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Weise, Christian: Die drey ärgsten Ertz-Narren. 2. Aufl. 1673.

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Wohlfahrt dabey in die Schantze schlagen.
Und also kommen sie mir vor wie die Schlan-
gen/von welchen Plinius fabulirt, daß sie über
der Geburt ihrer jungen nothwendig sterben
müssen. Nun mit einem Worte/ das heist
auß Liebe in die Hölle gefahren. Als sie
noch redeten brachten die Bauren einen
Spitzbuben vor sich her gejagt/ der hatte einer
Frauen Geld auß dem Schiebsacke entführen
wollen/ war aber auß Unvorsichtigkeit in den
Schiebsack darneben kommen. Nun warff
er die Beine hurtig nach einander auf/ und
fragte nicht viel darnach/ ob sie gleich mit Erd-
klössern hinden drein spieleten. Doch wäh-
rete die Geschwindigkeit nicht lange/ denn ein
Baur warff ihm einen Knittel unter die Bei-
ne/ daß er nothwendig fallen muste. Da
gieng nun das Ballspiel an/ und muste Gela-
nor gestehen/ er hätte nicht geglaubet/ daß ein
Bauer so justement auf eine Stäte schmeissen
könte/ als nachdem er so eine vollkommene
Probe mit angesehen. Es hätte auch leicht
geschehen können/ daß der gute Kerl wäre um
sein Leben kommen. Wenn nicht der Mann/
der in den Städgen/ Häscher/ Thürknecht/
Stundenrüffer/ Marckmeister/ Gerichtsfron/
Blutschreyer/ Stockmeister und alles war/

ihn
H


Wohlfahrt dabey in die Schantze ſchlagen.
Und alſo kommen ſie mir vor wie die Schlan-
gen/von welchen Plinius fabulirt, daß ſie uͤber
der Geburt ihrer jungen nothwendig ſterben
muͤſſen. Nun mit einem Worte/ das heiſt
auß Liebe in die Hoͤlle gefahren. Als ſie
noch redeten brachten die Bauren einen
Spitzbuben vor ſich her gejagt/ der hatte einer
Frauen Geld auß dem Schiebſacke entfuͤhren
wollen/ war aber auß Unvorſichtigkeit in den
Schiebſack darneben kommen. Nun warff
er die Beine hurtig nach einander auf/ und
fragte nicht viel darnach/ ob ſie gleich mit Erd-
kloͤſſern hinden drein ſpieleten. Doch waͤh-
rete die Geſchwindigkeit nicht lange/ denn ein
Baur warff ihm einen Knittel unter die Bei-
ne/ daß er nothwendig fallen muſte. Da
gieng nun das Ballſpiel an/ und muſte Gela-
nor geſtehen/ er haͤtte nicht geglaubet/ daß ein
Bauer ſo juſtement auf eine Staͤte ſchmeiſſen
koͤnte/ als nachdem er ſo eine vollkommene
Probe mit angeſehen. Es haͤtte auch leicht
geſchehen koͤnnen/ daß der gute Kerl waͤre um
ſein Leben kommen. Wenn nicht der Mann/
der in den Staͤdgen/ Haͤſcher/ Thürknecht/
Stundenruͤffer/ Marckmeiſter/ Geꝛichtsfron/
Blutſchreyer/ Stockmeiſter und alles war/

ihn
H
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[169/0175] Wohlfahrt dabey in die Schantze ſchlagen. Und alſo kommen ſie mir vor wie die Schlan- gen/von welchen Plinius fabulirt, daß ſie uͤber der Geburt ihrer jungen nothwendig ſterben muͤſſen. Nun mit einem Worte/ das heiſt auß Liebe in die Hoͤlle gefahren. Als ſie noch redeten brachten die Bauren einen Spitzbuben vor ſich her gejagt/ der hatte einer Frauen Geld auß dem Schiebſacke entfuͤhren wollen/ war aber auß Unvorſichtigkeit in den Schiebſack darneben kommen. Nun warff er die Beine hurtig nach einander auf/ und fragte nicht viel darnach/ ob ſie gleich mit Erd- kloͤſſern hinden drein ſpieleten. Doch waͤh- rete die Geſchwindigkeit nicht lange/ denn ein Baur warff ihm einen Knittel unter die Bei- ne/ daß er nothwendig fallen muſte. Da gieng nun das Ballſpiel an/ und muſte Gela- nor geſtehen/ er haͤtte nicht geglaubet/ daß ein Bauer ſo juſtement auf eine Staͤte ſchmeiſſen koͤnte/ als nachdem er ſo eine vollkommene Probe mit angeſehen. Es haͤtte auch leicht geſchehen koͤnnen/ daß der gute Kerl waͤre um ſein Leben kommen. Wenn nicht der Mann/ der in den Staͤdgen/ Haͤſcher/ Thürknecht/ Stundenruͤffer/ Marckmeiſter/ Geꝛichtsfron/ Blutſchreyer/ Stockmeiſter und alles war/ ihn H

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Zitationshilfe: Weise, Christian: Die drey ärgsten Ertz-Narren. 2. Aufl. 1673, S. 169. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_ertznarren_1672/175>, abgerufen am 24.11.2024.