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Weise, Christian: Die drey ärgsten Ertz-Narren. 2. Aufl. 1673.

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ste. Jmmitteist muste der Mahler hinauß
lauffen/ und zusehen/ ob nicht im Hause dar-
neben Gelegenheit wäre/ daß man den arti-
gen Liebhabern könte in die Karte sehen. Die-
ser kam zurücke/ mit der Zeitung/ es wäre ein
Garten hart darbey/ da man durch einen ge-
flochtenen Zaun nicht allein alles hören könte:
sondern es wäre auch ein bequem Garten-
haus/ das etliche Fenster gegen dem Garten
zu hätte/ hierauf liessen sich Gelanor, Florindo
und Eurylas nicht lang auffhaleen/ und traf-
fen in dem Garten eine alte Wittfrau an/ wel-
che sie mit aller Höffligkeit empfieng/ mit dem
Erbieten/ sie möchten alles nach ihrem Gefal-
len gebrauchen. Sie nahmen es zu Danck
an/ und baten/ man möchte nur die Thür zu-
schliessen/ und sie allein ihrer Lust gebrauchen
lassen/ es solte schon ein gutes Trinck-Geld er-
folgen. Aber wer wolte nun so viel Papier
verklecken/ als die Eitelkeit erforderte/ deren
sie in dem andern Garten mehr als zu viel an-
sichtig worden. Da war lauter Höffligkeit/
lauter Complimenten/ lauter Liebe Der
Tisch war mit dem besten Confect besetzt/ etli-
che Mägde und Jungen hatten nur zu thun/
daß sie Zucker in den Wein thaten. Der
junge Kerle selbst trenschirte die Kirschen/

und
F


ſte. Jmmitteiſt muſte der Mahler hinauß
lauffen/ und zuſehen/ ob nicht im Hauſe dar-
neben Gelegenheit waͤre/ daß man den arti-
gen Liebhabern koͤnte in die Karte ſehen. Die-
ſer kam zuruͤcke/ mit der Zeitung/ es waͤre ein
Garten hart darbey/ da man durch einen ge-
flochtenen Zaun nicht allein alles hoͤren koͤnte:
ſondern es waͤre auch ein bequem Garten-
haus/ das etliche Fenſter gegen dem Garten
zu haͤtte/ hierauf lieſſen ſich Gelanor, Florindo
und Eurylas nicht lang auffhaleen/ und traf-
fen in dem Garten eine alte Wittfrau an/ wel-
che ſie mit aller Hoͤffligkeit empfieng/ mit dem
Erbieten/ ſie moͤchten alles nach ihrem Gefal-
len gebrauchen. Sie nahmen es zu Danck
an/ und baten/ man moͤchte nur die Thuͤr zu-
ſchlieſſen/ und ſie allein ihrer Luſt gebrauchen
laſſen/ es ſolte ſchon ein gutes Trinck-Geld er-
folgen. Aber wer wolte nun ſo viel Papier
verklecken/ als die Eitelkeit erforderte/ deren
ſie in dem andern Garten mehr als zu viel an-
ſichtig worden. Da war lauter Hoͤffligkeit/
lauter Complimenten/ lauter Liebe Der
Tiſch war mit dem beſten Confect beſetzt/ etli-
che Maͤgde und Jungen hatten nur zu thun/
daß ſie Zucker in den Wein thaten. Der
junge Kerle ſelbſt trenſchirte die Kirſchen/

und
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[121/0127] ſte. Jmmitteiſt muſte der Mahler hinauß lauffen/ und zuſehen/ ob nicht im Hauſe dar- neben Gelegenheit waͤre/ daß man den arti- gen Liebhabern koͤnte in die Karte ſehen. Die- ſer kam zuruͤcke/ mit der Zeitung/ es waͤre ein Garten hart darbey/ da man durch einen ge- flochtenen Zaun nicht allein alles hoͤren koͤnte: ſondern es waͤre auch ein bequem Garten- haus/ das etliche Fenſter gegen dem Garten zu haͤtte/ hierauf lieſſen ſich Gelanor, Florindo und Eurylas nicht lang auffhaleen/ und traf- fen in dem Garten eine alte Wittfrau an/ wel- che ſie mit aller Hoͤffligkeit empfieng/ mit dem Erbieten/ ſie moͤchten alles nach ihrem Gefal- len gebrauchen. Sie nahmen es zu Danck an/ und baten/ man moͤchte nur die Thuͤr zu- ſchlieſſen/ und ſie allein ihrer Luſt gebrauchen laſſen/ es ſolte ſchon ein gutes Trinck-Geld er- folgen. Aber wer wolte nun ſo viel Papier verklecken/ als die Eitelkeit erforderte/ deren ſie in dem andern Garten mehr als zu viel an- ſichtig worden. Da war lauter Hoͤffligkeit/ lauter Complimenten/ lauter Liebe Der Tiſch war mit dem beſten Confect beſetzt/ etli- che Maͤgde und Jungen hatten nur zu thun/ daß ſie Zucker in den Wein thaten. Der junge Kerle ſelbſt trenſchirte die Kirſchen/ und F

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Zitationshilfe: Weise, Christian: Die drey ärgsten Ertz-Narren. 2. Aufl. 1673, S. 121. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_ertznarren_1672/127>, abgerufen am 22.11.2024.