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Weise, Christian: Die drey ärgsten Ertz-Narren. 2. Aufl. 1673.

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ein stücke von der zunge verlohren hat. Die-
ser hatte sich lassen weiß machen/ es wäre in ei-
nem Gasthoffe ein alter Doctor, der solchem
vitio lingvae gar leicht abhelffen könte. Nun
glautbe der gute Mensch der Relation, und
kam eben dahin/ wo unsere Compagnie ihr
Qvartier auffgeschlagen hatte. Eurylas stun-
de im Hause/ und konte in seinem Schimmel-
kopffe wol gar vor einen Doctor mit lauffen. Zu
diesem verfügte sich der Patient/ und klagte
ihm seine Noth/ welcher Gestalt er mit so ei-
nem vexierlichen Malo behafftet/ dadurch er
offt bey dem Frauenzimmer in sonderliche
Verachtung gerathen wäre/ dann da könne
kein Königsspiel/ oder des Pfandaußlösens
oder sonst etwas gespielet werden/ so müste er
herhalten. Unlängst habe ihm eine Jungfer
auffgelegt/ er solte sechs mahl in einem Athem
sprechen; drey und drey ßig gebratene Erffur-
ter Nürnberger oder Regenspurger Brat-
würste: Und da sey ein solch Gelächter ent-
standen/ daß er bey sich beschlossen/ nicht eher
in eine Gesellschafft zu kommen/ als biß er dem
Gebrechen gerathen wüste. Nun habe er
den Hr. Doctor wegen der glückseligen Curen
rühmen gehört/ also daß er seine Zuflucht zu
keinem andern nehmen könne/ bäte nur mit

der-


ein ſtuͤcke von der zunge verlohren hat. Die-
ſer hatte ſich laſſen weiß machen/ es waͤre in ei-
nem Gaſthoffe ein alter Doctor, der ſolchem
vitio lingvæ gar leicht abhelffen koͤnte. Nun
glautbe der gute Menſch der Relation, und
kam eben dahin/ wo unſere Compagnie ihr
Qvartier auffgeſchlagen hatte. Eurylas ſtun-
de im Hauſe/ und konte in ſeinem Schimmel-
kopffe wol gar vor einẽ Doctor mit lauffen. Zu
dieſem verfuͤgte ſich der Patient/ und klagte
ihm ſeine Noth/ welcher Geſtalt er mit ſo ei-
nem vexierlichen Malo behafftet/ dadurch er
offt bey dem Frauenzimmer in ſonderliche
Verachtung gerathen waͤre/ dann da koͤnne
kein Koͤnigsſpiel/ oder des Pfandaußloͤſens
oder ſonſt etwas geſpielet werden/ ſo muͤſte er
herhalten. Unlaͤngſt habe ihm eine Jungfer
auffgelegt/ er ſolte ſechs mahl in einem Athem
ſprechen; drey und drey ßig gebratene Erffur-
ter Nuͤrnberger oder Regenſpurger Brat-
wuͤrſte: Und da ſey ein ſolch Gelaͤchter ent-
ſtanden/ daß er bey ſich beſchloſſen/ nicht eher
in eine Geſellſchafft zu kommen/ als biß er dem
Gebrechen gerathen wuͤſte. Nun habe er
den Hr. Doctor wegen der gluͤckſeligen Curen
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keinem andern nehmen koͤnne/ baͤte nur mit

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[208/0214] ein ſtuͤcke von der zunge verlohren hat. Die- ſer hatte ſich laſſen weiß machen/ es waͤre in ei- nem Gaſthoffe ein alter Doctor, der ſolchem vitio lingvæ gar leicht abhelffen koͤnte. Nun glautbe der gute Menſch der Relation, und kam eben dahin/ wo unſere Compagnie ihr Qvartier auffgeſchlagen hatte. Eurylas ſtun- de im Hauſe/ und konte in ſeinem Schimmel- kopffe wol gar vor einẽ Doctor mit lauffen. Zu dieſem verfuͤgte ſich der Patient/ und klagte ihm ſeine Noth/ welcher Geſtalt er mit ſo ei- nem vexierlichen Malo behafftet/ dadurch er offt bey dem Frauenzimmer in ſonderliche Verachtung gerathen waͤre/ dann da koͤnne kein Koͤnigsſpiel/ oder des Pfandaußloͤſens oder ſonſt etwas geſpielet werden/ ſo muͤſte er herhalten. Unlaͤngſt habe ihm eine Jungfer auffgelegt/ er ſolte ſechs mahl in einem Athem ſprechen; drey und drey ßig gebratene Erffur- ter Nuͤrnberger oder Regenſpurger Brat- wuͤrſte: Und da ſey ein ſolch Gelaͤchter ent- ſtanden/ daß er bey ſich beſchloſſen/ nicht eher in eine Geſellſchafft zu kommen/ als biß er dem Gebrechen gerathen wuͤſte. Nun habe er den Hr. Doctor wegen der gluͤckſeligen Curen ruͤhmen gehoͤrt/ alſo daß er ſeine Zuflucht zu keinem andern nehmen koͤnne/ baͤte nur mit der-

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Zitationshilfe: Weise, Christian: Die drey ärgsten Ertz-Narren. 2. Aufl. 1673, S. 208. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_ertznarren_1672/214>, abgerufen am 24.11.2024.