Weirauch, Christian: Della Ragione di Stato Das ist Von der Geheimen und Ungemeinen Regirungs-Klugheit. Leipzig u. a., 1673.mit was vor unterschiedenen Augen sie der D iij
mit was vor unterſchiedenen Augen ſie der D iij
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0101"/> mit was vor unterſchiedenen Augen ſie<lb/> von einem ſo/ von einem anders wird an-<lb/> geſehen worden ſeyn; Die Schwachheit<lb/> des Geſichtes und Gemuͤttes laͤſſet nicht<lb/> zu mit einerley Wuͤrckung in die ab- oder<lb/> uͤber uns gelegene Dinge vorwitzig zu<lb/> ſeyn/ auch die nechſten Entgegenwuͤrffe<lb/> kommen einem anders vor/ als dem an-<lb/> dern/ <hi rendition="#aq">Ulyſſes</hi> ſahe die <hi rendition="#aq">Penelope</hi> viel an-<lb/> ders an/ als <hi rendition="#aq">Eurymachus, Pythagoras</hi><lb/> ſahe die Sonne anders an/ als <hi rendition="#aq">Anaxa-<lb/> goras,</hi> jener als einen Gott/ dieſer als<lb/> einen Stein/ die Tugend ſelbſt hat nicht<lb/> eben auf dieſe Weiſe <hi rendition="#aq">Socrates,</hi> wie <hi rendition="#aq">Epi-<lb/> curus</hi> betrachtet/ <hi rendition="#aq">Socrates</hi> zwar als ein<lb/> Liebhaber der Gluͤckſeeligkeit/ <hi rendition="#aq">Epicurus</hi><lb/> als ein Liebhaber der Wolluſt. Jedoch<lb/> kan die Warheit eines Dinges nicht beſ-<lb/> ſer hervorbracht werden/ als durch Be-<lb/> trachtung vielerley Meinungen: Der<lb/> Glantz des Schaꝛlaches leuchtet niemah-<lb/> len heller hervor/ als wenn er neben viel<lb/> Farben geleget/ und von vielen Augen<lb/> geurtheilet wird. Wann wiederwertige<lb/> Dinge gegen einander geſtellet werden/<lb/> kan man ſie deſto klaͤrer ſehen/ die Federn<lb/> <fw place="bottom" type="sig">D iij</fw><fw place="bottom" type="catch">der</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [0101]
mit was vor unterſchiedenen Augen ſie
von einem ſo/ von einem anders wird an-
geſehen worden ſeyn; Die Schwachheit
des Geſichtes und Gemuͤttes laͤſſet nicht
zu mit einerley Wuͤrckung in die ab- oder
uͤber uns gelegene Dinge vorwitzig zu
ſeyn/ auch die nechſten Entgegenwuͤrffe
kommen einem anders vor/ als dem an-
dern/ Ulyſſes ſahe die Penelope viel an-
ders an/ als Eurymachus, Pythagoras
ſahe die Sonne anders an/ als Anaxa-
goras, jener als einen Gott/ dieſer als
einen Stein/ die Tugend ſelbſt hat nicht
eben auf dieſe Weiſe Socrates, wie Epi-
curus betrachtet/ Socrates zwar als ein
Liebhaber der Gluͤckſeeligkeit/ Epicurus
als ein Liebhaber der Wolluſt. Jedoch
kan die Warheit eines Dinges nicht beſ-
ſer hervorbracht werden/ als durch Be-
trachtung vielerley Meinungen: Der
Glantz des Schaꝛlaches leuchtet niemah-
len heller hervor/ als wenn er neben viel
Farben geleget/ und von vielen Augen
geurtheilet wird. Wann wiederwertige
Dinge gegen einander geſtellet werden/
kan man ſie deſto klaͤrer ſehen/ die Federn
der
D iij
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/weirauch_dellaragione_1673 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/weirauch_dellaragione_1673/101 |
Zitationshilfe: | Weirauch, Christian: Della Ragione di Stato Das ist Von der Geheimen und Ungemeinen Regirungs-Klugheit. Leipzig u. a., 1673, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weirauch_dellaragione_1673/101>, abgerufen am 16.02.2025. |