Götter ärger/ als ich täglich in mir befin- de/ wo ich es weiß: Adeo facinora atqz flagitia sua ipsi quoqz in supplicium verterant, sagt Tacitus, so gar wurden ihm auch seine Thätligkeiten zur Straf- fe: So war ist es/ was Tacitus aus dem Socrate versichert/ ut corpora ver- beribus, ita saevitia, libidine, malis con- sultis animos dilacerari, daß wie die Leiber durch Schläge/ also die Gemü- ter durch Grausamkeit/ Regiersucht/ böse Rathschläge zerfleischet würden: Quippe Tiberium non fortuna, non solitudines protegebant, quin tor- menta pectoris, suasque ipse poenas fateretur, gestalten den Tiberium nicht die Glückseligkeit/ daß er gefürchtet wur- de/ von einem grossen Theil der Welt/ nicht die Einsamkeit/ dadurch er sich in Sicherheit bringen wollen/ schützen kön- ten/ daß er nicht die Hertzens-Fol- tern/ und die verdiente Straffen beken- nen muste. Nicht viel besser ergieng es dem Frantzöischen Monarchen Ludovi- co XI. weil er es auch nicht viel anders gemacht/ als Tiberius, es hatte keiner
vor
Goͤtter aͤrger/ als ich taͤglich in mir befin- de/ wo ich es weiß: Adeò facinora atq́z flagitia ſua ipſi quoq́z in ſupplicium verterant, ſagt Tacitus, ſo gar wurden ihm auch ſeine Thaͤtligkeiten zur Straf- fe: So war iſt es/ was Tacitus aus dem Socrate verſichert/ ut corpora ver- beribus, ita ſævitia, libidine, malis con- ſultis animos dilacerari, daß wie die Leiber durch Schlaͤge/ alſo die Gemuͤ- ter durch Grauſamkeit/ Regierſucht/ boͤſe Rathſchlaͤge zerfleiſchet wuͤrden: Quippe Tiberium non fortuna, non ſolitudines protegebant, quin tor- menta pectoris, ſuasque ipſe pœnas fateretur, geſtalten den Tiberium nicht die Gluͤckſeligkeit/ daß er gefuͤrchtet wur- de/ von einem groſſen Theil der Welt/ nicht die Einſamkeit/ dadurch er ſich in Sicherheit bringen wollen/ ſchuͤtzen koͤn- ten/ daß er nicht die Hertzens-Fol- tern/ und die verdiente Straffen beken- nen muſte. Nicht viel beſſer ergieng es dem Frantzoͤiſchen Monarchen Ludovi- co XI. weil er es auch nicht viel anders gemacht/ als Tiberius, es hatte keiner
vor
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0503"/>
Goͤtter aͤrger/ als ich taͤglich in mir befin-<lb/>
de/ wo ich es weiß: <hirendition="#aq">Adeò facinora atq́z<lb/>
flagitia ſua ipſi quoq́z in ſupplicium<lb/>
verterant,</hi>ſagt <hirendition="#aq">Tacitus,</hi>ſo gar wurden<lb/>
ihm auch ſeine Thaͤtligkeiten zur Straf-<lb/>
fe: So war iſt es/ was <hirendition="#aq">Tacitus</hi> aus<lb/>
dem <hirendition="#aq">Socrate</hi> verſichert/ <hirendition="#aq">ut corpora ver-<lb/>
beribus, ita ſævitia, libidine, malis con-<lb/>ſultis animos dilacerari,</hi> daß wie die<lb/>
Leiber durch Schlaͤge/ alſo die Gemuͤ-<lb/>
ter durch Grauſamkeit/ Regierſucht/<lb/>
boͤſe Rathſchlaͤge zerfleiſchet wuͤrden:<lb/><hirendition="#aq">Quippe Tiberium non fortuna, non<lb/>ſolitudines protegebant, quin tor-<lb/>
menta pectoris, ſuasque ipſe pœnas<lb/>
fateretur,</hi> geſtalten den <hirendition="#aq">Tiberium</hi> nicht<lb/>
die Gluͤckſeligkeit/ daß er gefuͤrchtet wur-<lb/>
de/ von einem groſſen Theil der Welt/<lb/>
nicht die Einſamkeit/ dadurch er ſich in<lb/>
Sicherheit bringen wollen/ ſchuͤtzen koͤn-<lb/>
ten/ daß er nicht die Hertzens-Fol-<lb/>
tern/ und die verdiente Straffen beken-<lb/>
nen muſte. Nicht viel beſſer ergieng es<lb/>
dem Frantzoͤiſchen Monarchen <hirendition="#aq">Ludovi-<lb/>
co XI.</hi> weil er es auch nicht viel anders<lb/>
gemacht/ als <hirendition="#aq">Tiberius,</hi> es hatte keiner<lb/><fwplace="bottom"type="catch">vor</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[0503]
Goͤtter aͤrger/ als ich taͤglich in mir befin-
de/ wo ich es weiß: Adeò facinora atq́z
flagitia ſua ipſi quoq́z in ſupplicium
verterant, ſagt Tacitus, ſo gar wurden
ihm auch ſeine Thaͤtligkeiten zur Straf-
fe: So war iſt es/ was Tacitus aus
dem Socrate verſichert/ ut corpora ver-
beribus, ita ſævitia, libidine, malis con-
ſultis animos dilacerari, daß wie die
Leiber durch Schlaͤge/ alſo die Gemuͤ-
ter durch Grauſamkeit/ Regierſucht/
boͤſe Rathſchlaͤge zerfleiſchet wuͤrden:
Quippe Tiberium non fortuna, non
ſolitudines protegebant, quin tor-
menta pectoris, ſuasque ipſe pœnas
fateretur, geſtalten den Tiberium nicht
die Gluͤckſeligkeit/ daß er gefuͤrchtet wur-
de/ von einem groſſen Theil der Welt/
nicht die Einſamkeit/ dadurch er ſich in
Sicherheit bringen wollen/ ſchuͤtzen koͤn-
ten/ daß er nicht die Hertzens-Fol-
tern/ und die verdiente Straffen beken-
nen muſte. Nicht viel beſſer ergieng es
dem Frantzoͤiſchen Monarchen Ludovi-
co XI. weil er es auch nicht viel anders
gemacht/ als Tiberius, es hatte keiner
vor
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Weirauch, Christian: Della Ragione di Stato Das ist Von der Geheimen und Ungemeinen Regirungs-Klugheit. Leipzig u. a., 1673, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weirauch_dellaragione_1673/503>, abgerufen am 16.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.