Weise, Christian: Die drey ärgsten Ertz-Narren. 2. Aufl. 1673.Biß der Esel seinen Schwantz hat forne/ Und die Ziege auf den Steiß ein Horne. Das war ungefehr meine herrliche Erfin- lederne
Biß der Eſel ſeinen Schwantz hat forne/ Und die Ziege auf den Steiß ein Horne. Das war ungefehr meine herrliche Erfin- lederne
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Biß der Eſel ſeinen Schwantz hat forne/
Und die Ziege auf den Steiß ein Horne.
Das war ungefehr meine herrliche Erfin-
dung/ die mich ſo beliebt machte/ daß ich den
Tag darauff zu ihr in das Haus beſtellt ward.
Jch war gehorſam/ und folgte meiner Ge-
bieterin/ wie der Kuhſchwantz dem Horn-
bocke: doch/ als ich angeſtochen kam/ erin-
nerte ich mich/ ich moͤchte ja kein groſſen Ler-
men machen/ ſie haͤtte einen Vater/ bey dem ſie
nicht des Lebens ſicher waͤre/ wenn er hinter
die Spruͤnge kommen ſolte. Jch ziſchelte
meine Complimenten ſo heiſer zu/ als haͤtte
ich den Wolff tauſendmahl geſehen/ doch mei-
ner ſtillen Muſic ungeacht/ knaſterte was an
der Thuͤr/ und wolte in die Kuͤche: da war
mein Hertze wie eine gefrorne Pferde-Qvitte.
Die Liebſte bat mich/ ich moͤchte ſie nicht in
Leibs- und Lebens-Gefahr bringen: Jch bat
ſie wieder/ ſie moͤchte mir eine Außflucht wei-
ſen. Nach langen Nachdencken muſte ich
in ein Waſſerfaß ſteigen/ und etliche Brete
daruͤber legen laſſen/ da ſaß mein Narr
friſch genug. Und ich werde es mein Tage
nicht vergeſſen/ wie ſich meine lederne Hoſen
an dem Leib anlegten/ darumb dachte ich auch/
und wenn dich alles verlaͤſt/ ſo halten die
lederne
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Zitationshilfe: | Weise, Christian: Die drey ärgsten Ertz-Narren. 2. Aufl. 1673, S. 303. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_ertznarren_1672/309>, abgerufen am 16.02.2025. |