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Weise, Christian: Die drey ärgsten Ertz-Narren. 2. Aufl. 1673.

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daß es durchgieng/ biß der Schlitten an ei-
nem Eckstein in tausend Stücke zersprang/
und der Stutzer in seinem Luchsbeltze auff
dem Eise herum baddelte/ wie ein Floh im Oh-
re. Wo das Pferd hinlieff/ konten sie auß
dem Gasthofe nicht sehn. Doch in kurtzer Zeit
kamen etliche Jungen/ die hatten es angepackt/
und ritten so lange in der Stadt herum/ biß
der Kerl/ dem das Pferd zustund die Reute-
rey zerstörete. Florindo hatte seine sonder-
liche Lust daran/ und sagte/ ein andermal bleib
an dem heiligen Tage zu Hause/ und den fol-
genden Tag sieh zu/ ob dir das Schlittenfah-
ren von statten geht/ wo nicht so bleib wieder
zu Hause. Eurylas sagte: Jch möchte gerne
wissen/ warum einer so gern in der Stadt auff
dem Schlitten fanhrt. Jch lobe es im freyen
Felde/ da mag ich thurnieren nach meinem G-
fallen/ und stosse an keinem Eckstein an: Jch
mag auch so offt umwerffen als ich wil/
und ist doch niemand/ der mich außlacht/ o-
der mir das Ungiück gönnt. Ja wohl/ sagte
Sigmund, ist die Lehre nicht zu tadeln/ wenn
man auß Lust auff dem Schlitten fährt. Wo
man aber dem Frauenzimmer zu gefallen sich
wil sehen lassen/ da giebt es auf dem freyen Fel-
de schlechte Possen. Drumb gleich wie jener

blin-
P ij


daß es durchgieng/ biß der Schlitten an ei-
nem Eckſtein in tauſend Stuͤcke zerſprang/
und der Stutzer in ſeinem Luchsbeltze auff
dem Eiſe herum baddelte/ wie ein Floh im Oh-
re. Wo das Pferd hinlieff/ konten ſie auß
dem Gaſthofe nicht ſehn. Doch in kurtzer Zeit
kamen etliche Jungen/ die hatten es angepackt/
und ritten ſo lange in der Stadt herum/ biß
der Kerl/ dem das Pferd zuſtund die Reute-
rey zerſtoͤrete. Florindo hatte ſeine ſonder-
liche Luſt daran/ und ſagte/ ein andermal bleib
an dem heiligen Tage zu Hauſe/ und den fol-
genden Tag ſieh zu/ ob dir das Schlittenfah-
ren von ſtatten geht/ wo nicht ſo bleib wieder
zu Hauſe. Eurylas ſagte: Jch moͤchte gerne
wiſſen/ warum einer ſo gern in der Stadt auff
dem Schlitten fāhrt. Jch lobe es im freyen
Felde/ da mag ich thurnieren nach meinem G-
fallen/ und ſtoſſe an keinem Eckſtein an: Jch
mag auch ſo offt umwerffen als ich wil/
und iſt doch niemand/ der mich außlacht/ o-
der mir das Ungiuͤck goͤnnt. Ja wohl/ ſagte
Sigmund, iſt die Lehre nicht zu tadeln/ wenn
man auß Luſt auff dem Schlitten faͤhrt. Wo
man aber dem Frauenzimmer zu gefallen ſich
wil ſehen laſſen/ da giebt es auf dem fꝛeyen Fel-
de ſchlechte Poſſen. Drumb gleich wie jener

blin-
P ij
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[339/0345] daß es durchgieng/ biß der Schlitten an ei- nem Eckſtein in tauſend Stuͤcke zerſprang/ und der Stutzer in ſeinem Luchsbeltze auff dem Eiſe herum baddelte/ wie ein Floh im Oh- re. Wo das Pferd hinlieff/ konten ſie auß dem Gaſthofe nicht ſehn. Doch in kurtzer Zeit kamen etliche Jungen/ die hatten es angepackt/ und ritten ſo lange in der Stadt herum/ biß der Kerl/ dem das Pferd zuſtund die Reute- rey zerſtoͤrete. Florindo hatte ſeine ſonder- liche Luſt daran/ und ſagte/ ein andermal bleib an dem heiligen Tage zu Hauſe/ und den fol- genden Tag ſieh zu/ ob dir das Schlittenfah- ren von ſtatten geht/ wo nicht ſo bleib wieder zu Hauſe. Eurylas ſagte: Jch moͤchte gerne wiſſen/ warum einer ſo gern in der Stadt auff dem Schlitten fāhrt. Jch lobe es im freyen Felde/ da mag ich thurnieren nach meinem G- fallen/ und ſtoſſe an keinem Eckſtein an: Jch mag auch ſo offt umwerffen als ich wil/ und iſt doch niemand/ der mich außlacht/ o- der mir das Ungiuͤck goͤnnt. Ja wohl/ ſagte Sigmund, iſt die Lehre nicht zu tadeln/ wenn man auß Luſt auff dem Schlitten faͤhrt. Wo man aber dem Frauenzimmer zu gefallen ſich wil ſehen laſſen/ da giebt es auf dem fꝛeyen Fel- de ſchlechte Poſſen. Drumb gleich wie jener blin- P ij

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Zitationshilfe: Weise, Christian: Die drey ärgsten Ertz-Narren. 2. Aufl. 1673, S. 339. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_ertznarren_1672/345>, abgerufen am 25.11.2024.