf die thauer.
Die liebe klinget nicht/ sonst wärs fürwahr nicht gut/
Man hörte draussen all's was man im hause thut.
Die liebe stincket nicht sonst könte man es riechen/
Alsbald wann ha und sie in einen winckel kriechen.
Die liebe sieht man nicht/ was würde sonst daraus/
Die leute leschen ja darzu die liechter auß.
Sie kan nicht bitter seyn/ dann solt es herbe schmecken/
So würde mancher nicht darnach die finger lecken.
Die lieb ist nicht berust/ sonst wäre niemand weiß:
Weiß kan sie auch nicht seyn/ dann schwartz behält den
(preiß:
Viel wenger ist sie schwer/ man kan sie leichtlich fassen/

Und

fechſtes dutzent.
So waͤr das liebe ding die Eva nicht geſchaffen/
Und wann es ſuͤnde waͤr/ ſolthaͤtens nicht die pfaffen.
Es kan nicht unrecht ſeyn/ wells die Juriſten thun:
Es iſt nicht ungeſund/ weil nicht die Aertzte ruhn:
Wanns unnatuͤrlich waͤr/ ſo wuͤrd es die nicht jucken/
Die der Philoſophie biß an den nabel gucken.
(Manum inſerere in ſinum Philoſophiæ. Terentius

Heaut. act. 3. ſc. 3. v. 2. & 3.)

Wann es altvaͤtriſch waͤr/ ſo waͤr es nicht beliebt
Von einem der ſich auf die neue mode giebt:
Und waͤr es kinder-ſpiel/ ſo wuͤrden nicht die alten
Auf dieſe leckerey ſo groſſe ſtuͤcke halten.
Es iſt auch nicht Franzoͤſch/ die Teutſchen kom̃en auch
Von augen in das hertz/ vom hertzen in den bauch.
Es iſt auch nicht Catolſch/ wañ wir die haͤndel treiben/
Denn ſonſten liſſen es die Lutheraner bleiben. (mann/
Es iſt kein ſchelmenſtuͤck/ ſonſt gieng ein handwercks-
Der ehrlich bleiben wil/ nicht ſo mit freuden dran.
Es iſt auch keine kunſt es kans ein ieder bauer/
Der liebet ſeine frau und hertzt ſie auf die thauer.
Die liebe klinget nicht/ ſonſt waͤrs fuͤrwahr nicht gut/
Man hoͤrte drauſſen all’s was man im hauſe thut.
Die liebe ſtincket nicht ſonſt koͤnte man es riechen/
Alsbald wann ha und ſie in einen winckel kriechen.
Die liebe ſieht man nicht/ was wuͤrde ſonſt daraus/
Die leute leſchen ja darzu die liechter auß.
Sie kan nicht bitter ſeyn/ dann ſolt es herbe ſchmecken/
So wuͤrde mancher nicht darnach die finger lecken.
Die lieb iſt nicht beruſt/ ſonſt waͤre niemand weiß:
Weiß kan ſie auch nicht ſeyn/ dann ſchwartz behaͤlt den
(preiß:
Viel wenger iſt ſie ſchwer/ man kan ſie leichtlich faſſen/

Und
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[107/0123] fechſtes dutzent. So waͤr das liebe ding die Eva nicht geſchaffen/ Und wann es ſuͤnde waͤr/ ſolthaͤtens nicht die pfaffen. Es kan nicht unrecht ſeyn/ wells die Juriſten thun: Es iſt nicht ungeſund/ weil nicht die Aertzte ruhn: Wanns unnatuͤrlich waͤr/ ſo wuͤrd es die nicht jucken/ Die der Philoſophie biß an den nabel gucken. (Manum inſerere in ſinum Philoſophiæ. Terentius Heaut. act. 3. ſc. 3. v. 2. & 3.) Wann es altvaͤtriſch waͤr/ ſo waͤr es nicht beliebt Von einem der ſich auf die neue mode giebt: Und waͤr es kinder-ſpiel/ ſo wuͤrden nicht die alten Auf dieſe leckerey ſo groſſe ſtuͤcke halten. Es iſt auch nicht Franzoͤſch/ die Teutſchen kom̃en auch Von augen in das hertz/ vom hertzen in den bauch. Es iſt auch nicht Catolſch/ wañ wir die haͤndel treiben/ Denn ſonſten liſſen es die Lutheraner bleiben. (mann/ Es iſt kein ſchelmenſtuͤck/ ſonſt gieng ein handwercks- Der ehrlich bleiben wil/ nicht ſo mit freuden dran. Es iſt auch keine kunſt es kans ein ieder bauer/ Der liebet ſeine frau und hertzt ſie auf die thauer. Die liebe klinget nicht/ ſonſt waͤrs fuͤrwahr nicht gut/ Man hoͤrte drauſſen all’s was man im hauſe thut. Die liebe ſtincket nicht ſonſt koͤnte man es riechen/ Alsbald wann ha und ſie in einen winckel kriechen. Die liebe ſieht man nicht/ was wuͤrde ſonſt daraus/ Die leute leſchen ja darzu die liechter auß. Sie kan nicht bitter ſeyn/ dann ſolt es herbe ſchmecken/ So wuͤrde mancher nicht darnach die finger lecken. Die lieb iſt nicht beruſt/ ſonſt waͤre niemand weiß: Weiß kan ſie auch nicht ſeyn/ dann ſchwartz behaͤlt den (preiß: Viel wenger iſt ſie ſchwer/ man kan ſie leichtlich faſſen/ Und

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Zitationshilfe: Weise, Christian: Überflüßige Gedancken Der grünenden jugend. Leipzig, 1701, S. 107. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_jugend_1701/123>, abgerufen am 16.07.2024.