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Weise, Christian: Die drey ärgsten Ertz-Narren. 2. Aufl. 1673.

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Nam etiam
Seculum tunc est,
Ex quo
Romani ultimum viderunt Papam,
Qui fuerit pius.
Cui parentandum esse, nisi opinantur
Itali,
Turca judicabit.
O annum admirabilem!
Ne quid addam amplius.

Gelanor sahe sich in den Weissagungen
etwas umb. Endlich ruffte er überlaut. Ach
sind das nicht Schwachheiten mit den elen-
den Stroh-Propheten/ die alle zukünfftige
Dinge auß den blossen Zahlen erzwingen wol-
len. Was hat es auff sich/ ob nun hundert
oder mehr Jahr verflossen sind? Jch sehe kei-
ne Nothwendigkeit die mir anzeigte/ warumb
ietzund eben viel mehr als sonst/ diß oder jenes
vorgehen solte. Es steckt ein betrüglicher
Gänse-Glauben dahinter: dann dieses ist ge-
wiß/ daß in dem eitelen Weltwesen nichts ü-
ber hundert Jahr in einem Lauffe verbleiben
kan. Also daß man sich schwerlich verrech-
net/ wann man spricht/ über hundert Jahr
werde diß Reich stärcker/ ein anders schwä-
cher seyn. Aber warum es nicht eher oder läng-

samer
L iij


Nam etiam
Seculum tunc eſt,
Ex quo
Romani ultimum viderunt Papam,
Qui fuerit pius.
Cui parentandum eſſe, niſi opinantur
Itali,
Turca judicabit.
O annum admirabilem!
Ne quid addam amplius.

Gelanor ſahe ſich in den Weiſſagungen
etwas umb. Endlich ruffte er uͤberlaut. Ach
ſind das nicht Schwachheiten mit den elen-
den Stroh-Propheten/ die alle zukuͤnfftige
Dinge auß den bloſſen Zahlen erzwingen wol-
len. Was hat es auff ſich/ ob nun hundert
oder mehr Jahr verfloſſen ſind? Jch ſehe kei-
ne Nothwendigkeit die mir anzeigte/ warumb
ietzund eben viel mehr als ſonſt/ diß oder jenes
vorgehen ſolte. Es ſteckt ein betruͤglicher
Gaͤnſe-Glauben dahinter: dann dieſes iſt ge-
wiß/ daß in dem eitelen Weltweſen nichts uͤ-
ber hundert Jahr in einem Lauffe verbleiben
kan. Alſo daß man ſich ſchwerlich verrech-
net/ wann man ſpricht/ uͤber hundert Jahr
werde diß Reich ſtaͤrcker/ ein anders ſchwaͤ-
cher ſeyn. Aber waꝛum es nicht eher oder laͤng-

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[245/0251] Nam etiam Seculum tunc eſt, Ex quo Romani ultimum viderunt Papam, Qui fuerit pius. Cui parentandum eſſe, niſi opinantur Itali, Turca judicabit. O annum admirabilem! Ne quid addam amplius. Gelanor ſahe ſich in den Weiſſagungen etwas umb. Endlich ruffte er uͤberlaut. Ach ſind das nicht Schwachheiten mit den elen- den Stroh-Propheten/ die alle zukuͤnfftige Dinge auß den bloſſen Zahlen erzwingen wol- len. Was hat es auff ſich/ ob nun hundert oder mehr Jahr verfloſſen ſind? Jch ſehe kei- ne Nothwendigkeit die mir anzeigte/ warumb ietzund eben viel mehr als ſonſt/ diß oder jenes vorgehen ſolte. Es ſteckt ein betruͤglicher Gaͤnſe-Glauben dahinter: dann dieſes iſt ge- wiß/ daß in dem eitelen Weltweſen nichts uͤ- ber hundert Jahr in einem Lauffe verbleiben kan. Alſo daß man ſich ſchwerlich verrech- net/ wann man ſpricht/ uͤber hundert Jahr werde diß Reich ſtaͤrcker/ ein anders ſchwaͤ- cher ſeyn. Aber waꝛum es nicht eher oder laͤng- ſamer L iij

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Zitationshilfe: Weise, Christian: Die drey ärgsten Ertz-Narren. 2. Aufl. 1673, S. 245. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_ertznarren_1672/251>, abgerufen am 26.12.2024.