Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Weirauch, Christian: Della Ragione di Stato Das ist Von der Geheimen und Ungemeinen Regirungs-Klugheit. Leipzig u. a., 1673.

Bild:
<< vorherige Seite

er sich sollen ziehen lassen/ und in Warheit
unter denen Aristotelischen Schrifften ist
fast keine unvollkommener/ zerbrochener und
schadhaffter zu uns kommen/ als diese von
dem Policey Wesen/ welche alle Lob-Sprü-
che sonder Zweiffel verdienet hätte/ da ferne
so viel Mängel das beste Theil nicht bench-
men/ und diese schöne Arbeit nicht zu einem
Stückwerck machte/ über dieses noch zu be-
sorgen/ daß der Verfasser mit Fleiß eben die
Bürgerliche Lehre mit lauterm Nebel und
Wolcken überzogen/ als welcher Eröffnüß
der Erfinder selbsten alleine sich vorbehal-
ten/ indessen hat solche Schrifft nicht weni-
ger Ansehen erlanget/ als die andern Ari-
stoteli
schen/ welche vor vollkommene Be-
hältnüße der Menschlichen Gelehrigkeit ins
gemein sind gehalten worden; Jn wie vie-
ler Mund und Hertzen sind dem Aristotel
Altar gebauet/ in wie viel Schulen ist ihm
gehuldiget worden/ und wie mancher hat die
beste Zeit seines Lebens/ die Blütte seiner
Vernunfft solchen Heydnischen Blendnüs-
sen gewiedmet? Daniel Barbarus ein Pa-
triarch zu Aquileja eines andern Barbari
zu geschweigen/ welcher um eines Aristote-

lischen

er ſich ſollen ziehen laſſen/ und in Warheit
unter denen Ariſtoteliſchen Schrifften iſt
faſt keine unvollkommener/ zerbrocheneꝛ und
ſchadhaffter zu uns kommen/ als dieſe von
dem Policey Weſen/ welche alle Lob-Spruͤ-
che ſonder Zweiffel verdienet haͤtte/ da ferne
ſo viel Maͤngel das beſte Theil nicht bench-
men/ und dieſe ſchoͤne Arbeit nicht zu einem
Stuͤckwerck machte/ uͤber dieſes noch zu be-
ſorgen/ daß der Verfaſſer mit Fleiß eben die
Buͤrgerliche Lehre mit lauterm Nebel und
Wolcken uͤberzogen/ als welcher Eroͤffnuͤß
der Erfinder ſelbſten alleine ſich vorbehal-
ten/ indeſſen hat ſolche Schrifft nicht weni-
ger Anſehen erlanget/ als die andern Ari-
ſtoteli
ſchen/ welche vor vollkommene Be-
haͤltnuͤße der Menſchlichen Gelehrigkeit ins
gemein ſind gehalten worden; Jn wie vie-
ler Mund und Hertzen ſind dem Ariſtotel
Altar gebauet/ in wie viel Schulen iſt ihm
gehuldiget worden/ und wie mancher hat die
beſte Zeit ſeines Lebens/ die Bluͤtte ſeiner
Vernunfft ſolchen Heydniſchen Blendnuͤſ-
ſen gewiedmet? Daniel Barbarus ein Pa-
triarch zu Aquileja eines andern Barbari
zu geſchweigen/ welcher um eines Ariſtote-

liſchen
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0238"/>
er &#x017F;ich &#x017F;ollen ziehen la&#x017F;&#x017F;en/ und in Warheit<lb/>
unter denen <hi rendition="#aq">Ari&#x017F;tote</hi>li&#x017F;chen Schrifften i&#x017F;t<lb/>
fa&#x017F;t keine unvollkommener/ zerbrochene&#xA75B; und<lb/>
&#x017F;chadhaffter zu uns kommen/ als die&#x017F;e von<lb/>
dem Policey We&#x017F;en/ welche alle Lob-Spru&#x0364;-<lb/>
che &#x017F;onder Zweiffel verdienet ha&#x0364;tte/ da ferne<lb/>
&#x017F;o viel Ma&#x0364;ngel das be&#x017F;te Theil nicht bench-<lb/>
men/ und die&#x017F;e &#x017F;cho&#x0364;ne Arbeit nicht zu einem<lb/>
Stu&#x0364;ckwerck machte/ u&#x0364;ber die&#x017F;es noch zu be-<lb/>
&#x017F;orgen/ daß der Verfa&#x017F;&#x017F;er mit Fleiß eben die<lb/>
Bu&#x0364;rgerliche Lehre mit lauterm Nebel und<lb/>
Wolcken u&#x0364;berzogen/ als welcher Ero&#x0364;ffnu&#x0364;ß<lb/>
der Erfinder &#x017F;elb&#x017F;ten alleine &#x017F;ich vorbehal-<lb/>
ten/ inde&#x017F;&#x017F;en hat &#x017F;olche Schrifft nicht weni-<lb/>
ger An&#x017F;ehen erlanget/ als die andern <hi rendition="#aq">Ari-<lb/>
&#x017F;toteli</hi>&#x017F;chen/ welche vor vollkommene Be-<lb/>
ha&#x0364;ltnu&#x0364;ße der Men&#x017F;chlichen Gelehrigkeit ins<lb/>
gemein &#x017F;ind gehalten worden; Jn wie vie-<lb/>
ler Mund und Hertzen &#x017F;ind dem <hi rendition="#aq">Ari&#x017F;totel</hi><lb/>
Altar gebauet/ in wie viel Schulen i&#x017F;t ihm<lb/>
gehuldiget worden/ und wie mancher hat die<lb/>
be&#x017F;te Zeit &#x017F;eines Lebens/ die Blu&#x0364;tte &#x017F;einer<lb/>
Vernunfft &#x017F;olchen Heydni&#x017F;chen Blendnu&#x0364;&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en gewiedmet? <hi rendition="#aq">Daniel Barbarus</hi> ein Pa-<lb/>
triarch zu <hi rendition="#aq">Aquileja</hi> eines andern <hi rendition="#aq">Barbari</hi><lb/>
zu ge&#x017F;chweigen/ welcher um eines <hi rendition="#aq">Ari&#x017F;tote-</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#aq">li</hi>&#x017F;chen</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0238] er ſich ſollen ziehen laſſen/ und in Warheit unter denen Ariſtoteliſchen Schrifften iſt faſt keine unvollkommener/ zerbrocheneꝛ und ſchadhaffter zu uns kommen/ als dieſe von dem Policey Weſen/ welche alle Lob-Spruͤ- che ſonder Zweiffel verdienet haͤtte/ da ferne ſo viel Maͤngel das beſte Theil nicht bench- men/ und dieſe ſchoͤne Arbeit nicht zu einem Stuͤckwerck machte/ uͤber dieſes noch zu be- ſorgen/ daß der Verfaſſer mit Fleiß eben die Buͤrgerliche Lehre mit lauterm Nebel und Wolcken uͤberzogen/ als welcher Eroͤffnuͤß der Erfinder ſelbſten alleine ſich vorbehal- ten/ indeſſen hat ſolche Schrifft nicht weni- ger Anſehen erlanget/ als die andern Ari- ſtoteliſchen/ welche vor vollkommene Be- haͤltnuͤße der Menſchlichen Gelehrigkeit ins gemein ſind gehalten worden; Jn wie vie- ler Mund und Hertzen ſind dem Ariſtotel Altar gebauet/ in wie viel Schulen iſt ihm gehuldiget worden/ und wie mancher hat die beſte Zeit ſeines Lebens/ die Bluͤtte ſeiner Vernunfft ſolchen Heydniſchen Blendnuͤſ- ſen gewiedmet? Daniel Barbarus ein Pa- triarch zu Aquileja eines andern Barbari zu geſchweigen/ welcher um eines Ariſtote- liſchen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/weirauch_dellaragione_1673
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/weirauch_dellaragione_1673/238
Zitationshilfe: Weirauch, Christian: Della Ragione di Stato Das ist Von der Geheimen und Ungemeinen Regirungs-Klugheit. Leipzig u. a., 1673, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weirauch_dellaragione_1673/238>, abgerufen am 22.11.2024.