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Weirauch, Christian: Della Ragione di Stato Das ist Von der Geheimen und Ungemeinen Regirungs-Klugheit. Leipzig u. a., 1673.

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Mutter ohne einigen Process in ein Klo-
ster/ unter dem Vorwand/ daß Sie ih-
re Tochter dem Richardo übergeben/
welches dem Volcke wunderlich vorkom-
men/ sagt Francisc. Bacon de Verula-
mio,
daß ein armes schwaches Weib/
weil Sie eines Tyrannen Dräuun-
gen und Versprechen sich untergeben
müssen/ und zwar nach so lang ver-
flossener Zeit/ da der König nicht den
geringsten Verdruß oder Unwillen
spüren lassen/ vielmehr aber nach
so glückseeliger Vermählung Jhrer
Tochter mit dem Könige und dar-
aus bereits erzeugten Sohne/ von
dem Könige/ so unversehens und unver-
merckt mit solcher Härte tractiret wür-
de/ die eigentliche Ursache aber war/ daß
sie dem Eboracensischen Hause gar zu
sehr geneigt in einer wieder den König
gekarteten Verrätherey sich ertappen
lassen/ also daß der König/ wolte er ruhig
regiren/ sie bey Seiten schaffen muste/ zu-
mahlen sie gewohnet war in Regirungs-
Sachen sich einzumischen. Diß ver-
fahren wurde alsobald pro nimis seve-

ro &

Mutter ohne einigen Proceſſ in ein Klo-
ſter/ unter dem Vorwand/ daß Sie ih-
re Tochter dem Richardo uͤbergeben/
welches dem Volcke wunderlich vorkom-
men/ ſagt Franciſc. Bacon de Verula-
mio,
daß ein armes ſchwaches Weib/
weil Sie eines Tyrannen Draͤuun-
gen und Verſprechen ſich untergeben
muͤſſen/ und zwar nach ſo lang ver-
floſſener Zeit/ da der Koͤnig nicht den
geringſten Verdruß oder Unwillen
ſpuͤren laſſen/ vielmehr aber nach
ſo gluͤckſeeliger Vermaͤhlung Jhrer
Tochter mit dem Koͤnige und dar-
aus bereits erzeugten Sohne/ von
dem Koͤnige/ ſo unverſehens und unver-
merckt mit ſolcher Haͤrte tractiret wuͤr-
de/ die eigentliche Urſache aber war/ daß
ſie dem Eboracenſiſchen Hauſe gar zu
ſehr geneigt in einer wieder den Koͤnig
gekarteten Verraͤtherey ſich ertappen
laſſen/ alſo daß der Koͤnig/ wolte er ruhig
regiren/ ſie bey Seiten ſchaffen muſte/ zu-
mahlen ſie gewohnet war in Regirungs-
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[0309] Mutter ohne einigen Proceſſ in ein Klo- ſter/ unter dem Vorwand/ daß Sie ih- re Tochter dem Richardo uͤbergeben/ welches dem Volcke wunderlich vorkom- men/ ſagt Franciſc. Bacon de Verula- mio, daß ein armes ſchwaches Weib/ weil Sie eines Tyrannen Draͤuun- gen und Verſprechen ſich untergeben muͤſſen/ und zwar nach ſo lang ver- floſſener Zeit/ da der Koͤnig nicht den geringſten Verdruß oder Unwillen ſpuͤren laſſen/ vielmehr aber nach ſo gluͤckſeeliger Vermaͤhlung Jhrer Tochter mit dem Koͤnige und dar- aus bereits erzeugten Sohne/ von dem Koͤnige/ ſo unverſehens und unver- merckt mit ſolcher Haͤrte tractiret wuͤr- de/ die eigentliche Urſache aber war/ daß ſie dem Eboracenſiſchen Hauſe gar zu ſehr geneigt in einer wieder den Koͤnig gekarteten Verraͤtherey ſich ertappen laſſen/ alſo daß der Koͤnig/ wolte er ruhig regiren/ ſie bey Seiten ſchaffen muſte/ zu- mahlen ſie gewohnet war in Regirungs- Sachen ſich einzumiſchen. Diß ver- fahren wurde alſobald pro nimis ſeve- ro &

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Zitationshilfe: Weirauch, Christian: Della Ragione di Stato Das ist Von der Geheimen und Ungemeinen Regirungs-Klugheit. Leipzig u. a., 1673, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weirauch_dellaragione_1673/309>, abgerufen am 23.11.2024.