Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Weise, Christian: Die drey ärgsten Ertz-Narren. 2. Aufl. 1673.

Bild:
<< vorherige Seite


mehr nun der Wein in den Kopff stieg/ desto
schärffer fieng die Liebe an zu brennen:also daß
Herr Storax dem Florindo eine Humpe zu-
tranck auf des liebsten Mädgens Gesundheit/
er soff sie haustikos auß/ rieß damit das Hals-
tuch ab/ und verbrennte es auf Gesundheit ü-
ber dem Lichte. Solches solte Florindo nach-
thun/ der verstund sich endlich auf die Humpe/
aber wegen der Hals-Krause bat er/ man
möchte ihm solche Thorheit nicht zumuthen.
Das junge Fäntgen fragte wieder/ ob man
seine Liebste schimpfen wolte/ und solches Knar-
ren währete so lange/ biß Florindo sich erbar-
mete/ und mit seinen fünff Fingern auf seinem
Backen spielete; da wolten zwar die andern zu-
greiffen/ allein der Mahler hatte die Diener
schon aufgeboten/ die sich in voller battaille
ins Mittel schlugen/ und den armen Stutzer
ohne Hals-Krause dermassen koberten/ daß er
seines Kusses und seines Balsambüchsgens
hätte vergessen mögen. Letzlich machte der
Wirth Friede/ und daließ der gute blau-au-
gichte Storax seines Unglücks ungeacht die
Stadtpfeiffer hohlen/ und spendierte einem
ied weden einen Thaler/ daß sie vor der Liebsten
Thüre ein Ständgen machten. Dazumahl
war das Lied noch neu: Hier lieg ich nun/ mein

Kind/


mehr nun der Wein in den Kopff ſtieg/ deſto
ſchaͤrffer fieng die Liebe an zu brennen:alſo daß
Herr Storax dem Florindo eine Humpe zu-
tranck auf des liebſten Maͤdgens Geſundheit/
er ſoff ſie hauſtikôs auß/ rieß damit das Hals-
tuch ab/ und verbrennte es auf Geſundheit uͤ-
ber dem Lichte. Solches ſolte Florindo nach-
thun/ der verſtund ſich endlich auf die Humpe/
aber wegen der Hals-Krauſe bat er/ man
moͤchte ihm ſolche Thorheit nicht zumuthen.
Das junge Faͤntgen fragte wieder/ ob man
ſeine Liebſte ſchimpfen wolte/ und ſolches Knar-
ren waͤhrete ſo lange/ biß Florindo ſich erbar-
mete/ und mit ſeinen fuͤnff Fingern auf ſeinem
Backen ſpielete; da wolten zwar die andern zu-
greiffen/ allein der Mahler hatte die Diener
ſchon aufgeboten/ die ſich in voller battaille
ins Mittel ſchlugen/ und den armen Stutzer
ohne Hals-Krauſe dermaſſen koberten/ daß er
ſeines Kuſſes und ſeines Balſambuͤchsgens
haͤtte vergeſſen moͤgen. Letzlich machte der
Wirth Friede/ und daließ der gute blau-au-
gichte Storax ſeines Ungluͤcks ungeacht die
Stadtpfeiffer hohlen/ und ſpendierte einem
ied weden einen Thaler/ daß ſie vor der Liebſten
Thuͤre ein Staͤndgen machten. Dazumahl
war das Lied noch neu: Hier lieg ich nun/ mein

Kind/
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0143" n="137"/><lb/>
mehr nun der Wein in den Kopff &#x017F;tieg/ de&#x017F;to<lb/>
&#x017F;cha&#x0364;rffer fieng die Liebe an zu brennen:al&#x017F;o daß<lb/>
Herr <hi rendition="#aq">Storax</hi> dem <hi rendition="#aq">Florindo</hi> eine Humpe zu-<lb/>
tranck auf des lieb&#x017F;ten Ma&#x0364;dgens Ge&#x017F;undheit/<lb/>
er &#x017F;off &#x017F;ie <hi rendition="#aq">hau&#x017F;tikôs</hi> auß/ rieß damit das Hals-<lb/>
tuch ab/ und verbrennte es auf Ge&#x017F;undheit u&#x0364;-<lb/>
ber dem Lichte. Solches &#x017F;olte <hi rendition="#aq">Florindo</hi> nach-<lb/>
thun/ der ver&#x017F;tund &#x017F;ich endlich auf die Humpe/<lb/>
aber wegen der Hals-Krau&#x017F;e bat er/ man<lb/>
mo&#x0364;chte ihm &#x017F;olche Thorheit nicht zumuthen.<lb/>
Das junge Fa&#x0364;ntgen fragte wieder/ ob man<lb/>
&#x017F;eine Lieb&#x017F;te &#x017F;chimpfen wolte/ und &#x017F;olches Knar-<lb/>
ren wa&#x0364;hrete &#x017F;o lange/ biß <hi rendition="#aq">Florindo</hi> &#x017F;ich erbar-<lb/>
mete/ und mit &#x017F;einen fu&#x0364;nff Fingern auf &#x017F;einem<lb/>
Backen &#x017F;pielete; da wolten zwar die andern zu-<lb/>
greiffen/ allein der Mahler hatte die Diener<lb/>
&#x017F;chon aufgeboten/ die &#x017F;ich in voller <hi rendition="#aq">battaille</hi><lb/>
ins Mittel &#x017F;chlugen/ und den armen Stutzer<lb/>
ohne Hals-Krau&#x017F;e derma&#x017F;&#x017F;en koberten/ daß er<lb/>
&#x017F;eines Ku&#x017F;&#x017F;es und &#x017F;eines Bal&#x017F;ambu&#x0364;chsgens<lb/>
ha&#x0364;tte verge&#x017F;&#x017F;en mo&#x0364;gen. Letzlich machte der<lb/>
Wirth Friede/ und daließ der gute blau-au-<lb/>
gichte <hi rendition="#aq">Storax</hi> &#x017F;eines Unglu&#x0364;cks ungeacht die<lb/>
Stadtpfeiffer hohlen/ und &#x017F;pendierte einem<lb/>
ied weden einen Thaler/ daß &#x017F;ie vor der Lieb&#x017F;ten<lb/>
Thu&#x0364;re ein Sta&#x0364;ndgen machten. Dazumahl<lb/>
war das Lied noch neu: Hier lieg ich nun/ mein<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Kind/</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[137/0143] mehr nun der Wein in den Kopff ſtieg/ deſto ſchaͤrffer fieng die Liebe an zu brennen:alſo daß Herr Storax dem Florindo eine Humpe zu- tranck auf des liebſten Maͤdgens Geſundheit/ er ſoff ſie hauſtikôs auß/ rieß damit das Hals- tuch ab/ und verbrennte es auf Geſundheit uͤ- ber dem Lichte. Solches ſolte Florindo nach- thun/ der verſtund ſich endlich auf die Humpe/ aber wegen der Hals-Krauſe bat er/ man moͤchte ihm ſolche Thorheit nicht zumuthen. Das junge Faͤntgen fragte wieder/ ob man ſeine Liebſte ſchimpfen wolte/ und ſolches Knar- ren waͤhrete ſo lange/ biß Florindo ſich erbar- mete/ und mit ſeinen fuͤnff Fingern auf ſeinem Backen ſpielete; da wolten zwar die andern zu- greiffen/ allein der Mahler hatte die Diener ſchon aufgeboten/ die ſich in voller battaille ins Mittel ſchlugen/ und den armen Stutzer ohne Hals-Krauſe dermaſſen koberten/ daß er ſeines Kuſſes und ſeines Balſambuͤchsgens haͤtte vergeſſen moͤgen. Letzlich machte der Wirth Friede/ und daließ der gute blau-au- gichte Storax ſeines Ungluͤcks ungeacht die Stadtpfeiffer hohlen/ und ſpendierte einem ied weden einen Thaler/ daß ſie vor der Liebſten Thuͤre ein Staͤndgen machten. Dazumahl war das Lied noch neu: Hier lieg ich nun/ mein Kind/

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Bei der Ausgabe handelt es sich um die 2. Auflage… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/weise_ertznarren_1672
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/weise_ertznarren_1672/143
Zitationshilfe: Weise, Christian: Die drey ärgsten Ertz-Narren. 2. Aufl. 1673, S. 137. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_ertznarren_1672/143>, abgerufen am 28.11.2024.