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Weise, Christian: Die drey ärgsten Ertz-Narren. 2. Aufl. 1673.

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Mops. Jhr möcht wol selbst ein Eulenspie-
gel seyn.
Euryl. Jch wolte viel schuldig seyn/ daß ichs
wäre/ so hätte ich ohne Zweiffel bey dem Herrn
bessere addresse, als itzund.

Bey diesen Worten stund Mopsus vom Ti-
sche auff/ warff Teller/ Messer und Gabel von
sich/ und fluchte alle Elemente nach der Ord-
nung daher/ biß er oben in sein Zimmer kam/
da er die Boßheit nach seinem Gefallen auß-
lassen mochte. Einer/ der mit ihm auf dem
Postwagen gesessen/ konte nicht gnug erzehlen/
was sie vor Müh auff der Reise mit ihm ge-
habt; es hätte niemand den geringsten Schertz
dürffen vorbringen/ so hätte er alles auff sich
gezogen/ und zwar mit so einer lächerlichen
außlegung/ daß man fast ein Buch davon
schreiben möchte. Und über diß hätte er kei-
nen Schimpff wollen auff sich ersitzen lassen/
sondern hätte sich allezeit mit lächerlichen re-
torsionibus
gewehret. Jch muß/ sagte dieser/
nur etliche Exempel anführen. Einmal ward
auff dem Wagen gefragt/ was man guts
im Wirthshause zu hoffen habe/ und
sagte einer diß/ der andere was anders. Jch
sagte/ haben wir sonsten nichts/ so haben wir
einen guten Stockfisch. Da befand er sich also

bald
P iiij

Mopſ. Jhr moͤcht wol ſelbſt ein Eulenſpie-
gel ſeyn.
Euryl. Jch wolte viel ſchuldig ſeyn/ daß ichs
waͤre/ ſo haͤtte ich ohne Zweiffel bey dem Herrn
beſſere addreſſe, als itzund.

Bey dieſen Worten ſtund Mopſus vom Ti-
ſche auff/ warff Teller/ Meſſer und Gabel von
ſich/ und fluchte alle Elemente nach der Ord-
nung daher/ biß er oben in ſein Zimmer kam/
da er die Boßheit nach ſeinem Gefallen auß-
laſſen mochte. Einer/ der mit ihm auf dem
Poſtwagen geſeſſen/ konte nicht gnug erzehlen/
was ſie vor Muͤh auff der Reiſe mit ihm ge-
habt; es haͤtte niemand den geringſten Schertz
duͤrffen vorbringen/ ſo haͤtte er alles auff ſich
gezogen/ und zwar mit ſo einer laͤcherlichen
außlegung/ daß man faſt ein Buch davon
ſchreiben moͤchte. Und uͤber diß haͤtte er kei-
nen Schimpff wollen auff ſich erſitzen laſſen/
ſondern haͤtte ſich allezeit mit laͤcherlichen re-
torſionibus
gewehret. Jch muß/ ſagte dieſer/
nur etliche Exempel anfuͤhren. Einmal ward
auff dem Wagen gefragt/ was man guts
im Wirthshauſe zu hoffen habe/ und
ſagte einer diß/ der andere was anders. Jch
ſagte/ haben wir ſonſten nichts/ ſo haben wir
einen guten Stockfiſch. Da befand er ſich alſo

bald
P iiij
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[343/0349] Mopſ. Jhr moͤcht wol ſelbſt ein Eulenſpie- gel ſeyn. Euryl. Jch wolte viel ſchuldig ſeyn/ daß ichs waͤre/ ſo haͤtte ich ohne Zweiffel bey dem Herrn beſſere addreſſe, als itzund. Bey dieſen Worten ſtund Mopſus vom Ti- ſche auff/ warff Teller/ Meſſer und Gabel von ſich/ und fluchte alle Elemente nach der Ord- nung daher/ biß er oben in ſein Zimmer kam/ da er die Boßheit nach ſeinem Gefallen auß- laſſen mochte. Einer/ der mit ihm auf dem Poſtwagen geſeſſen/ konte nicht gnug erzehlen/ was ſie vor Muͤh auff der Reiſe mit ihm ge- habt; es haͤtte niemand den geringſten Schertz duͤrffen vorbringen/ ſo haͤtte er alles auff ſich gezogen/ und zwar mit ſo einer laͤcherlichen außlegung/ daß man faſt ein Buch davon ſchreiben moͤchte. Und uͤber diß haͤtte er kei- nen Schimpff wollen auff ſich erſitzen laſſen/ ſondern haͤtte ſich allezeit mit laͤcherlichen re- torſionibus gewehret. Jch muß/ ſagte dieſer/ nur etliche Exempel anfuͤhren. Einmal ward auff dem Wagen gefragt/ was man guts im Wirthshauſe zu hoffen habe/ und ſagte einer diß/ der andere was anders. Jch ſagte/ haben wir ſonſten nichts/ ſo haben wir einen guten Stockfiſch. Da befand er ſich alſo bald P iiij

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Zitationshilfe: Weise, Christian: Die drey ärgsten Ertz-Narren. 2. Aufl. 1673, S. 343. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_ertznarren_1672/349>, abgerufen am 25.11.2024.