Weise, Christian: Die drey ärgsten Ertz-Narren. 2. Aufl. 1673.
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dencken/ darff der ſtehlen/ der heilig iſt/ und
den ich anbeten muß/ ſo darff ichs auch thun.
Dergleichen thun andere Leute auch. Der
Wirth hoͤrte ihm zu/ endlich ſagte er: Ey wer
kan alle Mißbraͤuche abſchaffen; Die Ge-
wonheit iſt doch an ſich ſelbſt loͤblich. Es
wird den Kindern eine Furcht beygebracht/
daß ſie deſto eingezogener leben/ und auß Be-
gierde der Chriſtbeſcherung ſich froͤmmer
und fleißiger erweiſen. Gelanor verſetzte
dieß/ mein Freund/ ſagte er/ das iſt auch das
eintzige Maͤntelgen/ darunter die Papiſti-
ſchen Alfentzereyen ſich verdecken wollen.
Doch geſetzt/ es waͤre ein Nutz darbey/
weiß man denn nicht/ daß der Nutz kein
Nutz iſt/ wenn er einen groͤſſern Mißbrauch
nach ſich zeucht. Es iſt ein eben thun umb
die Furcht und um die Freude/ die etwan drey
oder vier Tage waͤhret. Jſt die Furcht groß/
ſo iſt die Verachtung deſto groͤſſer/ weñ ſie heꝛ-
nach den heilgen Chriſt keñen lernen/ da haben
ſie ein gut principium gefaſt/ ſie duͤrffen nicht
allein glauben/ was die Eltern von der Gottes-
furcht vorſchwatzen. Ja weil ſie noch in ihrer
Einfalt dahin gehen/ ſehen ſie augenſcheinlich/
dz der heilige Chriſt ſeine Gaben nicht nach der
Gerechtigkeit außtheilet. Reicher Leute
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