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Weise, Christian: Überflüßige Gedancken Der grünenden jugend. Leipzig, 1701.

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Uberflüssiger gedancken
Ros. So tyrannisch bin ich nicht/
Euch zu schaden abgericht:
Ach behalt das hertze ja/
Sonst seyd ihr dem tode nah.
Flor. Wann mein hertz daselbsten schwebt
Wo die schönheit selber lebt/
Fürchtet sich mein lebens-licht
Vor der nacht des todes nicht.
Ros. Nun was schwatzt der lose mund?
Setzt ihr euers lebens-grund
Bloß in meiner schönheit ein/
Könnt ihr schlecht versichert seyn/
Flor. Warlich ihre schönheit ist/
Die das leben mir versüst/
Und die mir auch da gefällt
Wann sie sich zu wider stellt.
Ros. Eure worte sind zwar gut/
Aber ach ihr falsches blut/
Wisst ihr auch/ was ihr der magd
Neulich hat von mir gesagt.
Flor. Ach die mägde dürffen nicht
Wissen wie die liebes-pflicht
Und wie weit der treue schluß
Sich bey uns erstrecken muß.
Ros. Gleichwohl hab ich jene nacht
Ohne schlaffen zu gebracht/
Und darzu wer schertzen wil/
Nimmt die wahrheit mit ins spiel.
Flor. Jhr zu ehren glaub ich was/
Doch die magd das raben-aas
Hat vielleicht die sachen nicht
Mir nach willen ausgericht.
Ros.
Uberfluͤſſiger gedancken
Roſ. So tyranniſch bin ich nicht/
Euch zu ſchaden abgericht:
Ach behalt das hertze ja/
Sonſt ſeyd ihr dem tode nah.
Flor. Wann mein hertz daſelbſten ſchwebt
Wo die ſchoͤnheit ſelber lebt/
Fuͤrchtet ſich mein lebens-licht
Vor der nacht des todes nicht.
Roſ. Nun was ſchwatzt der loſe mund?
Setzt ihr euers lebens-grund
Bloß in meiner ſchoͤnheit ein/
Koͤnnt ihr ſchlecht verſichert ſeyn/
Flor. Warlich ihre ſchoͤnheit iſt/
Die das leben mir verſuͤſt/
Und die mir auch da gefaͤllt
Wann ſie ſich zu wider ſtellt.
Roſ. Eure worte ſind zwar gut/
Aber ach ihr falſches blut/
Wiſſt ihr auch/ was ihr der magd
Neulich hat von mir geſagt.
Flor. Ach die maͤgde duͤrffen nicht
Wiſſen wie die liebes-pflicht
Und wie weit der treue ſchluß
Sich bey uns erſtrecken muß.
Roſ. Gleichwohl hab ich jene nacht
Ohne ſchlaffen zu gebracht/
Und darzu wer ſchertzen wil/
Nimmt die wahrheit mit ins ſpiel.
Flor. Jhr zu ehren glaub ich was/
Doch die magd das raben-aas
Hat vielleicht die ſachen nicht
Mir nach willen ausgericht.
Roſ.
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[98/0114] Uberfluͤſſiger gedancken Roſ. So tyranniſch bin ich nicht/ Euch zu ſchaden abgericht: Ach behalt das hertze ja/ Sonſt ſeyd ihr dem tode nah. Flor. Wann mein hertz daſelbſten ſchwebt Wo die ſchoͤnheit ſelber lebt/ Fuͤrchtet ſich mein lebens-licht Vor der nacht des todes nicht. Roſ. Nun was ſchwatzt der loſe mund? Setzt ihr euers lebens-grund Bloß in meiner ſchoͤnheit ein/ Koͤnnt ihr ſchlecht verſichert ſeyn/ Flor. Warlich ihre ſchoͤnheit iſt/ Die das leben mir verſuͤſt/ Und die mir auch da gefaͤllt Wann ſie ſich zu wider ſtellt. Roſ. Eure worte ſind zwar gut/ Aber ach ihr falſches blut/ Wiſſt ihr auch/ was ihr der magd Neulich hat von mir geſagt. Flor. Ach die maͤgde duͤrffen nicht Wiſſen wie die liebes-pflicht Und wie weit der treue ſchluß Sich bey uns erſtrecken muß. Roſ. Gleichwohl hab ich jene nacht Ohne ſchlaffen zu gebracht/ Und darzu wer ſchertzen wil/ Nimmt die wahrheit mit ins ſpiel. Flor. Jhr zu ehren glaub ich was/ Doch die magd das raben-aas Hat vielleicht die ſachen nicht Mir nach willen ausgericht. Roſ.

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Zitationshilfe: Weise, Christian: Überflüßige Gedancken Der grünenden jugend. Leipzig, 1701, S. 98. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_jugend_1701/114>, abgerufen am 16.07.2024.