Weise, Christian: Die drey ärgsten Ertz-Narren. 2. Aufl. 1673.
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iſt nicht ohne/ ſagte er/ es ſcheinet etwas lieder-
lich mit den Tantzen. Doch die gantze Ju-
gend koͤmmt den alten Leuten eitel und lieder-
lich vor. Und darzu kan es auch von Alten
mit Maſſe gebrauchet werden: denn die Be-
wegung iſt dem Menſchen nicht ſchaͤdlich/ ab-
ſonderlich wenn im trincken ein klein Exceſgen
vorgegangen/ da ſich der Wein deſto eher ver-
dauen und auß dem Magen bringen laͤſt/ und
alſo deſto weniger exhalationes das Gehirne
beſchweren. Wie man offt ſieht/ daß einer/
der am Tiſche ein Narr war/ auf dem Tantz-
boden wieder nuͤchtern wird. Zwar etliche
Theologi ſind hefftig darwider/ doch ſind etli-
che nicht ſo wiederwaͤrtig und Tantzen eins
mit/ daß ihnen die Kappe wackelt. Die War-
heit davon zu ſagen/ ſo haben auch etliche alte
Kirchenlehrer gar ſcharff darauff geſchrieben/
daß ſie auch geſagt: chorea eſt circulus, cu-
jus centrum eſt Diabolus: doch es iſt der al-
ten Vaͤter Brauch/ daß ſie das Kind offt mit
dem Bade außſchuͤtten/ und da ſie den Miß-
brauch tadeln ſolten/ den rechten Gebrauch
zugleich verdammen wollen. Denn ſolche
leichtfertige Taͤntze/ wie der Zeuner Tantz biß-
weilen gehalten wird/ und wie Anno 1530. zu
Dantzig einer von lauter vermum̃ten nackich-
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Zitationshilfe: | Weise, Christian: Die drey ärgsten Ertz-Narren. 2. Aufl. 1673, S. 284. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_ertznarren_1672/290>, abgerufen am 21.07.2024. |