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Weise, Christian: Die drey ärgsten Ertz-Narren. 2. Aufl. 1673.

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die selten das unrecht erworbene Gut an den
dritten Erben kommen lasse. Jhr Vater
habe ehrliche Mittel hinterlassen/ aber auf un-
ehrliche Manier erworben. Ach sagte er/
da ist wohl kein Groschen im Kasten gewesen/
da nicht etliche Seufftzer von armen Leuten
daran geklebet. So viel Steine hat er in
seinen Häusern nicht zusammen bracht/ als er
heisse Thränen von Wittwen und Wäysen
außgeprest hat. Sein Reichthum war an-
derer Leute Armuth. Er selbst war nicht
viel anders/ als eine gemeine Plage. Geld
war die Losung/
damit mochte GOtt und
Himmel bleiben/ wo sie kunten; Endlich
fuhr er dahin wie eine Bestie. Jns Gemein
gab man vor/ er wäre an einem Schlagflusse
gestorben: Doch waren viel vornebme Leute/
die munckelten/ als hätte er sich selbst ge-
henckt/ und wäre darnach von den Seinen
loß geschnitten worten/ so wohl die Schande
als des Scharffrichters Unkosten zu vermei-
den. Es war viel Pralens von der grossen
Erbschafft/ doch nun haben die Adlers-Federn
alles verzehret/ daß sie nicht mehr ein tüchtig
Federbette auffweisen können. Gelanor
stimmte mit dem Wirthe ein/ und setzte den
Discurs fort. Jch glaube es wohl/ sagte er/

daß


die ſelten das unrecht erworbene Gut an den
dritten Erben kommen laſſe. Jhr Vater
habe ehrliche Mittel hinterlaſſen/ aber auf un-
ehrliche Manier erworben. Ach ſagte er/
da iſt wohl kein Groſchen im Kaſten geweſen/
da nicht etliche Seufftzer von armen Leuten
daran geklebet. So viel Steine hat er in
ſeinen Haͤuſern nicht zuſammen bracht/ als er
heiſſe Thraͤnen von Wittwen und Waͤyſen
außgepreſt hat. Sein Reichthum war an-
derer Leute Armuth. Er ſelbſt war nicht
viel anders/ als eine gemeine Plage. Geld
war die Loſung/
damit mochte GOtt und
Himmel bleiben/ wo ſie kunten; Endlich
fuhr er dahin wie eine Beſtie. Jns Gemein
gab man vor/ er waͤre an einem Schlagfluſſe
geſtorben: Doch waren viel vornebme Leute/
die munckelten/ als haͤtte er ſich ſelbſt ge-
henckt/ und waͤre darnach von den Seinen
loß geſchnitten worten/ ſo wohl die Schande
als des Scharffrichters Unkoſten zu vermei-
den. Es war viel Pralens von der groſſen
Erbſchafft/ doch nun haben die Adlers-Federn
alles verzehret/ daß ſie nicht mehr ein tuͤchtig
Federbette auffweiſen koͤnnen. Gelanor
ſtimmte mit dem Wirthe ein/ und ſetzte den
Diſcurs fort. Jch glaube es wohl/ ſagte er/

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[167/0173] die ſelten das unrecht erworbene Gut an den dritten Erben kommen laſſe. Jhr Vater habe ehrliche Mittel hinterlaſſen/ aber auf un- ehrliche Manier erworben. Ach ſagte er/ da iſt wohl kein Groſchen im Kaſten geweſen/ da nicht etliche Seufftzer von armen Leuten daran geklebet. So viel Steine hat er in ſeinen Haͤuſern nicht zuſammen bracht/ als er heiſſe Thraͤnen von Wittwen und Waͤyſen außgepreſt hat. Sein Reichthum war an- derer Leute Armuth. Er ſelbſt war nicht viel anders/ als eine gemeine Plage. Geld war die Loſung/ damit mochte GOtt und Himmel bleiben/ wo ſie kunten; Endlich fuhr er dahin wie eine Beſtie. Jns Gemein gab man vor/ er waͤre an einem Schlagfluſſe geſtorben: Doch waren viel vornebme Leute/ die munckelten/ als haͤtte er ſich ſelbſt ge- henckt/ und waͤre darnach von den Seinen loß geſchnitten worten/ ſo wohl die Schande als des Scharffrichters Unkoſten zu vermei- den. Es war viel Pralens von der groſſen Erbſchafft/ doch nun haben die Adlers-Federn alles verzehret/ daß ſie nicht mehr ein tuͤchtig Federbette auffweiſen koͤnnen. Gelanor ſtimmte mit dem Wirthe ein/ und ſetzte den Diſcurs fort. Jch glaube es wohl/ ſagte er/ daß

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Zitationshilfe: Weise, Christian: Die drey ärgsten Ertz-Narren. 2. Aufl. 1673, S. 167. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_ertznarren_1672/173>, abgerufen am 24.11.2024.