Weise, Christian: Die drey ärgsten Ertz-Narren. 2. Aufl. 1673.
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fuͤhrte folgenden Diſcurs. Es iſt eine wun-
derliche Sache/ daß man dem Gluͤcke in dieſer
Welt ſo viel nachgeben muß; wie mancher
zeucht von einem Orte zum andern/ und ſucht
Befoͤrderung/ doch weil er den Zweck nicht in
acht nimmt/ darauff ſein Glũcke ziehlt/ geht al-
les den Krebsgang. Hingegen wer dem
Gluͤcke gleichſam in die prædeſtination hinein
rennt/ der mag es ſo naͤrriſch und ſo plump
vornehmen/ als er will/ ſo muß er doch erho-
ben/ und vielen andern vorgezogen werden.
Wie viel habe ich gekennt/ die wolten entwe-
der auf ihrer Eltern Einrathen/ oder auch wol
auf ihr eigen plaiſir Theologiam ſtudiren:
allein es gerieth ins Stecken/ biß ſie das Stu-
dium Juris vor die Hand nahmen/ darzu ſie
von dem Gluͤcke waren gewidmet worden.
Und alsdann muſte man ſich verwundern/
wie alles ſo gluͤcklich und geſegnet war. An-
dere haben die Medicin ergriffen/ welche bey
der Juriſterey verdorben waͤren/ und was iſt
gemeiner/ als daß ein Menſch/ der mit Gewalt
will einen Gelaͤhrten bedeuten/ ſich hernach in
das Bierbrauen/ in die Handlung/ in den
Ackerbau und in andere Handthierungen ſte-
cken muß/ welcher ohn allen Zweiffel beſſer ge-
than haͤtte/ wann er Anfangs dem Gluͤcke waͤ-
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