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Weise, Christian: Die drey ärgsten Ertz-Narren. 2. Aufl. 1673.

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so vornehm seyn als ein junger Rathsherr.

Bey diesem Gespräche war eine alte Frau/
welche bey der Wirthin Niederkunfft solte
Wärterin werden/ die muste ihren Dreyhel-
lers-Pfennig auch darzu geben. Jhr jun-
gen Weibergen/ haltet mirs als einer unver-
ständigen Frau zu gute/ daß ich auch was drein
rede. Sind es nicht rechte Narren-Possen
mit dem oben an gehen. Jch dächte/ wenn
man gute Kleider am Leibe/ und gut Essen/
und Trincken im Bauche hätte/ so thät ich
was auf die elende Ehre. Man wird ja we-
der fett noch dürre davon/ ob mann im ersten
oder im letzten Paar geht. Jch hätte mei Sile
nicht zu einen Manne getocht/ wäre mir eine
Frau mit den Obenangehen auffgezogen kom-
men/ ich hätte ein Banckbein außgetreten/ wann
sonst kein Stecken wäre zur Hand gewesen/
und hätte ihr die sechshundert Thaler zu ge-
zehlt. Zu meiner Zeit waren auch vornehme
Leute/ sie giengen in ihren mardernen Schau-
ben daher/ daß einem das Hertze im Leibe lach-
te. Allein von solchen Narren-Possen/ wie die
Leute itzt vornehmen/ hab ich nie gehört. Ach
ihr jungen Spritzen/ lasset es bey den alten
Löchern bleiben/ und lasset die neuen
ungebohrt.

CAP.


ſo vornehm ſeyn als ein junger Rathsherr.

Bey dieſem Geſpraͤche war eine alte Frau/
welche bey der Wirthin Niederkunfft ſolte
Waͤrterin werden/ die muſte ihren Dreyhel-
lers-Pfennig auch darzu geben. Jhr jun-
gen Weibergen/ haltet mirs als einer unver-
ſtaͤndigen Fꝛau zu gute/ daß ich auch was dꝛein
rede. Sind es nicht rechte Narren-Poſſen
mit dem oben an gehen. Jch daͤchte/ wenn
man gute Kleider am Leibe/ und gut Eſſen/
und Trincken im Bauche haͤtte/ ſo thaͤt ich
was auf die elende Ehre. Man wird ja we-
der fett noch duͤrre davon/ ob mann im erſten
oder im letzten Paar geht. Jch haͤtte mei Sile
nicht zu einen Manne getocht/ waͤre mir eine
Frau mit den Obenangehen auffgezogen kom-
men/ ich haͤtte ein Banckbein außgetreten/ wañ
ſonſt kein Stecken waͤre zur Hand geweſen/
und haͤtte ihr die ſechshundert Thaler zu ge-
zehlt. Zu meiner Zeit waren auch vornehme
Leute/ ſie giengen in ihren mardernen Schau-
ben daher/ daß einem das Hertze im Leibe lach-
te. Allein von ſolchen Narren-Poſſen/ wie die
Leute itzt vornehmen/ hab ich nie gehoͤrt. Ach
ihr jungen Spritzen/ laſſet es bey den alten
Loͤchern bleiben/ und laſſet die neuen
ungebohrt.

CAP.
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[351/0357] ſo vornehm ſeyn als ein junger Rathsherr. Bey dieſem Geſpraͤche war eine alte Frau/ welche bey der Wirthin Niederkunfft ſolte Waͤrterin werden/ die muſte ihren Dreyhel- lers-Pfennig auch darzu geben. Jhr jun- gen Weibergen/ haltet mirs als einer unver- ſtaͤndigen Fꝛau zu gute/ daß ich auch was dꝛein rede. Sind es nicht rechte Narren-Poſſen mit dem oben an gehen. Jch daͤchte/ wenn man gute Kleider am Leibe/ und gut Eſſen/ und Trincken im Bauche haͤtte/ ſo thaͤt ich was auf die elende Ehre. Man wird ja we- der fett noch duͤrre davon/ ob mann im erſten oder im letzten Paar geht. Jch haͤtte mei Sile nicht zu einen Manne getocht/ waͤre mir eine Frau mit den Obenangehen auffgezogen kom- men/ ich haͤtte ein Banckbein außgetreten/ wañ ſonſt kein Stecken waͤre zur Hand geweſen/ und haͤtte ihr die ſechshundert Thaler zu ge- zehlt. Zu meiner Zeit waren auch vornehme Leute/ ſie giengen in ihren mardernen Schau- ben daher/ daß einem das Hertze im Leibe lach- te. Allein von ſolchen Narren-Poſſen/ wie die Leute itzt vornehmen/ hab ich nie gehoͤrt. Ach ihr jungen Spritzen/ laſſet es bey den alten Loͤchern bleiben/ und laſſet die neuen ungebohrt. CAP.

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Zitationshilfe: Weise, Christian: Die drey ärgsten Ertz-Narren. 2. Aufl. 1673, S. 351. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_ertznarren_1672/357>, abgerufen am 22.11.2024.