Weise, Christian: Die drey ärgsten Ertz-Narren. 2. Aufl. 1673.
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Kind/ in deinen Armen: das muſte nun ein
Diſcantiſt mit heller Stimme in eine Baß-
geige ſingen. Jn waͤhrendem Liede will
Storax nach ſeiner Amaryllis ſehen/ ob ſie auch
im Fenſter audienz gaͤbe/ tritt daruͤber fehl/
daß er mit ſeinem gantzen Ornat in die Pfuͤtze
faͤllt. Da machte eine Macht gegen uͤber dieſe
Parodie: Hier liegt mein Schatz im ꝛc. biß an
die Armen. Solches ſahe der Mahler/ und
referirte es ſeinen Principalen, welche ſich all-
ſachte ſchickten/ den folgenden Tag auffzubre-
chen. Was aber Florindo vor Lehren von
ſeinem Hoffmeiſter wegen der poſſierlichen
Begebenheiten hat anhoͤren muͤſſen/ iſt unnoͤ-
thig zu erzehlen. Denn es kan ein iedweder
verſtaͤndiger Leſer die abgeſchmackten Thor-
heiten ſelbſt mit Haͤnden greiffen. Eins war
bey dem Gelanor abzumercken/ daß er zuruͤcke
dachte/ wie er in ſeiner bluͤhenden Jugend der
Liebe auch durch die Spießruthen gelauffen/
und dannenhero die gute Hoffnung hatte/ es
wuͤrde ſich auch mit dieſen jungen Liebhabern
ſchicken/ wenn ſie die Hoͤrner etwas wuͤrden
abgelauffen haben. Und in dieſem judieirte
er nicht unrecht. Denn die Liebe iſt bey einem
jungen Kerlen von 15. Jahren gleichſam als
ein Malum neceſſarium, wer auch da-
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