Weise, Christian: Die drey ärgsten Ertz-Narren. 2. Aufl. 1673.
CAP.
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Gluͤcke davon getragen. Dem vierdten waͤre
anderweit Befoͤrderung verſprochen wor-
ben. Die uͤbrigen haͤtte man ſchimpflich ab-
gewieſen. Eines referirte er von den Prob-
Predigten/ daß einer ohne die beyde noch dazu
begehret worden/ der eine praͤchtige aber nicht
allzu troſtreiche Predigt gehalten. Doch waͤre
ein Juncker in der Kirche geweſen/ der haͤtte
ihn verrathen/ dz ſie vom Wort zu Wort auß
einem Frantzoͤſiſchen Jeſuiten uͤberſetzt/ und
dannenhero von wenig Troſt und geiſtlicher
Erquickung geweſen. Drumb haͤtten die
Cenſores auch ſich verlauten laſſen. Sie
wolten lieber einen bloſſen Poſtillen-Reiter
haben/ der fromme und geiſtreiche Maͤnner
imitirte, als einen ſolchen Huͤlſen-Kraͤmer/
der unter dem Schein einer ſonderlichen Wiſ-
ſenſchafft und eines unvergleichlichen Fleiſ-
ſes nichts als Spreu und lehre Worte vor-
braͤchte. Man haͤtte auß der Erfahrung/
daß ſolche Prediger zwar delectirten, doch
bey den Zuhoͤrern/ ſonderlich bey einfaͤltigen
Leuten/ auf welche man vornehmlich ſe-
hen ſolte/ gar ſchlechten Nutz
ſchafften.
CAP.
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Zitationshilfe: | Weise, Christian: Die drey ärgsten Ertz-Narren. 2. Aufl. 1673, S. 335. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_ertznarren_1672/341>, abgerufen am 30.06.2024. |