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Weise, Christian: Überflüßige Gedancken Der grünenden jugend. Leipzig, 1701.

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Uberflüssiger gedancken
8. Verbrennt die lieder meine zeugen
Der ungefärbten redlichkeit/
Lernt meinen nahmen bald verschweigen/
Vergesset meiner wo ihr seyd.
Es ist genung/ ich denck an sie/
Mit mir verlohnt sichs nicht der müh.
VII.
Verwirte Reise-Gedancken.
NUn weiß ich weder aus noch ein/
Vor der bedrängten seelen-pein/
Dann mein verhängnüß macht den schluß/
Daß ich aus - - - - wandern muß.
Ach seele was betrübst du dich/
Warumb ist dir so wunderlich/
Was ist denn nun dieselbe lust/
Die du zurücke lassen must?
2. Jst es die wunder-schöne stadt:
So dich bißher ergetzet hat?
Ach nein/ vielleicht ist anderswo/
Der städte zierrath eben so:
Beliebt dir die gelegenheit/
Zu aller zarten höflichkeit/
Ach nein/ ich habe diesen pracht/
Der heucheley vor längst veracht.
3. Willstu dem Pindus hier allein
Ergeben und verbunden seyn?
Ach nein/ ich habe gnug studirt/
Wer viel kalmeusert/ wird verführt.
Du sihst vielleicht die stellen an/
Dahin man dich befördern kan?
Ach nein/ die kunst ist doch bekannt/
Und findet wohl ihr vaterland.
4. Macht
Uberfluͤſſiger gedancken
8. Verbrennt die lieder meine zeugen
Der ungefaͤrbten redlichkeit/
Lernt meinen nahmen bald verſchweigen/
Vergeſſet meiner wo ihr ſeyd.
Es iſt genung/ ich denck an ſie/
Mit mir verlohnt ſichs nicht der muͤh.
VII.
Verwirte Reiſe-Gedancken.
NUn weiß ich weder aus noch ein/
Vor der bedraͤngten ſeelen-pein/
Dann mein verhaͤngnuͤß macht den ſchluß/
Daß ich aus - - - - wandern muß.
Ach ſeele was betruͤbſt du dich/
Warumb iſt dir ſo wunderlich/
Was iſt denn nun dieſelbe luſt/
Die du zuruͤcke laſſen muſt?
2. Jſt es die wunder-ſchoͤne ſtadt:
So dich bißher ergetzet hat?
Ach nein/ vielleicht iſt anderswo/
Der ſtaͤdte zierrath eben ſo:
Beliebt dir die gelegenheit/
Zu aller zarten hoͤflichkeit/
Ach nein/ ich habe dieſen pracht/
Der heucheley vor laͤngſt veracht.
3. Willſtu dem Pindus hier allein
Ergeben und verbunden ſeyn?
Ach nein/ ich habe gnug ſtudirt/
Wer viel kalmeuſert/ wird verfuͤhrt.
Du ſihſt vielleicht die ſtellen an/
Dahin man dich befoͤrdern kan?
Ach nein/ die kunſt iſt doch bekannt/
Und findet wohl ihr vaterland.
4. Macht
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[88/0104] Uberfluͤſſiger gedancken 8. Verbrennt die lieder meine zeugen Der ungefaͤrbten redlichkeit/ Lernt meinen nahmen bald verſchweigen/ Vergeſſet meiner wo ihr ſeyd. Es iſt genung/ ich denck an ſie/ Mit mir verlohnt ſichs nicht der muͤh. VII. Verwirte Reiſe-Gedancken. NUn weiß ich weder aus noch ein/ Vor der bedraͤngten ſeelen-pein/ Dann mein verhaͤngnuͤß macht den ſchluß/ Daß ich aus - - - - wandern muß. Ach ſeele was betruͤbſt du dich/ Warumb iſt dir ſo wunderlich/ Was iſt denn nun dieſelbe luſt/ Die du zuruͤcke laſſen muſt? 2. Jſt es die wunder-ſchoͤne ſtadt: So dich bißher ergetzet hat? Ach nein/ vielleicht iſt anderswo/ Der ſtaͤdte zierrath eben ſo: Beliebt dir die gelegenheit/ Zu aller zarten hoͤflichkeit/ Ach nein/ ich habe dieſen pracht/ Der heucheley vor laͤngſt veracht. 3. Willſtu dem Pindus hier allein Ergeben und verbunden ſeyn? Ach nein/ ich habe gnug ſtudirt/ Wer viel kalmeuſert/ wird verfuͤhrt. Du ſihſt vielleicht die ſtellen an/ Dahin man dich befoͤrdern kan? Ach nein/ die kunſt iſt doch bekannt/ Und findet wohl ihr vaterland. 4. Macht

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Zitationshilfe: Weise, Christian: Überflüßige Gedancken Der grünenden jugend. Leipzig, 1701, S. 88. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_jugend_1701/104>, abgerufen am 16.07.2024.